Interview: „Spark“-Pianist Christian Fritz und Junge Kantorei St. Martin
St. Martin.Was für ein Glück für die Kultur, insbesondere die Musik unserer Region: Er kommt aus dem Sauerland, ist 35 Jahre jung, verfügt über Pfälzer Wurzeln, seine Großeltern stammen von hier. Die Rede ist von Christian Fritz, seines Zeichens Pianist, Komponist und einer der kreativen Köpfe der renommierten Formation Spark – die klassische Band. Nun hat er in St. Martin eine neue Heimat gefunden. Und den Kontakt zur Dirigentin Ute Hormuth und ihrer Jungen Kantorei gesucht und gefunden. Gemeinsam laden sie unter dem passenden Motto „Lebenslinien“ am Sonntag, 26. März, 18 Uhr, zu einem Konzert in die Pfarrkirche St. Martin ein. Markus Pacher sprach mit beiden über das spannende Projekt und die Idee, die dahintersteckt: Jugendlichen in unkonventioneller Weise, abseits des traditionellen Konzertbetriebs, den Zugang zur klassischen Musik zu erleichtern.
??? Herr Fritz, wie kam der Kontakt zu Ute Hormuth zustande, wie und wo habt ihr Euch kennen gelernt?
Christian Fritz: Ich glaube, das haben wir unter anderem der Coronazeit zu verdanken. Während unserer konzertlosen Zeit mussten wir im Zuge einer CD-Produktion nach einem neuen Probenraum in der Region Ausschau halten, nachdem wir in Karlsruhe nicht mehr proben konnten. Da bin ich auf Ute Hormuth und ihre Junge Kantorei gestoßen und dachte mir, dass sie mir vielleicht einen Tipp geben könnte. Über die Verbandsgemeindebürgermeisterin Gabriele Flach, zu der Ute den Kontakt hergestellt hat, sind wir dann an das Bürgerhaus Maikammer gekommen, das auch über einen Flügel verfügt.
Ute Hormuth: Christian hat sich dann bei mir mit einer CD von seiner Band bedankt. Die Musik von Spark lief bei mir in Dauerschleife und hat mich so begeistert, dass schnell der Wunsch entstand, mal etwas zusammen zu machen. Christian und mein Ehemann und Mitstreiter Wolfgang Hormuth waren von der Idee genauso begeistert und Christian hat dann mit seiner Band ein gemeinsames Programm ausgetüftelt.
??? Und wie sieht das aus?
Christian Fritz: Wir waren völlig frei in der Gestaltung und haben als Grundlage ausgehend von der berühmten mittelalterlichen Dichterin Hildegard von Bingen weitere Texte von Dichterinnen vertont und zwar für alle drei Chöre, sprich den Kinderchor, den Jugendchor und den aus Erwachsenen bestehenden Ad-Hoc-Chor. Das Stück für den Kinderchor stammt von unserem Cellisten Victor Plumettaz, die Stücke für die anderen beiden Chöre von mir.
??? Wechselt Eure Besetzung je nach Anlass oder spielt ihr immer in der gleichen Formation?
Christian Fritz: Wir sind fünf Leute und treten als festes Ensemble immer mit zwei Blockflöten/Melodica, Violine, Cello und Klavier auf.
??? Kooperieren Sie auch mit anderen Musikern oder ist die Zusammenarbeit mit der Jungen Kantorei eher eine Ausnahme?
Christian Fritz: Wir sind grundsätzlich an spannenden Kooperationen interessiert und ständig auf der Suche nach Projekten jenseits ausgetretener Pfade - wie z. B. unsere jüngste Zusammenarbeit mit dem Countertenor Valer Sabadus mit dem wir eine CD produziert haben, deren Früchte wir am 22. März bei einem Konzert in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche präsentieren werden. Unser Auftritt an der Seite der Jungen Kantorei stellt allerdings ein absolutes Novum für uns dar, da wir zuvor noch nie ein ganzes Konzertprogramm zusammen mit einem Chor gestaltet haben.
??? Sie sind bekannt für Ihr Interesse an der Arbeit mit Jugendlichen und veranstalten regelmäßig Konzerte und Workshops in Schulen.
Christian Fritz: Ja, richtig. Eines unserer Ziele ist es, gerade jungen Menschen jenseits des zuweilen steif wirkenden traditionellen Konzertbetriebs den Zugang zur klassischen Musik zu erleichtern. Dabei treffen wir keine Unterscheidung zwischen U- und E-Musik. Mit Ute Hormuth und der Jungen Kantorei haben wir gleichgesinnte Partner an unserer Seite, wenn es darum geht, möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen und für die Musik zu begeistern. Es ist eine gute Chance, vor Ort in direkten Kontakt mit den jungen Leuten zu treten und ins Gespräch zu kommen. So gestalten wir in Vorbereitung auf unser Konzert gemeinsam mit der Jungen Kantorei St. Martin im Gymnasium Edenkoben einen Workshop - in Verbindung mit zwei Pausenkonzerten. Dabei stellen wir die Instrumente von Spark, unsere Musik und natürlich unser St. Martiner Projekt vor. Zusammen mit den Sechstklässlern erarbeiten wir dann ein Stück, das wir im 2. Pausenkonzert vor der ganzen Schule präsentieren werden.
Ute Hormuth: Wir wollen mit dieser Aktion junge Menschen für das Singen und speziell für das Chorsingen begeistern. Und natürlich ist unser Einsatz im Gymnasium Edenkoben eine gute Werbung für unser großes Abschlusskonzert am 26. März.
??? Wie verliefen bisher die Proben?
Ute Hormuth: Ich muss zugeben, dass unser Jugendchor anfänglich so seine Schwierigkeiten mit dem „Gesang der Sterne“ hatte. Erst als uns Christian am Klavier unterstützte, fiel der Groschen. Alle waren begeistert und reagierten mit Sprüchen wie „das ist ja megacool“. Am 25. März, also ein Tag vor dem Konzert, werden wir die von mir im Vorfeld einstudierten Chöre im Zusammenspiel mit Spark im Workshop-Format für das Abschlusskonzert ausfeilen, damit die Uraufführungen für uns alle zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
??? Herr Fritz, verraten Sie uns zum Abschluss noch ein paar weitere Details zum Programm des Konzerts?
Christian Fritz: Unter dem Konzertmotto „Lebenslinien“ wird Spark nicht nur an der Seite des Chors, sondern teils auch als Quintett auftreten und arrangierte Stücke von Bach und Vivaldi sowie Eigenkompositionen vorstellen, die thematisch ins Programm passen. Dabei wollen wir den Bogen von Hildegard von Bingen über Bach bis zur zeitgenössischen Musik und unseren (hier stand: drei; bitte rausstreichen, oder auch möglich: acht) Uraufführungen spannen. Neben den bereits erwähnten Stücken für den Kinder- und Jugendchor habe ich als weitere Uraufführung für den aus 35 Erwachsenen bestehenden Ad-Hoc-Chor unter anderem das Stück „Caritas abundat“ nach einem Text von Hildegard von Bingen komponiert. Es enthält neue chor- und spieltechnische Aspekte, mit denen wir das Publikum überraschen wollen.
Das klingt alles sehr spannend und vor allem mit ihrem letzten Hinweis haben Sie mich und hoffentlich unsere Leserinnen und Leser sehr neugierig gemacht. Mit meinem Kommen dürfen Sie auf jeden Fall rechnen!
Konzerttipp
Sonntag, 26. März, 18 Uhr, Pfarrkirche St. Martin: Konzert „Lebenslinien – Musikerlebnis zwischen Tradition und Trends“; Kinder-, Jugend- und Ad-Hoc-Chor der Jugendkantorei St. Martin zusammen mit „Spark – die klassische Band; Eintritt frei, um Spenden wird gebeten. Das Gesamtprojekt wird im Rahmen der bundesweiten Programme „Impuls“ und „Neustart Kultur“ gefördert. mp
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.