Erstes Orgelsommer-Solokonzert in der Klosterkirche Lambrecht
Ayre de España

Lambrecht. Nach dem Eröffnungskonzert der Reihe Orgelsommer 2018 und dem ersten Sonderkonzert „Industriekultur“ folgt am Sonntag, 8. Juli, um 18 Uhr in der Protestantischen Klosterkirche Lambrecht das erste Solo-Orgelkonzert mit Andrés Cea Galán aus Spanien.
Als besonderes Juwel beherbergt die Klosterkirche in Lambrecht eine Barock-Orgel von Johann Georg Geib, 1777 gebaut, die bei diesem Solokonzert in den Orgelsommer mit einbezogen wird. Durch vorbildliche Restaurierung der Firma Klais 1977 ist eine der wertvollsten Orgeln der Pfalz und das historisch bedeutendste Instrument im Kirchenbezirk Neustadt in sehr gutem Zustand erhalten geblieben.
Das Programm des 1965 in Andalusien geborenen Andrés Cea Galán umfasst im ersten Teil des Programms Werke von vier „Johanns“: Speth, Steigleder, Bach und Pachelbel. Nach der Pause hat sich Galán für spanische Komponisten entschieden: Juan Cabanilles und Pablo Bruna.
Der Organist schreibt selbst zu seiner Programmauswahl: „Pablo Bruna (Organist in Daroca) und Juan Cabanilles (Organist an der Kathedrale von Valencia) vertreten die Leitlinien des spanischen Stils für Tasteninstrumente in der 2. Hälfte des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. In diesem Programm stelle ich einige ihrer charakteristischen Stilmerkmale vor, die sich auf die spanische Orgel beziehen. Im Falle von Bruno das langsame und meditative „Tiento de falsas“. In dem von Cabanilles die reiche Notierung in Form der Toccata „Triento de primer tono“. Dann die Form mit Variationen der Passacaglias (?) und dem Originalentwurf des „Tiento partido de dos tiples“, in dem zwei Sopranstimmen endlos im Dialog sind über einer relativ einfachen Begleitung. Außerdem stelle ich einen kleinen charakteristischen Tanz vor, die „Espaniolita“eines anonymen Autors, entnommen einem Manuskript, das aus Sevilla stammt. Kurioserweise wurde die „Espanioleta“bekannt, benutzt und bearbeitet von italienischen und deutschen Musikern seit Anfang des 17. Jahrhunderts. So z. B. hat Johann Speth, Organist der Kathedrale von Augsburg, einige Variationen über dieses Lied in seinem „Ars magna consoni et dissoni“ verwendet, herausgegeben 1693. Diese Verbindung ist der Grund dafür, dass man in diesem Programm die Musik der spanischen und deutschen Komponisten derselben Epoche vorstellen kann. So habe ich auch von demselben Speth als Eröffnung des Programms die erste seiner „Toccatas“ ausgewählt mit dem inspirierenden Titel „Erstes musikalisches Blumenfeld“. Auf der anderen Seite wird man von Steigleder, dessen Karriere in Stuttgart stattfand, ein Ricercar hören.
Den Hauptteil des Programms bildet die Musik von Bach und Pachelbel. Einerseits wird die Fuge über das Magnifikat mit der Melodie „Meine Seele erhebt den Herrn“ als Cantus firmus genutzt, dann die Choräle „Ach Herr“ und „Erbarme Dich“, die thematisch mit der Fantasie BWV 563 verbunden sind. Weit über ihre stilistischen, zeitlichen oder geografischen Zuschreibungen hinaus, stellen sich die Stücke des Programms in einer Folge von kontrastierenden Charakteren dar, wo sich das Intime und Extrovertierte, das Ernste und komische, das Elegante und das Extravagante sich abwechseln und zusammenleben wie im wahren Leben.“
Andrés Cea Galán schloss seine Studien in Spanien ab und lernte weiter bei Jean Boyer in Lille und bei Jean-Claude Zehnder an der Schola Cantorum Basiliensis. Interessiert am historischen Instrumentarium, tritt er hervor als Cembalist, Clavichord-Spieler und Organist. Er war auch tätig als Orgelbauer in der Werkstatt von Gerhard Grenzing in Papiol und wirkte so bei einigen Orgel-Restaurierungen und -Neubauten in Spanien und Frankreich mit. Cea ist Verfasser mehrerer musikwissenschaftlicher Abhandlungen, entsprechend seinen Interessen für spanische Tastenmusik und Orgeln. An der Universität Complutense Madrid hat er 2014 seine Dissertation vorgelegt; mit ihr erscheint erstmals eine ausführliche Studie zur spanischen Cifra des 16. bis 18. Jahrhunderts. Auch als Herausgeber hat er frühe Kompositionen der heutigen Musikpraxis zugänglich gemacht. Er steht der Andalusian Organ Academy (Andalusische Orgel-Akademie) vor. Hiermit verbunden ist sowohl das Unterrichten als auch das Erkunden, Bewahren und Bekanntmachen der historischen Orgeln in Südspanien. Seine CD-Einspielungen stellen insbesondere spanische Orgelmusik vor.
Karten gibt es im Vorverkauf bei der Neustadter Bücherstube (Landauer Straße 5, Telefon 06321 2235) und am Konzerttag an der Abendkasse.
Weitere Informationen gibt es unter www.stiftskirche-neustadt.de. ps/hs

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Autor:

Harald Schönig aus Neustadt/Weinstraße

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