Kampagne der Seebrücke Neustadt setzt sich für Geflüchtete ein
Neustadt als „Sicherer Hafen“
Von Matthias Lambrich
Neustadt. Im Zuge einer weiteren Kampagne mit großflächigen, orangenen Bannern fordert die Neustadter Lokalgruppe der Seebrücke von Stadtrat und Stadtvorstand, dass sich Neustadt zum „Sicheren Hafen“ für geflüchtete Menschen erklärt.
Entstanden sind die Banner aus Porträts der Fotografin Uli Heimann am UN-Welttag für geflüchtete Menschen auf dem Marktplatz - eine Aktion, die von der Seebrücke organisiert und vom AK Asyl unterstützt wurde. Grafisch gestaltet wurden sie von der Sozial- und Theaterpädagogin und Therapeutin Judith Becker.
Christina Weisbrod von der Seebrücke erklärt das Ziel der Aktion: „Wir wollen die Menschen auf unsere Forderung aufmerksam machen: Neustadt soll ’Sicherer Hafen’ werden. Wir haben dazu die Menschen an unserem Stand am Weltflüchtlingstag am 20. Juni gefragt, ob sie bereit sind mitzumachen und sich hineinzuversetzen in die Situation einer geflüchteten Person: ’Wenn ich geflohen bin, brauche ich nach meiner Ankunft…’, wie es dann in der Bannerüberschrift heißt. Es haben mehr als 30 Personen mitgemacht und sich mit ihrem Gedanken dazu von Frau Heimann fotografieren lassen. Wir haben das auf sehr große Banner gebracht, damit auch alle sehen können, was Neustadter, sowohl geflüchtete als auch nicht geflüchtete, sich wünschen würden, wenn sie nach einer langen Odyssee endlich ankommen, oder was sie vielleicht auch gefunden haben. Ein Junger Mann sagte uns zum Beispiel, dass es toll war, dass da eine Familie war, die ihn unterstützt hat, dass da Leute waren, die sich um ihn gekümmert haben und ihm den ganzen Papierkram bei den Behörden erklärt haben.“
Gefragt nach ihrer Intention beim Inszenieren der Porträts, erzählt Uli Heimann: „Für mich war wichtig, dass jeder sein eigenes Statement macht, in eine kurze Form bringt und mit seiner eigenen Persönlichkeit darstellen kann. Dazu haben wir auf dem Marktplatz das Motiv gesucht, mit Brunnen und Rathaus, um einen kleinen Eindruck davon zu bekommen, was das mit Neustadt zu tun hat.“
Unterstützt wird die Kampagne der Neustadter Seebrücke öffentlichkeitswirksam auch durch die beiden christlichen Kirchen. Dekan Armin Jung stellt für die protestantische Stiftskirchengemeinde zwei Gründe heraus, warum das so ist: Während bei den ersten Bannern im Frühjahr für ihn biblische Texte im Mittelpunkt gestanden hätten, die das Fundament des kirchlichen Engagements zeigten, so gehe es bei den aktuellen um konkrete Menschen, um Betroffene, seien es Einheimische oder seien es Flüchtlinge selbst, die dazu etwas zu sagen haben. Weiter sagt er: „Unser grundlegendes Buch, die Bibel, redet so viel über Flucht und Fliehende. Da können wir heute nicht einfach sagen, das geht uns alles nichts an.“
Angesprochen auf die Flutkatastrophe in Deutschland bezieht er Stellung: „Ich halte es immer für einen Fehler, Notleidende gegeneinander auszuspielen! Es ist auch so, dass manches von der Flutkatastrophe und manche Fluchtgründe etwas miteinander zu tun haben. Da geht es um unseren Umgang nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit der Natur.“
Als nächste größere Aktion plant die Neustadter Seebrücke für den 12. September in Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen, die sich in Neustadt für Geflüchtete einsetzen oder mit Geflüchteten arbeiten, einen inklusiven RunForRescue: Dabei geht es um Solidarität mit Menschen auf der Flucht, und es sollen möglichst viele Spenden für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer gesammelt werden. „Nach aktuellen Zahlen (Stand Ende Juli 2021, Statistisches Bundesamt) sind in diesem Jahr schon mindestens 993 Menschen - Männer, Frauen und Kinder - im Mittelmeer ertrunken“, sagt Christina Weisbrod von der Seebrücke Neustadt, „da können wir nicht einfach tatenlos zusehen“.
Autor:Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße |
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