Transalp Wien - Nizza: Tag 52-54
Adrenalin pur: Über den 1000-Stufen-Schluchtensteig
Transalp. Besser nicht nach unten schauen. Gähnender Abgrund unter der schwankenden Brücke. Ein Wasserfall schießt die tiefe Schlucht herunter, enge, steil abstürzende Felswände umsäumen mich. Nichts für schwache Nerven. Aber glücklicherweise befinde ich mich ganz allein auf diesem schwankenden Schmankerl. Kein Mensch mag heute den Meraner Höhenweg gehen. Zum ersten Mal seit meinem Aufbruch vor vier Tagen regnet es. Die Wege sind glitschig. Viele Wanderer fürchten, auf einer der 1.000 nassen Natursteinstufen auszurutschen und sich die Haxen zu brechen. 1000 Stufen? In Wahrheit sind es "nur" 927 - also alles halb so schlimm!
Von Meran führt mich ein gemütlicher 10-Kilometer-Spaziergang durch die berühmten Apfelplantagen und dem Marlinger Waalweg nach Partschins. Hier befördert mich die Texelbahn 1000 Meter hoher nach Giggelberg, Ausgangspunkt des Meraner Höhenwegs. Es regnet, aber immer wieder brechen die Wolken auf und öffnen den Blick ins tief unten mir liegende Valle Venosa. Vor allem gegen Ende dieser zwischen Himmel und Erde gelegenen einmaligen Höhenpromenade befindet sich ein Bergbauerhof nach dem anderen. Das Faszinierende dabei: Der Höhenweg führt nicht an diesen Jahrhunderte alten Familienanwesen vorbei, sondern direkt durch die verwinkelten Anwesen mit ihrem uralten grauverwittertem Gebälk hindurch. Am Ende lande ich im Patleid-Hof und genieße dort die wohlverdiente warme Dusche, einen sagenhaft leckeren Lammbraten mit Rösti und ein Glas Vernatscher.
Der Weg nach Meran führte uns zunächst von der Stöfflhütte über den über zweieinhalbtausend Meter hohen Villanderer Berg und die Sarner Scharte nach Sarnthein. Mit zunehmender Höhe weichen die endlosen Almböden und es wird etwas gerölliger. Schon aus weiter Ferne sehen wir das Totenkirchl. Unweit, in einem tiefen Kessel, lockt der Totensee zu einem Sprung ins kühle Nass. Der von der Sarner Scharte mit seiner urigen Biwackschachtel, die Platz für vier Leute bietet, folgende gewaltige Abstieg durch sämtliche Klima- und Vegetationzonen der Alpen fordert seinen körperlichen Tribut. Elkes mittlerweile stark nässenden Blasen an den Fersen erfordern einen Ruhetag und so entschließen wir uns, auf dem langen Weg zum Mittelmeer uns am nächsten Tag Zeit für die Besichtgung der beiden Südtirol-Metropolen Bozen und Meran zu nehmen.
Entdecken Sie hier die weiteren Etappen der Transalp-Tour:
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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