die Löwenjäger, das Beste
Bunt und schrill auf der Regenbogensitzung
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- Elferratsmitglied Mark Engels
- Foto: Wolfgang Neuberth
- hochgeladen von Wolfgang Neuberth
Bunt und schrill auf der Regenbogensitzung
(BT) „Let me entertain you“! Mit diesem großen Versprechen auf einen unterhaltsamen und bunten Abend betrat Elferratsmitglied Mark Engels, flankiert von zwei großen wehenden Regenbogenfahnen und sechs Boys à la Chippendales den Laufsteg im vollbesetzten Saal des Kulturhauses Käfertal und eröffnete die lang ersehnte Regenbogensitzung.
„Seid Ihr bereit?“ Was für eine Frage von Löwenjäger-Präsident Thomas Hambsch an die bereits bestens gelaunten und fantasievoll maskierten Gäste. Als Co-Moderatorin stand ihm an diesem Abend die schillernde Fanny Davis auf ihren 15 cm hohen Absatzschuhen zur Seite. Sie bereicherte im Laufe des Abends, gemeinsam mit Ehepartner Marco, beide bekannt aus der Travestieshow Chapeau Claque aus dem Raum Baden-Baden, den Abend durch mehrere Auftritte.
Und spätestens, als das „Prinzessinnenpaar“ der Regenbogensitzung Sabine Klotz und Panajotis „Joti“ Neuert (bekleidet in weißem Korsett und weißem Reifrock und behängt mit jeder Menge Perlenketten) unter der Regenbogenflagge den Laufsteg betraten, wussten alle: Es geht wieder los, die inzwischen legendäre Regenbogensitzung der Löwenjäger steigt, das einzige Original, das aber allerdings, so Hambsch, in der Region schon einige Nachahmer findet, nachdem die Idee einer etwas anderen Fasnachtssitzung seinerzeit, genauer vor 10 Jahren, mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen hatte und als niveaulos, stillos und ohne Zukunftschancen abgetan wurde. Der Erfolg hat allen Kritikern zum Trotz eines Besseren gelehrt!
Die ernste Botschaft des Regenbogenprinzenpaares an die feiernden Gäste war, Herzensangelegenheit für alle zusammen, deutlich: „Geht morgen bitte wählen“, so die dringliche Bitte [am Folgetag war Bundestagswahl], damit diese Form einer vorurteilsfreien Sitzung, ein Statement für Vielfalt statt Einfalt bedeute und das Bekenntnis zur eigenen freien sexuellen Orientierung, als Privileg einer toleranten Gesellschaft erhalten bleiben müsse, was in zahllosen Ländern leider jedoch mit heftigen Strafen verfolgt werde.
Aber genug der Ernsthaftigkeit: Die Grawama Schbargelbadscha aus Graben-Neudorf, übrigens feiern auch sie dieses Jahr eine närrische Zahl, nämlich sie sind seit nunmehr genau 33 Jahren on Tour, heizten mit ihrer schrägen und lauten Guggemusik kräftig ein und fegten auch den letzten Hock von seinem/ihren Sitz.
Thomas Hambsch kokettierte einmal mehr, dass auch so ein „armer, bescheidener Vorortverein“ wie die Löwenjäger das Beste aus der Region, ja sogar aus der Welt aufbieten könne, dafür aber auf Sponsoren angewiesen sei, um das zu ermöglichen. An diesem Abend konnte er wieder einmal einen immer wieder gern gesehenen besonderen Gast und Sponsor begrüßen, Gregor Spachmann, Mitinitiator des Radio Regenbogen Harald Wohlfahrt Palazzo,
der aus seinem Spiegelpalast einen besonderen Augenschmaus mitbrachte. Die drei Ukrainerinnen des „Trio Three G“ präsentierten kraftvolle Equilibristik (Balancekunst) voller Ästhetik, Sinnlichkeit und atemberaubender Schönheit. Danach ging es für die drei gleich wieder zurück in den Palazzo-Spiegelpalast, wo sie für die Abendvorführung erwartet wurden.
Travestie-Künstlerin Mimi aus Rio de Janeiro begeisterte an diesem Abend mit mehreren Auftritten und wechselnden Outfits zum Beispiel als Tina Turner mit „Simply the Best“.
Das Männerballett der Löwenjäger entführte mit seinem Can-Can-Showtanz aus der Mottoshow „The Golden Twenties“ der vorangegangenen Woche, in roten Rüschenkleidern bzw. Zylinder und Hosenträgern gekleidet, die Zuschauer ins Pariser Nachtleben des „Mulaan Ruhsch“, bzw. Moulin Rouge und fegte, ganz im Stile des berühmten Cabaret-Theaters, über die Bühne.
Danach heizte Entertainerin Lou vor der wohlverdienten Pause noch einmal so richtig ein und lud ein mit einem 70-er Jahre Potpourri mit Welt- und Oktoberfesthits von unter anderem ABBA und Marianne Rosenberg zum Tanzen und Mitsingen.
Nach der Pause wurde es erneut ernst. Vier Kleiderständer auf der Bühne ließen eingefleischte Regenbogengäste bereits erahnen, was folgen würde. Die Kleider stammten allesamt aus dem Fundus der unvergleichlichen und unvergesslichen Dolores von Cartier alias Alexander Rohr vom Mannheimer Szene-Café Klatsch, die lediglich eine Woche nach ihrem Auftritt bei der letztjährigen Regenbogensitzung verstorben war. Sichtlich gerührt gedachten Thomas Hambsch und Fanny Davis der immer wieder gern gesehenen Travestiekünstlerin und kündigten den nächsten Programmpunkt an mit Dolores‘ berühmter Aufforderung zum nächsten Lied: „Abfozze!!“. Ein Videomitschnitt ihrer besten Hits wie „SisterAct“, „Delilah“ von Tom Jones und „CheSeraSera“ von Doris Day oder Meatloafs Welthit „I’d do Anything for Love“ ließen Dolo wieder auferstehen und alle im Saal ein weiteres Mal an ihren Auftritten teilhaben und lud zum Mitsingen- und Mitschunkeln ein. Ihr Überraschungsbesuch bei der Regenbogensitzung wird nicht der letzte sein.
Aber keine Zeit für Wehmut. Die Mannheimer Rockröhre Jeanette Friedrich glänzte stimmgewaltig mit Hits von Cher und Whitney Houston, bevor sich zu vorgerückter Stunde das Stadtprinzenpaar Sarah I von den Rheinauer Sandhase und Marco II. vom großen Feuerio ankündigte, um zu bleiben. So konnten sich auch die beiden am Auftritt der Offiziersgarde erfreuen, die dem Obergauner aus dem Chicago der 30er Jahre Al Capone mit ihrem Showtanz aus den „Golden Twenties“ ein Denkmal setzten.
Lou begeisterte mit einem Michael Holm-Medley und das Duo Fanny und Marco luden mit einem Udo Jürgens-Medley zum Mitsingen, Mitklatschen und Mittanzen ein.
Bevor sich beim großen bunten Finale alle Prinzen, Ex-Prinzen, Ex- Prinzessinnen und aktive Prinzessinnen (immerhin waren an diesem Abend sage und schreibe 12 !!! Hoheiten anwesend) und sonstigen Aktiven auf der Bühne zu einem bunten Bild einfanden, um anschließend in der Bar weiterzufeiern, gaben sich als letzten Höhepunkt die drei Sänger der „Classic Brothers“ die Ehre, eine Gesangsformation, die rund um den Ausnahmesänger Charles Shaw, übrigens die wahre Stimme hinter dem Milli-Vanilli-Song „Girl you know, it’s true“ für ausgelassene Tanzstimmung und für eine wahre Soul-Explosion sorgten. Sei es „Stand by me“ von Ben E.King oder „All Night Long“ von Lionel Richie, ein krönender Abschluss für einen wahrlich wieder außergewöhnlichen Abend. Aber nicht traurig sein. Der Vorverkauf für die nächste Sitzung hat bereits begonnen.
Text: Beate Tilg - Bilder: Wolfgang Neuberth
Autor:Wolfgang Neuberth aus Mannheim-Nord |
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