Interview der Woche
Neustadter Schauspieler Jakob Fecht in Hollywood

Glücklich in Hollywood: Der Neustadter Jakob Fecht. Fotos (2): Fecht
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Von Markus Pacher

Neustadt/Los Angeles. Es war fast wie ein Sechser im Lotto: Vor zwei Jahren wurde der aus dem Neustadter Ortsteil Hambach stammende Jakob Fecht, Jahrgang 1997, in die renommierte „American Academy of Dramatic Arts“ in Los Angeles aufgenommen. Über seine Hollywood-Erfahrungen im Herzen der internationalen Filmindustrie berichtet er im Gespräch mit Markus Pacher.

??? Herr Fecht, schön dass ich sie an der Strippe habe, mit der Zeitverschiebung ist ja nicht immer ganz einfach. Eine Frage gleich vorweg: Wann haben sie ihre Liebe zur Schauspielerei entdeckt?
Jakob Fecht: Das fing eigentlich schon in der Grundschule an. Bereits gegen Ende der 4. Klasse engagierte ich mich im Schultheater und landete dann im „Theater in der Kurve“ von Hedda Brockmeyer in Hambach. Dort nahm ich unter anderem an den Masken-Workshops von Judith Becker und den Impro-Theater-Kursen teil.

??? Von Hambach nach Hollywood: Wie kam es dazu?
Jakob Fecht: Nach dem Abitur war mir relativ klar, dass ein Studium und ein „normaler“ Beruf, etwa der eines Ingenieurs, für mich nicht in Frage kommt. Die Schauspielerei entpuppte sich für mich als die beste Option. Zunächst bewarb ich mich an deutschen Schauspielschulen. Mehr aus Spaß sah ich mich eines Abends im Internet nach entsprechenden Einrichtungen in den USA um und bin dabei auf die „American Academy of Dramatic Arts“ gestoßen. Auf gut Glück bewarb ich mich. Zu meinem großen Erstaunen folgte als Antwort eine Einladung zu einem Casting in Berlin, für das ich zwei Monologe in englischer Sprache aus Romeo und Julia von Shakespeare und der Glasmenagerie von Tennessee Williams vorbereitete. Natürlich war ich sehr nervös, aber im Vorsprechraum befand sich eine Schauspiellehrerin vom New York-Campus, mit der ich mich gleich gut verstanden hatte. Neben den vorbereiteten Texten musste ich auch noch einen Überraschungstext vortragen. Zwei Wochen später kam der Bescheid per E-Mail, gefolgt von einem Anruf aus Amerika, mit der frohen Botschaft, dass ich in die Schauspielschule aufgenommen werde.

??? Das ist der Hammer! Was fühlt man in so einem Moment?
Jakob Fecht: Meine erste Reaktion war reine Ekstase. Dann folgte natürlich gleich die Frage: Wie geht das mit Amerika? Glücklicherweise stieß ich bei meinen Eltern, die sehr erfreut und natürlich sehr stolz auf mich waren, auf offene Ohren. „Wir unterstützen dich!“ lautete ihr spontanes Signal an mich.

??? Die ersten zwei Jahre ihrer Ausbildung haben Sie nun fast hinter sich. Haben Sie den Schritt jemals bereut?
Jakob Fecht: Nein, auf gar keinem Fall! Die Erfahrungen, die ich bisher in unmittelbarer Nähe der großen Filmindustrie sammeln konnte, sind unendlich wertvoll für mich. In Los Angeles bin ich tagtäglich von einer intensiven Kreativität umgeben. Kunst, insbesondere die Schauspielerei, ist ja eine sehr subjektive Angelegenheit. Wie nehme ich Kritik auf, wie halte ich sie aus, was mache ich damit, welche Rolle spielt dabei mein Ego? Das sind die zentralen Fragen und ich schätze mich glücklich, dass mir meine Lehrer konstruktive Vorschläge machen und mir dabei gleichzeitig den künstlerischen Freiraum geben, mich individuell zu entwickeln. Denn es ist ja immer eine Gratwanderung zwischen dem, was der Regisseur von einem will und der Verwirklichung der eigenen Persönlichkeit. Man sagt, jene Regisseure, die einem das Gefühl vermitteln, man hätte als Schauspieler alle Ideen selbst entwickelt, die besten Lehrer sind.

??? Wie geht’s jetzt weiter?
Jakob Fecht: Ende Juli mache ich meinen Abschluss und werde dann noch ein „optionales“ Jahr an der Schule dranhängen. In dieser Zeit bekomme ich die Chance, unter Anleitung teils von außerhalb kommender professioneller Gastregisseure das Erlernte praktisch anzuwenden und auf dem Campus zur Aufführung zu bringen. Da ich über ein vierjähriges USA-Visum verfüge, werde ich danach noch ein weiteres Jahr Schauspielluft in Amerika schnuppern, bevor es wieder nach Deutschland geht. Mein Ideal ist es, mich in den USA zu etablieren und mir gleichzeitig in Deutschland einen Standort zu sichern, also zwischen beiden Ländern hin und her zu pendeln.

??? Erzählen Sie uns bitte noch etwas über die Corona-Situation und die allgemeine Stimmung in den USA?
Jakob Fecht: Momentan proben wir Corona bedingt online per Video. Das ist nicht besonders optimal, aber es funktioniert einigermaßen. Wir hoffen, ab Mitte Juni wieder normal agieren zu können. Zur Zeit wird die Corona-Krise überschattet von den Protesten, die ich trotz des erhöhten Ansteckungsrisikos für sehr wichtig für die USA halte. Ohne politisieren zu wollen: Vereinfacht gesagt gibt es hier rote und blaue Staaten, also demokratisch bzw. republikanisch geprägte Regionen mit der entsprechenden Haltung zur Politik des Präsidenten. Kalifornien ist blau und in Künstlerkreisen ist die Einstellung natürlich besonders liberal. Entsprechend stößt dort das Verhalten von Trump zunehmend auf Kritik. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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