Der Wald ist kein Aschenbecher! - So schädlich sind achtlos weggeworfene Zigarettenkippen für die Umwelt

Es wirkt schon fast so, als leere jemand systematisch seinen Aschenbecherinhalt im Pfälzerwald aus (Parkplatz Hüttenhohl).   | Foto: Eva Bender
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  • Es wirkt schon fast so, als leere jemand systematisch seinen Aschenbecherinhalt im Pfälzerwald aus (Parkplatz Hüttenhohl).
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Pfälzerwald. Klima- und Umweltschutz sind zur Zeit in aller Munde - könnte man meinen. Dennoch spielen sich in diesem Zusammenhang immer wieder Dinge ab, die mich am Bewusstsein der Menschen zweifeln lassen. Beim Thema „Müll“ zum Beispiel scheiden sich wohl die Geister. Dass es an Aufklärung fehlt, ist kaum vorstellbar. Vielleicht fehlt es doch eher an Respekt, Verständnis, Reflexion und Rücksichtnahme.
Nun ja, ich will nun wirklich nicht Moralapostel spielen, aber es gibt Themen, da bleibt mir sprichwörtlich der Mund offen stehen und vielleicht muss man eben doch noch eindringlicher über gewisse Themen informieren, um die Menschen richtig zu sensibilisieren.
Aber nun zum eigentlichen Thema: Dass Rauchen nicht gesund ist, weiß wohl jedes Kind, aber wie ungesund Zigaretten unabhängig vom gesundheitlichen Aspekt für unsere Umwelt wirklich sind, das ist anscheinend so manchem nicht bewusst.
Da es in meinem Beitrag um das Thema „Müll“ geht, will ich von der gesundheitlichen und gesellschaftlichen Belastung durch Zigarettenkonsum vorerst absehen.
Insbesondere die Überreste von Zigaretten stellen eine hohe ökologische Belastung dar. Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (Tobacco and its environmental impact, WHO 2017) machen Zigarettenstummel weltweit den größten Anteil der Abfälle aus (vielleicht werden sie bald durch Einwegmasken abgelöst). Leider, so musste ich feststellen, sind diese nicht nur in Städten, auf Straßen oder an Stränden zu finden, sondern auch bei uns im Pfälzerwald.
Was für viele hier als Erholungsort dient, scheinen andere als Aschenbecher zu nutzen. Mein Sohn und ich sind oft im Wald. Zusammen mit unserem Hund „Filou“ genießen wir die frische Luft und die Natur, entdecken kleine Wichtelhöhlen, Mäuselöcher und leider auch häufig achtlos weggeworfene Zigarettenkippen. Naja, „achtlos“ ist da schon fast untertrieben, denn lange Suchen muss man leider nicht, immer wieder stolpern wir über diese unappetitlichen Haufen. Und hier dreht es sich nicht etwa um Hundehaufen (womit wir wieder beim Thema wären, dass eben nicht der Hund das „Schwein“ ist) nein, hier entsorgt jemand regelmäßig den kompletten Inhalt seines Autoaschenbechers. Fast schon könnte man über systematische Umweltverschmutzung nachdenken, denn die Zigarettenansammlungen begegnen uns immer wieder an verschiedenen Plätzen.
Wie unbedarft ein mancher mit unserem Lebensraum umgeht, erschreckt mich doch immer wieder: Dass einem versehentlich eine Maske aus der Tasche fällt, kann ich ja noch nachvollziehen, aber gleich vierzig Zigarettenkippen auf einem Fleck, da hört bei mir das Verständnis gänzlich auf (ähnlich übrigens bei vollen Windeln, die uns auch des Öfteren beim Waldspaziergang begegnen).
Hier gibt es für mich eigentlich nur zwei plausible Erklärungen, zum einen Dummheit und zum anderen Unwissenheit. Einen geplanten Anschlag auf die Natur und unser Grundwasser schließe ich an dieser Stelle einmal aus.
Schnelle Antwort erhielt ich auf meine Anfrage bezüglich der Umweltbelastung von Zigarettenkippen von einer Sprecherin des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: „Eine Zigarettenkippe braucht ganze zehn Jahre, bevor sie im Wald verrottet und die Müllentsorgung im Wald nimmt leider stetig zu. Für Waldböden, Pflanzen, Gewässer und die Tiere ist das eine große Belastung“.

Zigarettenkippen sind toxischer Plastikmüll

Laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nuklearer Sicherheit sammeln sich in Zigarettenstummeln jede Menge giftiger Substanzen wie beispielsweise Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Und nicht zu vergessen: Nikotin, welches laut Gefahrenstoffrecht mit langfristiger Wirkung auch giftig für Wasserorganismen ist.
Auch die WHO erklärt, dass Zigarettentabak viele verschiedene Chemikalien enthält, wovon eine Vielzahl giftig für die Umwelt und einige auch krebserregend sind. Sie machen die kleinen Zigarettenreste zu Sondermüll, der keineswegs harmlos ist.
So kann eine einzige Kippe mit ihrem Mix aus Toxinen ganze 40 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen oder auch das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen.
Bis zu zwei Drittel der gerauchten Zigaretten werden auf den Boden geschmissen. Pro Jahr verschmutzen demnach zwischen 340.000 und 680.000 Tonnen Kippen unseren Planeten – ein gigantischer Berg von toxischem Sondermüll. Zigarettenkippen sind also beileibe kein ästhetisches Problem.
Nach und nach werden alle diese giftigen Stoffe in die Umwelt abgegeben. Unter anderem, wenn weggeworfene Kippen auf dem Boden liegen und durch Regen ausgespült werden. Eine Studie der TU Berlin zeigt, dass fast die Hälfte des in Zigarettenfiltern enthaltenen Nikotins bereits in weniger als 30 Minuten herausgelöst werden kann. Gelangen diese Chemikalien in Böden und Gewässer sind sie eine Gefahr für Fische und andere Organismen. Studien zeigen Effekte auf Seeringelwürmer, Schnecken und Fische. Die Auswirkungen reichen von Genveränderungen und Verhaltensänderungen bis hin zum Tod.
Diese Probleme entstehen aber erst, wenn die Kippen achtlos weggeworfen werden. Das ist streng genommen eine Ordnungswidrigkeit und bedeutet: Bußgeld.
„Es wird gedankenlos entsorgt, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Viele Leute machen sich nicht bewusst, dass eine ins Gebüsch geworfene Kippe eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Dem möchte die Stadt künftig mit Warnschildern entgegenwirken“, so Waltraud Blarr, Umweltdezernentin der Stadt Neustadt.
Da das aber bislang den Berg an Zigarettenkippen in der Umwelt nicht ausreichend verhindert - eine Studie des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) von 2020 kam auf jährliche Kosten von 225 Millionen Euro für die Beseitigung von Zigarettenstummeln in Deutschland - fordert die Bundesregierung eine Verschärfung der Sanktionen bzw. „eine stringentere Durchsetzung der einschlägigen Verbote“. Gleichzeitig wird aber auf eine bessere Aufklärung der Menschen gesetzt. Jeder soll wissen, was er der Umwelt antut, wenn er seine Kippe einfach auf die Straße wirft.
Kippen gehören in den Restmüll, nur so werden sie ordnungsgemäß entsorgt.

Mülltrennung wirkt

Im Rahmen der Aktion „Das geht uns alle an“ kooperiert der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA), dem rund 200 Verlage mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 49 Millionen Zeitungen angehören, mit der Initiative „Mülltrennung wirkt“. Durch die Artikelserie zur Mülltrennung, die in den kommenden Wochen in den Wochenblättern erscheint, werden wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht: denn das geht uns alle an!
Tipps zur richtigen Mülltrennung gibt es im Internet unter www.muelltrennung-wirkt.de/muelltrennung-richtig/

Autor:

Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße

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