Kurz-Comeback bei drittem Länderspiel
Hendrik Wagner mit Blitz-Comeback
Ludwigshafen. Das ist der ganz normale Corona-EM-Wahnsinn: Hendrik Wagner von den Eulen Ludwigshafen, seit letzten Montag nach positiver Testung auf Covid 19 in Bratislava im Isolations-Hotel, stand am Sonntagabend, 23. Januar 2022, nach zwei negativen PCR-Tests und einer internistischen Untersuchung wieder auf der Platte, und kam beim 21:25 (10:12) der deutschen Handball-Nationalmannschaft gegen Schweden bei seinem Kurz-Comeback zu seinem dritten Länderspiel. Für die DHB-Auswahl, deren Konzept durch insgesamt 13 Ausfälle wegen Corona über den Haufen geworfen wurde, ist das EM-Aus nun besiegelt. Am Dienstag (25. Januar 2022, 18 Uhr) folgt das letztlich bedeutungslose letzte Hauptrunden-Gruppenspiel gegen Russland. Das ZDF überträgt live.
Der Schnellschuss beim Corona-Wahnsinn
Am Sonntagnachmittag verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer in Ludwigshafen und im Eulen-Fan-Lager: Hendrik Wagner wird am Abend gegen die Schweden im Kader sein. In der 16. Minute kommt der 24-Jährige ins Spiel. Er verschafft Julian Köster vom VfL Gummersbach eine Atempause. Der hat Wagner in den letzten Tagen der Quarantäne und nach der Erkrankung Till Klimpkes das Essen ins Hotel gebracht. In der Nationalmannschaft trägt die Nummer 28 der Eulen das Trikot mit der Nummer 27. Und Wagner trifft sofort – 6:7, der Anschlusstreffer. Tor Nummer sechs im dritten Länderspiel für den Ludwigshafener, der mit seinem zweiten Wurf gegen die Schweden am starken Torhüter Palicka scheitert. Nach fünf Minuten macht Wagner wieder Platz für Köster. „Hendrik kommt rein, er kommt direkt aus der Isolation. Nach drei Minuten sagt er: Ich kriege keine Luft mehr. Beim warm machen habe ich ihn paarmal gefragt, wie es ihm geht. Er sagte, er fühlt sich topfit. Aber im Spiel ist das was anderes. Ich kann ihn nicht mehr bringen …“, erklärt Bundestrainer Alfred Gislason am Ende, warum es beim Kurz-Comeback Hendrik Wagners bleiben musste. Der Corona-Wahnsinn …
"Alles gut", sagt Wagner
„Mir geht es super“, erklärt Hendrik Wagner am Montagmorgen. „Ich war einfach glücklich, ein paar Minuten spielen zu können. Klar war, dass ich nicht sehr viel Luft haben werde nach so einer Woche. Mir hat einfach die Luft gefehlt nach der Woche auf dem Hotelzimmer“, sagt der Rückraumspieler der Eulen. Hendrik Wagner zu seinem fünfminütigen Einsatz: „Ich konnte so dem Spieler mal ein bisschen Pause gönnen. Alles gut!“
Die Ausfälle tun weh
Die deutsche Mannschaft musste trotz der Personalmisere das Spiel gegen Schweden nicht verlieren. Aber „Jogi“ Bitter, der immer wieder am Ball dran war, hatte kaum Paraden. Daniel Rebmann blieb auch ohne Fortune im deutschen Tor. Im völlig neu zusammengestellten Rückraum, der nicht mal zusammen trainiert hatte, fehlten verständlicherweise Abstimmung und Harmonie. Die Vielzahl von technischen Fehlern brachte das DHB-Team immer wieder ins Hintertreffen, obwohl sich die Abwehr mit dem agilen Kapitän Johannes Golla und Patrick Wiencek nach dem Fehlstart gut auf Schwedens „Wurfarm“ Jim Gottfridsson eingestellt hatte. Ex-Löwe Andreas Palicka im schwedischen Tor machte den Unterschied gegen eine deutsche Rumpf-Mannschaft, die sich nie aufgab. Aber auf Halbrechts fehlten der zu Turnierbeginn so starke Kai Häfner und der überraschend wirkungsvolle Christoph Steinert. Rechtsaußen Nummer eins ist Timo Kastening – er fehlte ebenso wie die Linksaußen Marcel Schiller und Lukas Mertens oder die Halblinken Julius Kühn und Sebastian Heymann. Die eigentlich nominierten Torhüter waren längst raus: erst Andreas Wolff, dann Till Klimpke.
Am Ende fehlen Körner
„Wir haben lange auf Augenhöhe gespielt, hinten raus aber hat die Kraft gefehlt. Wir standen lange gut in der Abwehr, aber dann wurden die Körner weniger. Wir haben es auch mit dem siebten Feldspieler versucht, aber der Schuss ging nach hinten los …“, sagte Paul Drux. Das nachnominierte Mentalitätsmonster von den Füchsen Berlin gab alles, machte drei Tore. Aber Drux, die Wuchtbrumme, hat nach Verletzung und Corona-Erkrankung Trainingsrückstand. Das angesprochene Malheur bei der Umstellung auf sieben Feldspieler passierte beim Stand von 18:21 ausgerechnet dem jungen Köster, dessen Fehlpass Schweden zum 18:22 nutzte. Julian Köster, 21 Jahre, wird als die deutsche Entdeckung gefeiert. Er war gegen die abgezockten Schweden mit vier Treffern bester Torschütze der deutschen Mannschaft und gefiel auch durch sein gutes Kreisanspiel auf die überzeugenden Golla und Wiencek. ps/bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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