Wehmütige Erinnerungen an das Mußbacher Eselshautfest
Weinselige Eseleien

Fassanstich 2019 als die Welt noch in Ordnung war. Ortsvorsteher Dirk Herber (rechts) und die hiesigen Weinhoheiten bedauern es sehr, dass in diesem Jahr das Eselshautfest leider nicht stattfinden kann.  Fotos: Eva Bender
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  • Fassanstich 2019 als die Welt noch in Ordnung war. Ortsvorsteher Dirk Herber (rechts) und die hiesigen Weinhoheiten bedauern es sehr, dass in diesem Jahr das Eselshautfest leider nicht stattfinden kann. Fotos: Eva Bender
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Mußbach. Das Mußbacher Eselshautfest zählt zu den schönsten Weinfesten in der Region und wird in diesem Jahren aufgrund des Coronavirus leider nicht durchgeführt. Wehmütig erinnert sich die Stadtanzeiger-Redaktion an die vergangenen Jahre, als im historischen Ambiente des Herrenhofs munter die Schoppen kreisten und dem Mußbacher Maskottchen in Gestalt eines lebendigen Esels kräftig gehuldigt wurde.

Corona-Zeit: Zeit, sich an eine wunderbare Tradition zu erinnern, die seit fast einem halben Jahrhundert besteht und mit der Eingemeindung Mußbachs ihren Anfang nahm. In den 70er-Jahren rief der relativ kleine Ortsteil das Eselshautfest als Weinfest mit historischem Bezug ins Leben. Der Name wurde mit Bedacht von der Mußbacher Eselshaut entlehnt, der für die heimischen Winzer wichtigsten örtlichen Weinlage. Als größtes Dorfereignis löste das neue Fest schon Anfang der 1990er Jahre die Mußbacher Kerwe ab und gewann überregionale Bedeutung.
Von Anfang an diente der Innenhof des denkmalgeschützten Herrenhofs mit Weinbaumuseum, Getreidekasten und Storchenturm und der alte Johanneskirche als Festplatz und romantische Hintergrundkulisse. Der Herrenhof wurde erstmals im 7. Jahrhundert erwähnt und gilt als das älteste Weingut der Pfalz, möglicherweise ganz Deutschlands. Es wird seither ununterbrochen als Weingut betrieben, heute unter dem Namen Staatsweingut mit Johannitergut.
Während des Dreißigjährigen Kriegs und während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurden große Teile des Hofguts durch Feuer zerstört oder stark beschädigt. Seit dem Abschluss der Restaurierung zu Beginn der 90er-Jahre durch die Fördergemeinschaft Herrenhof unter ihrem unermüdlichen wirkenden, erst kürzlichen verstorbenen 1. Vorsitzenden Gustaf-Adolf Bähr, dienen Bauten und Innenhof der Stadt Neustadt und ihrem Ortsteil Mußbach als Kulturzentrum; im Nordwesten des Hofs liegt das Weinbaumuseum Getreidekasten.
Im Mittelalter stand der Herrenhof unter dem Schutz der Kurfürsten von der Pfalz. Deshalb wurden jedes Jahr im Sommer die Beamten des kurfürstlichen Oberamtes in das Hofgut eingeladen, wo zu ihren Ehren ein Fest mit großzügiger Bewirtung und anschließender Belustigung gegeben wurde. An diese Tradition knüpften die Verantwortlichen mit dem Eselshautfest an. Zudem wurde in den vergangenen Jahren in Reminiszenz daran, dass es sich um eine Veranstaltung des Klosterhofs für die weltliche Obrigkeit gehandelt hatte, am Schlusssonntag ein ökumenischer Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert.
Hinter Großereignissen wie dem Dürkheimer Wurstmarkt und dem Deutschen Weinlesefest ist das Eselshautfest eines derjenigen Weinfeste der Pfalz, dessen Besucher nicht nur aus dieser Region kommen, sondern auch vor allem aus Rheinhessen, dem hessisch-badischen Rhein-Neckar-Raum und dem französischen Nordelsass. Traditionell beginnt das Eselshautfest am ersten Festfreitag mit einem Umzug durch den Ort. Dabei führen ein mittelalterlich kostümierter „Dorfbüttel“ und die Trachtengruppe Neustadt-Mußbach als sein Gefolge das lokale Maskottchen mit, einen lebendigen Esel, dem ein 50-Liter-Weinfass aufgeschnallt ist. Feierlich durch das Renaissance­portal in den Herrenhof geleitet werden am Ende des Umzugs die für den Ausschankbetrieb wichtigsten Persönlichkeiten des Festes, die Zäppler. Dies ist ein pfälzischer Dialektausdruck für diejenigen Personen, die den Wein zu zapfen haben. Die Eröffnung wird durch jährlich wechselnde Ehrengäste vorgenommen, z. B. durch die Pfälzische Weinkönigin; dann wird der vom Esel herbeigetragene Wein kostenlos in kleinen Probiergläsern ausgeschenkt.
Auf dem Festplatz können gut 1.600 Sitzplätze bereitgestellt werden, die sich teils in Zelten, teils im Freien befinden; wer bei der Sitzplatzsuche nicht erfolgreich ist, stellt Glas oder Teller auf einem der nach Art von Bistrotischen verwendeten hölzernen Weinfässer ab und isst und trinkt im Stehen. pac/wikipedia

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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