Eulen Ludwigshafen stellen Weichen für die 2. Liga
„Wir kommen wieder“
Eulen LU. „Uns gibt es noch! Und wir kommen wieder!“ Kämpferische Worte kamen am vergangenen Sonntag von Lisa Heßler, der Geschäftsführerin der Eulen Ludwigshafen nach dem Saisonfinale beim 25:27 (13:13) gegen Frisch Auf Göppingen, bei einer sehr emotionalen, sehr bewegenden, sehr authentischen Verabschiedung von Trainer Ben Matschke und den Spielern Gorazd Škof, Martin Tomovski, Dominik Mappes und Jonathan Scholz. Vor der Verabschiedung bat sie zu verzeihen, dass es keine generalstabsmäßige Vorbereitung für die kleine Abschiedsfeier geben konnte. „Es muss nicht perfekt sein, sondern von Herzen kommen“, sagte „die Chefin“, wie sie der scheidende Trainer lieb- und respektvoll nennt. Und es kam von Herzen! Alles, was nach dem Spiel geschah, gesagt wurde, in Worte gefasst wurde, machte deutlich, was die Eulen so besonders macht. Das Herz spielt mit. Der Mensch hinter der Leistung zählt.
„You’ll never walk alone“
Ganz viel Menschlichkeit lebt auch Dominik Mappes, der aus privaten Gründen nach Hüttenberg heimkehrende Spielmacher, vor. Als der Abstieg feststand, kam Mappes zur Managerin und sagte todtraurig: „Lisa – es tut mir leid.“ Ehrliche Worte eines großartigen Sportsmannes. 27 Jahre hat Torhüter Škof professionell Handball gespielt. „Seine Weltkarriere geht hier bei uns zu Ende“, würdigte Lisa Heßler den Musterprofi. Seit Monaten hatten die Ärzte dem 43-Jährigen dringend zu einer Knieoperation geraten. „Wie kann man mit so einem Knie Handball spielen, haben die Ärzte gefragt“, sagte Lisa Heßler und dankte dem knapp 44 Jahre alten ehemaligen slowenischen Nationaltorhüter, dass er die OP verschoben hat, um seiner Mannschaft zu helfen. Dass „die Chefin“ ihn auch in seiner Muttersprache würdigte, rührte Škofi zu Tränen. Er ging bewegt. Škof: „Meine lieben Eulen, vielen Dank an alle. Im Handball gilt: You’ll never walk alone!“
Drei Tage nach dem besiegelten Abstieg aus der Handball-Bundesliga ist die Enttäuschung noch frisch. „Es schmerzt“, bekannte Lisa Heßler, die sich selbst viele Fragen stellt: „Was hätte ich anders, was hätte ich besser machen können?“ Sie sagt aber auch: „Was ich nicht zulassen werde ist, dass wir uns diese Saison schlechtreden lassen!“ Sie unterstrich die sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft – trotz des unglücklichen Abstiegs, den engen Schulterschluss mit Fans und Partnern, die interne Harmonie. Die menschliche Verbundenheit habe geholfen, den Problemberg abzutragen. „So haben wir es wirtschaftlich geschafft, die Pandemie zu überstehen“, sagte Heßler, stolz und dankbar, „dass die Eulen-Familie weiter Bestand hat“. Die „Chefin“ lobte das Team hinter dem Team, mit Günter Thomas, „dem besten Betreuer überhaupt“. Wie sehr die von Corona bestimmte Spielzeit am Nervenkostüm der Geschäftsführerin zehrte, welcher Arbeitsbelastung sie meist sieben Tage in der Woche ausgesetzt war, wurde gerade in diesen Minuten ihrer Ansprache deutlich, speziell als sie die Arbeit „der unfassbaren Geschäftsstelle“ hervorhob: „Dass, was ihr in dieser Saison geleistet habt, bleibt unvergessen.“ Tränen lügen nicht …
Abschied von Ben Matschke
„Ben Matschke hat die Eulen geprägt wie kein Zweiter“, würdigte Lisa Heßler die Arbeit, Werk und Wirken des scheidenden Trainers. Fachlich ein Ausnahmekönner. Menschlich eine Ausnahmefigur. Matschke ist sicher, dass die Eulen ihre Heimspiele gegen Lemgo, Nordhorn und Essen gewonnen hätten, wären Zuschauer zugelassen gewesen. Die Pandemie (und das Verletzungspech) kosteten wohl den Klassenerhalt. Aber es gibt Entwicklungen: Sensationell sicher die Leistungen von Hendrik Wagner (23), der in seinem ersten Bundesligajahr die Erwartungen übertraf. 182 Tore, davon neun Siebenmeter, sprechen eine deutliche Sprache. Aber auch Max Neuhaus, Jannek Klein, Pascal Bührer und zuletzt auch Yessine Meddeb machten Fortschritte. Alex Falk sowieso, als er die Folgen seiner schweren Knieverletzung auskuriert hatte. Ben Matschke dankte seinen Jungs, vor allem aber auch den Fans mit dem rührigen Fan-Klub-Chef Peter Ackermann an der Spitze: „Ihr großartigen Eulen, ihr seid so viel mehr als ein Verein auf dieser Bundesliga-Landkarte. In dieser Halle steht, sitzt, so viel Glaube. Ihr seid es, die diesen Eulen Flügel verleihen. Bleibt euch treu, kämpft, dann kommt ihr wieder!“
Dauerkartenverkauf gestartet
Direkt am Dienstag ging die Arbeit weiter, der Dauerkartenverkauf für die Saison 2021/22 ist gestartet. „Der Weg in Liga zwei wird kein Rückschritt sein“, sagt die Geschäftsführerin. Natürlich gab es einen Plan B. Die Lizenz der HBL für die Zweite Liga ist erteilt. Die Personalplanung ist weit fortgeschritten: Ceven Klatt tritt ab 1. Juli die Nachfolge von Ben Matschke an. Frank Müller bleibt Co-Trainer, Philipp Grimm Teammanager. Noch offen ist die sportliche Zukunft von Kapitän Gunnar Dietrich und Azat Valiullin. Der Kader für 2021/22 mit drei Neuzugängen umfasst bisher 15 Spieler, dazu kommen zwei Talente, die das Trikot des HLZ Friesenheim-Hochdorf in der Dritten Liga tragen werden, aber Zweitspielrecht für die Eulen haben: Jan Waldgenbach (bisher HSG Wetzlar) und Marc-Robin Eisel (bisher SV 64 Zweibrücken). ps/bas
Vorläufiger Eulen-Kader 2021/22:
Torhüter: Matej Ašanin (kommt von RK Zagreb), Žiga Urbič (kommt vom SC Ferlach/Österreich), Leon Hoblaj
Rückraum rechts: Yessine Meddeb, Jannek Klein, Jan Waldgenbach (Zweitspielrecht); Rückraum Mitte: Pascal Bührer, Max Neuhaus, Jan Remmlinger
Rückraum links: Hendrik Wagner, Marc-Robin Eisel (Zweitspielrecht)
Rechtsaußen: Alexander Falk, Pascal Durak; Linksaußen: Jannik Hofmann, Enes Keskic (kommt von Füchse Berlin)
Kreis: Christian Klimek, Max Haider
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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