Freihlichtbühne Mannheim
Premiere in der Freilichtbühne Gartenstadt
Premiere in der Freilichtbühne Gartenstadt
(BT) Schlager-Revue „Schlager lügen nicht“ Als Sabine Valentin (künstlerische Leitung) und Thomas Nauwartat-Schultze (Geschäftsleitung) in schrillem Outfit die Besucherinnen und Besucher der fast ausverkauften Freilichtbühne in der Mannheimer Gartenstadt begrüßten, wusste jeder, es ist wieder so weit. Die Sommerspielzeit 2024, - tatsächlich schon die 111.Spielzeit(!) - hat begonnen, dieses Jahr mit dem Theaterstück „Tränen lügen nicht“ voller Ohrwürmer, angestaubtem Wohnzimmercharme, modischen und frisurlichen Entgleisungen der 70er Jahren am Samstagabend und dem Familienstück „Robin Hood“ am Sonntagnachmittag. Die Geschichte der Familie Spengler versetzt das Publikum in die schrille Welt der 70er Jahre, als Oswald Kolle und die Bravo maßgeblich zur Aufklärung der Jugend beitrug, als der Vater Richard (Dominik Kobel) noch Ehefrau Maria (Sabrina Petschi) und Tochter Doro (Elisabeth Adelmann) widerspruchslos herumkommandieren konnte - „Hol mir mal ein Bier“ - , als die Jugend, in diesem Fall Doros Freund Jürgen (Paul Kaufmann) noch mit einem Kreidler-Florett-Mofa die Straßen unsicher machte, als der Urlaubsort Italien noch des Deutschen begehrtestes Urlaubsziel war und als der neue Farbfernseher mit der neuartigen Fernbedienung den Besitzer in wahre Verzückung versetzte. Endlich die Lieblingssendung „Starparade“ mit dem Starmoderator Peter Helmut Brock (Andreas Burger) live und in Farbe miterleben, das größte Erlebnis. Leider oder zum Glück bekommt Familie Spengler nicht mit, welch miese Stimmung, Eifersüchteleien und Konkurrenzdenken hinter den Kulissen zwischen Moderator, Schlagerstars Ulla und Björn (Marie-Claire Kieser und Michael Knapp) sowie dem ewig betrunkenen Dieter Kern (Guntram Raquet) und der ständig präsenten Skandaljournalistin Julia (Bettina Robl) und ihrem Fotografen Berger (Wolf-Lennart Arras) herrscht. Als Doro bei einem Gewinnspiel eine Reise zu einer TV-Aufzeichnung nach Mallorca – mit Flug und Vollpension - gewinnt, nimmt sie ihre Mutter mit. Doch auf Mallorca kreuzen sich die beiden Geschichten, es kommt mit den ebenfalls angereisten Fernsehleuten aufgrund der intriganten Berichterstattung von Journalistin Julia zu Verwicklungen und Missverständnissen und Vater und Freund reisen hinterher. Soweit die Geschichte. Das Publikum konnte die Schlager der 70er Jahren, die sich mit einem bunten Mix aus Spiel- und Tanzeinlagen (Choreographie Sabrina Petschi und Nina Füllhase) abwechselten, erstaunlich textsicher mitsingen, egal ob „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“, „Ein bisschen Spaß muss sein“ oder den anderen 17 Oldies. Besonders berührte – gerade in Mannheim zur vier heimlichen Hymne aufgestiegen - das Lied aus dem Jahre 1975 „Ein Lied kann eine Brücke sein“ von Joy Fleming (Claudia Knapp), dass das versöhnliche Ende zwischen allen Beteiligten einläutete. Erstaunlich geschickt gibt das Bühnenbild parallele Einblick in die Geschichte aus bis zu vier verschiedenen Perspektiven, vom Wohnzimmer der Spenglers, über die Liveschaltung der Fernsehsendung inclusive Kameramann (Christopher Shackley) und „Anheizerin“ (Claudia Knapp) bis hin zu den intimen Geschehnissen und giftigen Auseinandersetzungen hinter verschlossenen Garderobentüren. Urgestein Christa Krieger hat auch in ihren kleinen Rollen als Putzfrau oder Kellnerin die Lacher auf ihrer Seite. Und als Running Gag tauchen immer wieder in wechselnden Kostümen, aber immer mit ihren weißen (gehäkelten) Pudeln unterm Arm, die drei Damen der Jakob-Sisters auf.
Ein großes Lob an dieser Stelle an die insgesamt 24 genannten und ungenannten Mitwirkenden auf der Bühne und den zusätzlich 26 Aktiven hinter den Kulissen, exemplarisch genannt sei hier nur noch die für die Regie Verantwortlichen Michael Knapp und Anja Adelmann. Last but not least hat Thomas Nauwartat-Schultze als musikalischer Leiter ganze Arbeit geleistet bei der Einstudierung der 19 Lieder. Thomas Schiffmann, seines Zeichens Autor dieses Stückes und durch und durch Theatermensch, war an diesem Abend gar selbst anwesend und sicherlich very amused über diese grandiose Darbietung, die nach zweieinhalb Stunden mit standing ovations belohnt wurde.
Das Abendstück kann an allen Samstagen bis Anfang August besucht werden. Karten gibt es unter tickets@flbmannheim.de, reservix oder telefonisch unter 0621/7628100. Weitere Fragen werden unter www.flbmannheim.de, instagram oder facebook beantwortet.
Text : Beate Tilg Bilder: Wolfgang Neuberth
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim-Nord |
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