Interview der Woche
Leni Bohrmann

Leni Bohrmann hat es geschafft: 100 Folgen des Kultur-Podcasts Backstage sind aufgenommen. Die Schauspielerin aus Neustadt ist nicht nur auf der Bühne erfolgreich. Zwei Theater-Manuskripte haben sie zur Verlagsautorin gemacht. Dabei ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus ihrer facettenreichen Kulturarbeit. Ein Gespräch mit Michael Landgraf. 

Leni, wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Das fing mit 11 Jahren in der Theater-AG am Leibniz-Gymnasium Neustadt an. Meiner Lehrerin Cornelia Plage bin ich sehr dankbar für die Entscheidungsfreiräume, die wir damals hatten. Wir lernten eigentlich alles, was es auf und hinter der Bühne zu arbeiten gibt. So war mein Interesse geweckt und ich besuchte die damals neue Schauspielschule in der Mannheimer Neckarstadt. Da auch da alles neu war, lernten wir hier auch alles, vom Wände streichen bis zur Schauspielkunst. Allerdings hatte man dort in der Ausbildung ein Bild einer Schauspielerpersönlichkeit vor Augen, das vielleicht an große Häuser passt, das aber die vielen Möglichkeiten, die die Schauspielerei bietet, nicht im Blick hat. So bin ich von Mannheim aus bereits beim Neustadter Theater in der Kurve eingestiegen und 2018 wieder nach Neustadt gezogen. Hier läuft vieles in der Kulturszene vernetzter und persönlicher, was mir eher liegt als die Ellenbogengesellschaft der Künstlerszene in den großen Städten.

Wie sieht dein Arbeitsfeld aus?
Derzeit mache ich freiberuflich alles außer Intendant und Regie. Ich schreibe Theaterstücke und führe sie auf, hier in Neustadt und auf befreundeten Bühnen beispielsweise in Speyer oder Frankenthal, leite Projekte und bin quasi Mitveranstalter des Theaters in der Kurve. Ich darf dort die Jugendtheatergruppe leiten und bin erste Vorsitzende des Fördervereins. Darüber bin ich auch in den Vorstand des Stadtverbands für Kultur gekommen. Für das Theater betreue den Online-Auftritt und natürlich packen wir alle an, wenn eine Aufführung ansteht, schleppen Stühle oder übernehmen Thekendienst. Auch sind wir bei Festen wie Schwarz-Rot-Gold in Hambach ja aktiv. Dass ich mit meinen Stücken „Annika und der Reisekoffer“ und „Deine tiefe Seltsamkeit“ bei Verlagen gelandet bin, ist eine tolle Bestätigung meiner Arbeit. Das bedeutet, dass deutschsprachige Bühnen meine Stücke erwerben und aufführen können. Wichtig ist mir seit 2021 auch die Arbeit in der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück. Die macht mit präventiven Theaterprogrammen in Schulen Mut, Probleme anzupacken und zu lösen. Ich spiele mit Lothar Däuwel das Stück „Mein Körper gehört mir“ vor allem im Raum Karlsruhe. Gerade diese Arbeit sehe ich als wichtig und ausbaufähig an.

Was waren deine bisherigen Lieblingsrollen?
Da ist zum einen die Annika. Ich stelle ein Kind dar, das Probleme selbst anpackt. Das Stück ist für Kinder gedacht und ich nehme diese Zielgruppe sehr ernst. Eine weitere Rolle, die ich mit 18 Jahren spielen durfte, ist der Teufel in „Merlin oder Das wüste Land“. Ich fand es faszinierend, wie die Figur überall auftauchen und alles machen durfte.

100 Folgen Podcast Backstage – ein tolles Jubiläum!
Ja, das ist echt krass! 2019 habe ich angefangen. Corona hat hier mit dazu beigetragen, weil ich mich dadurch auf diese Arbeit konzentrieren konnte. Angefangen hat das ja damit, dass ich die Neustadter Kulturszene, unterstützt durch den Stadtverband für Kultur, in Szene setzen wollte. Seit etwa 2020 arbeite ich Anfragen auch von außerhalb ab. Ich bin sehr dankbar, dass ich über diesen Weg der Gespräche viele wundervolle Kulturschaffenden und Kunstsparten, auch international kennenlernen durfte. Vernetzung ist für uns wichtig, und auf diese Weise lernen wir uns alle besser kennen. Und in der 100. Folge dürfen ja die Zuhörer mich kennenlernen, denn mein Schauspielerkollege Christian Birko-Flemming stellt mir die Fragen und ich erzähle von meinen Anfängen und meiner Arbeit.

Wie geht es weiter?
Ich möchte, wenn möglich, mein Engagement bei der Theaterpädagogischen Werkstatt ausbauen und habe bereits ein neues Stück geschrieben – wieder für Kinder und Jugendliche. Ein Kinder- und Jugendfestival ist für 2023 in Neustadt geplant, das ich mit koordiniere. Das Theater in der Kurve wird in Zukunft neu organisiert werden und natürlich geht es auch mit meinem Podcast Backstage weiter, solange die Arbeit mich motiviert. Aber ganz ehrlich: Prognosen, was in fünf Jahren sein wird, sind nicht mein Ding.

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Autor:

Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße

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