Sport
Vorschau auf die Langstrecken-WM WEC
Am zweiten Märzwochenende startet in Sebring / USA die Langstreckenweltmeisterschaft WEC ( World Endurance Championchip ) für Rennsportwagen in ihre neue Saison. 2022 feierte die Rennserie ihr 10-jähriges Jubiläum und hat sich damit in der internationalen Motorsportwelt fest etabliert. Das war beim Start der WEC im Jahr 2012 nicht selbstverständlich wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Es waren schon immer die schnellen, technisch aufwendigen, aber dadurch auch sehr teueren Topfahrzeuge in der Langstrecke, die einige Jahre um Titel und Pokale kämpften und dann wieder von der Bildfläche verschwanden. Ob das die Sportwagenweltmeister-Schaft war, die in den sechziger Jahren bis 1981 unter verschiedenen Reglements mit Fahrzeugen wie FORD GT40, Porsche 917, Ferrari 512 und Lola T70 ausgetragen wurde, den Gruppe C Rennwagen wie Porsche 956 / 962 oder Jaguar XJR von 1982 bis 1992, den LMP-1 Rennwagen von AUDI R8 /R10 und Peugeot 908 HDI von 1994 bis 2013, den Hybridrennwagen von Porsche, AUDI oder Toyoyta ab 2014 oder jetzt die LMH–Hypercars, immer wieder kam es auf Grund von tiefgreifenden Änderungen im Reglement zu neuen Fahrzeuggenerationen und damit zu Herstellerwechseln die entweder neu in die Rennserie einstiegen oder sich aus der Rennserie nach einigen Jahren wieder verabschiedeten um sich anderen Projekten zuzuwenden. So wird der ein oder andere in der aktuellen WEC die erfolgreichen Rennwagen von AUDI, Ford oder Jaguar vermissen, dafür sind andere namhafte Hersteller wie Porsche oder Ferrari (wieder) am Start. Höhepunkt der WEC Saison ist das Rennen in Le Mans, das weltbekannte 24 Stundenrennen das in diesem Jahr seinen 100-ten Geburtstag feiern wird. Eingeschrieben sind für die neue Saison bislang 38 Teams mit ihren Fahrzeugen die sich in 3 Klassen unterteilen. Le Mans bildet hier die Ausnahme denn dort werden 62 Fahrzeuge den Kampf einmal rund um die Uhr aufnehmen.
Die LMH-Fahrzeuge sind die Topklasse in der WEC. Technisch hoch aufgerüstet mit Hybridsystem haben die Boliden bei 1030 KG Mindestgewicht eine Motorleistung von maximal 680 PS ( 500 KW) die für den Motor und dem Hybridsystem - also für den Verbrenner plus E-Motor – gilt. Durch die BoP- Regel – Balance of Performance – möchte der Veranstalter sicherstellen dass in dieser Klasse ein möglichst großes Kräftegleichgewicht und damit Chancengleichheit für alle Hersteller besteht. Die Regel ermöglicht dem Veranstalter Fahrzeugen Motorleistung über Restriktoren oder Drehzahlbegrenzungen wegzunehmen wenn diese der Konkurrenz zu überlegen sind. Trotz der BoP-Regel beherrscht Toyota mit dem GR010-H die Serie und geht auch 2023 geht als Favorit in die neue Saison. Das japanische Team hat in den letzten 5 Jahren jeweils den Marken und Fahrertitel in der WEC gewinnen können. 2022 konnten sich Brenton Hartley / Ryo Hirakawa / Sebastian Buemi vom Toyota Gazoo Racing Team auf dem GR010 H den WM-Titel sichern.
Die Topklasse der WEC kann in diesem Jahr einige namhafte Rückkehrer in der Serie begrüßen. Mit Porsche kehrt der ehemalige Seriensieger der 24 Stunden von Le Mans und WEC-Sieger von 2015, 2016 und 2017 in die Meisterschaft zurück. Ferrari gibt mit dem 499P ein vielbeachtetes Comeback wenn auch die Erfolge der Marke aus Maranello schon einige Zeit zurückliegen. Der letzte Erfolg in der WM stammt aus der goldenen Ära des Langstreckenrennsports. 1972 konnte Jacky Ickx mit wechselnden Partnern ( Mario Andretti, Clay Regazzoni, Brian Redman ) auf dem Ferrari B312 die Sportwagen Weltmeisterschaft gewinnen. Und auch Peugeot möchte an alte Erfolge anknüpfen. Die Le Mans Sieger von 2009 bringen den 9X8 an der Start der bereits letzte Saison debutierte und nun als ausgereift gelten darf.
Mit Cadillac, Vanwall und Glickenhaus versuchen 3 Aussenseiter in die Phalanx der großen Werksteams einzudringen die von Toyota überstrahlt wird. Die Weltmeister der Jahre 2014, 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022 sind der Topfavoriten auf den Titel, allerdings hatten die Rennwagen der Japaner in den letzten Jahren noch nie so eine ernstzunehmende Konkurrenz wie 2023. So müssen die Piloten in diesem Jahr zeigen dass sie mit dem GR010 Hybrid auch gegen starke Gegner bestehen können.
Neben der Topklasse in der WEC sind 2 weitere Klassen am Start bei den insgesamt 7 Rennen die über eine Distanz von 6 Stunden ( Portimao, Spa-Francorchamps, Monza, Fuji ), 8 Stunden ( Bahrain ) 1000 KM ( Sebring ) oder 24 Stunden ( Le Mans ) gehen. In der LMP2 Klasse fahren die Wagen die der LMH Kategorie am nächsten ist. Mit einem Mindestgewicht von 930 KG sind sie 100 KG leichter als die großen Boliden, haben allerdings eine auf 560 PS begrenze Motorleistung und mit 75 lt. Fassungsvermögen einen etwas kleineren Tank. Damit fahren die Piloten in der LMP2 Kategorie um den Klassensieg bei den Rennen, der Gesamtsieg ist bei normalen Rennverlauf gegen die LMH-Wagen nahezu unmöglich. Amtierende Titelträger in der LMP2 Klasse, der sog. FIA Endurance LMP2-Trophy, sind Antonio Felix da Costa / Roberto Gonzalez / Will Stevens die in der vergangenen Saison einen ORECA im Team JOTA einsetzten.
Auch GT-Rennfahrzeuge sind in der WEC am Start. Die LMGTE Fahrzeuge sind Sportwagen auf Basis käuflicher Straßenversion die dann rennsporttauglich umgebaut werden wie der Porsche 911RSR, Ferrari 488 GTE, Aston Martin Vantage AMR oder die Chevrolet Corvette C8R. Es können 4,0 ltr. Turbomotoren oder 5,5 ltr. Sauger eingesetzt werden, das Mindestgewicht liegt bei 1245 KG bei einem Tankvolumen von 90 Litern. Aktuelle Titelträger sind Ben Keating / Marco Sorensen / David Pittard vom Team TF Sport die 2022 einen Aston Martin an den Start brachten.
Die WEC–Saison startet am 17 März in den USA mit dem 1000 Meilenrennen von Sebring. Einen Monat später fahren die Rennboliden am 16. April bei den 6 Stunden von Portimao in Portugal. Auch 2 Wochen später geht es über die gleiche Renndistanz - gefahren wird dann aber am 29. April auf der Strecke von Spa-Francorchamps in Belgien. Bevor es zum Saisonhöhepunkt nach Le Mans geht legt die WEC eine 6-wöchige Pause ein in der die Fahrzeuge für das Rennen in Frankreich penibel vorbereitet werden. Am Samstag, den 10.Juni werden dann die 62 Rennwagen auf die Reise einmal rund um die Uhr geschickt bis am Sonntag um 16:00 Uhr das bekannteste Langstreckenrennen der Welt wieder abgewunken wird. Nach 4 Wochen Pause startet die WEC dann zum 6 Stundenrennen von Monza auf der Traditionsrennstrecke inmitten des königlichen Parks. Danach geht es für die Teams in eine lange Sommerpause bevor der Tross in das ferne Asien aufbricht. Dort werden am 10.September die 6 Stunden von Fuji ausgetragen. Das Saisonfinale findet dann in der Wüste satt. Die 8 Stunden von Bahrain auf dem International Circuit bilden den Abschluss einer hoffentlich spannenden und abwechslungsreichen WEC Saison 2023.
Text: Hartmut Reuschel
Bilder: Reuschel (moto-foto)
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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