Aus dem Schultagebuch von Karl Meißner (1949-1960)
Erinnerungen an die Ostschule in Neustadt (Teil 3)

Karl Meißner beim Unterrichten. | Foto: Archiv: Pacher
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Von Markus Pacher

Neustadt.In seinem Schul-Tagebuch erinnert sich Karl Meißner an seine Zeit als Lehrer an der West- und Ostschule zwischen 1949 und 1960. Nach dem Kriegsende unterrichte er zunächst bis zum Sommer 1949 an der Schillerschule in Haßloch, bevor er an seinen Wohnort versetzt wurde und gegen Ende seiner Schulzeit die Hans-Geiger-Schule auf der Hambacher Höhe leitete. In loser Folge möchten wir die Aufzeichnungen von Karl Meißner unseren Leserinnen und Lesern zugänglich machen. Sie bilden ein wichtiges Dokument zum Unterrichtssystem im Nachkriegsdeutschland.
 
Auf dem Gebiet der Schulbücher für die Hand der Kinder herrscht ein übles Durcheinander. Der Markt ist überschwemmt mit Lese-, Rechen- und Sprachbüchern, die mit jedem neuen Schuljahr in veränderten Auflagen erscheinen. Für die nachfolgenden Geschwister müssen wieder neue Exemplare gekauft werden. Das Jahr 1949 bringt eine entscheidende Wende in den politischen Verhältnissen. Aus dem amerikanischen, englischen und französischen Besatzungsgebiet, der Trizone, entsteht mit Einverständnis der drei Mächte und nach Wahlen auf demokratischer Grundlage die Bundesrepublik. Der Marshallplan beginnt sich allmählich auszuwirken. Die großzügige amerikanische Hilfe fördert das Wirtschaftswachstum. Der Wiederaufbau der zerstörten Städte vollzieht sich in einem ungewöhnlich raschem Tempo. Die Fabriken arbeiten auf Hochtouren, um den Nachholbedarf im eigenen Land zu decken. Deutsche Fertigwaren gehen wieder in die Welt. Mit den Devisen werden Rohstoffe beschafft und die Lebensmittelversorgung verbessert.
Im Jahr 1950 spricht man bereits von dem deutschen Wirtschaftswunder. Banken und Versicherungen erstellen palastartige Gebäude und modernisieren ihren Betrieb. Alte Geschäftshäuser werden renoviert oder völlig umgebaut, neue Großeinkaufsläden mit Selbstbedingung schießen wie Pilze aus dem Boden.
Leider nehmen Schulen und Bildungswesen an diesem Aufschwung nicht teil. Die Stunde "0", die zu einem Neubeginn eine große Chance geboten hat, wird verpasst. Wen trifft die Schuld? Vielleicht liegt das Versagen zunächst in der Tatsache begründet, dass die wirtschaftliche Entwicklung vorrangig ist. Es mag auch eine Rolle spielen, dass die Kulturhoheit Ländersache ist. Die Kirche drängt auf die Wiederauflösung der im Dritten Reich entstandenen Gemeinschaftsschulen und ihre Rückführung in den konfessionellen Stand. Damit entstehen wieder zahlreiche wenig gegliederte und die Zementierung vieler Zwergschulen.
In der Lehrerbildung hat man einen kleinen Schritt vorwärts getan. Es werden hochschulähnliche Ausbildungsstätten, Akademien genannt, geschaffen. Voraussetzung für ihren Besuch ist das Abitur. Doch bald ist erkennbar, dass man dem Kind nur einen neuen Namen gegeben hat. Von einer wirklichen Hochschule mit Forschungsauftrag und achtsemestrigen Studium kann man nicht sprechen. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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