Paukenschlag bei den Eulen Ludwigshafen
Ben Matschkes letzte Saison
Ludwigshafen. Ben Matschke, Cheftrainer der Eulen Ludwigshafen, verlässt den Club zum Ende der Saison 20/21, wie die Eulen Ludwigshafen am Freitag, 4. September, im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gaben. „Ben Matschke wird die Eulen zum Ende der nächsten Saison verlassen“, sagte Horst Konzok, Pressesprecher des Handball-Bundesligisten. Wir werden nachberichten. Doch neben dieser schwerwiegenden Entscheidung kämpfen die Eulen Ludwigshafen noch immer um die Existenz des Vereins.
Von Kim Rileit
Die Entscheidung hat sich über einen längeren Zeitraum angebahnt und ist in Ben Matschke gereift. Lisa Heßler, die Geschäftsführerin der Eulen Ludwigshafen, blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die Zukunft. Denn: Ben Matschke, die Identifikationsfigur schlechthin und der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte wird Lücken hinterlassen. Es ist ein herber Verlust für die Eulen sowie deren gesamtes Umfeld. Dieser müsse erst verkraftet werden. Doch auf der anderen Seite berge „jede Veränderung auch eine Chance“, so Heßler. Matschke und die Geschäftsführung haben zu einem sehr frühen Zeitpunkt mit offenen Karten gespielt. "Die Eulen stehen für Offenheit und Transparenz, diese Werte zählen auch jetzt“, so Heßler.
Ben Matschke im Zwiespalt zwischen Trainer und Mensch
Ben Matschke ist seit 13 Jahren, einem Drittel seines Lebens, mit den Eulen verbunden. „Die letzten fünf Jahre als Trainer waren intensiv, haben viel Substanz gekostet. Ich möchte keiner dieser Erfahrungen missen“, erklärte Matschke. Matschke spüre große Wertschätzung von allen Seiten im Club und in dessen Umfeld: „Als Mensch könnte es mir hier nicht besser gehen. Ich stehe mit der Geschäftsführung in einem großen Vertrauensverhältnis, wir haben es geschafft, den Club bestens aufzustellen. Die Eulen sind mein Herzensverein“, so Matschke weiter. Alle Beteiligten verbinde eine „maximale Identifikation“ mit den Eulen.
Es war, ist und bleibt eine Win-Win-Situation
Doch als Trainer sei es seine Aufgabe, immer wieder alles zu reflektieren. „Ich habe die bedachte Entscheidung getroffen, dass es für mich und für die mittelfristige Weiterentwicklung des Clubs einen neuen Impuls bedarf“, sagte Matschke. Dabei rechne er mit positiven wie auch negative Emotionen, die sein Aus bei den Eulen hervorrufen wird. Dem will und muss er sich stellen. „Gleichzeitig hoffe ich, dass jeder ebenfalls reflektiert und diese gemeinsame unglaubliche Reise in Erinnerung behält“, hofft Matschke. „Es ist meine Verpflichtung und Motivation zugleich, diesen Club am 30. Juni in bestem Zustand nach einem sechsten und gewiss intensiven Jahr mit neuen Herausforderungen abzugeben“, erklärte Matschke motiviert. Jetzt wolle er sich voll auf die verbleibende Zeit konzentrieren und freue sich bereits auf den Start der Saison.
Matschkes Zukunft ist noch offen
"Ich habe die Entscheidung mit meiner Familie getroffen und sie fühlt sich richtig an", so Matschke. Die Zukunft von Ben Matschke ist noch völlig offen. Er wolle eine neue Aufgabe angehen. Gerüchte in sozialen Medien vermeldeten bereits, Matschke habe einen Vertrag bei der HSG Wetzlar unterschrieben. Matschke selbst räumt mit diesen Gerüchten auf. Es sei noch keine Entscheidung bezüglich seiner Zukunft getroffen. Somit sind die Gerüchte aus dem Internet hinfällig. "Ich will Trainer sein und auf diesem Niveau arbeiten", so Matschke.
Das Team um Ben Matschke signalisierte der Geschäftsführung bereits die Bereitschaft, den Weg der Eulen weiterhin mitzugehen. "Das Team um mich harmoniert super und ist auch in Ludwigshafen verwurzelt", so Matschke. So wollen Torwart-, Co- und auch Athletiktrainer beim Verein bleiben. Auch geht Lisa Heßler davon aus, dass Matschkes Abgang die einzige der personelle Veränderung außerhalb der Platte bleibt.
Lisa Heßler – Chefin und gute Freundin von Ben Matschke
Sie kennt den Trainer Ben Matschke wahrscheinlich besser als die meisten anderen in seinem Umfeld. Sie ist enge Freundin aber auch Chefin von Matschke. „Wir pflegen ein enges Vertrauensverhältnis in unserer Zusammenarbeit, er ist einer meiner zentralen Ansprechpartner im Verein“, so Heßler. Doch auch die emotionale Ebene spielt eine Rolle. Darüber macht sich Heßler jedoch keine Sorgen: „Wir werden die hohe Emotionalität in der Freundschaft auch nach dem Vertragsende aufrechterhalten“, kündigte Heßler an. Jede Veränderung biete auch Chancen, blickte sie gewohnt optimistisch in die Zukunft. So könne die Entscheidung einen positiven Impuls für die Mannschaft und den Club bedeuten.
Zwischen Trainersuche und Existenznot der Eulen Ludwigshafen
Die Eulen haben nun ausreichend Zeit, sich bis zum Auslaufen des Vertrags von Ben Matschke am 30. Juni 2021 um einen neuen Trainer zu kümmern. Lisa Heßler macht jedoch klar, dass es zwar eine Aufgabe sei, die zeitnah erledigt werden solle, doch sie habe „gerade viele wichtige Dinge auf dem Schreibtisch liegen“, erklärte Heßler die schwierige Situation. Sie müsse sich zunächst um die Existenz des Clubs kümmern. Denn wenn es die Eulen im Jahr 2021 nicht mehr geben würde oder der Saisonstart aus nicht durchführbar wäre, spielt die Personalie des Trainers für die Folgesaison nur eine Nebenrolle. „Natürlich ist die Suche nach einem Trainer eine sehr wichtige Aufgabe, die wir auch bearbeiten müssen und gewohnt bedacht treffen werden. Ich habe sehr großes Vertrauen in das Entscheidungsteam, dass wir eine passende Lösung für die Eulen treffen werden“, so Heßler. Die Suche soll auch zeitnah vorangetrieben werden.
Finanzielle Misere noch nicht abgewendet
Zur wirtschaftlichen Situation des Clubs sagte Heßler, dass es noch immer die größte Herausforderung für den Sport, für den Handball und demnach auch für die Eulen ist und alles abverlange. Dennoch sei es wichtig, Zuversicht und Mut zu bewahren. Denn trotz der Coronakrise sei es den Eulen gelungen, mindestens zehn neue Partner zu akquirieren. Sie alleine können zwar die aktuelle Lage nicht ausgleichen, doch sie zeigen "die positive Entwicklung und Bedeutung der Eulen. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Heßler.
Die Bundesförderung sei ein gutes Signal. Doch die Unsicherheit über dieses Programm plagt die Geschäftsführerin. Die Förderung des Spitzensports auf Landesebene geschehe aktuell noch nicht, so Heßler und betonte die Wichtigkeit der Eulen für die gesamte Region.
Hygienekonzept in der Vollendung, Genehmigung steht noch aus
Die Eulen Ludwigshafen sind auf die Genehmigung der Behörden angewiesen, um zum Saisonstart in etwa vier Wochen vor Zuschauern spielen zu dürfen. In ein Hygienekonzept wurde in einer Expertengruppe, in der auch das Klinikum Ludwigshafen vertreten ist, viel Zeit investiert. „Wir können nur die Vorarbeit leisten, werden bald ein Konzept vorlegen, welches wir verantworten und vertreten können“, so Heßler. Denn obwohl laut der aktuellen rheinland-pfälzischen Landesverordnung nur 150 Personen für Veranstaltungen im geschlossenen Raum erlaubt sind, gebe es eine Regelung für lokale Ausnahmen. Das Konzept werde in Kürze vorgelegt. In der Folge sei die Stadtverwaltung am Zug, die das Konzept genehmigen muss. Wie lange die Eulen den aktuellen Zustand noch durchhalten kann, lässt die Geschäftsführerin offen. Denn auch hier seien die Eulen auf Unterstützung der Politik angewiesen.
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
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