Interview der Woche
Ricco Sprengart auf Besuch in Neuseeland
Neustadt/Te Puke. Trotz Coronakrise hat sich der 25-jährige Neustadter Ricco Sprengart auf Weltreise begeben. Wir sprachen mit ihm über die Stimmung auf der anderen Seite des Erdballs und wie man dort der Coronakrise begegnet.
??? Herr Sprengart, Neuseeland liegt von uns aus betrachtet am anderen Ende der Welt. Was hat Sie dorthin verschlagen?
Ricco Sprengart: Das Land hat mich schon immer interessiert und irgendwann hatte ich schließlich den Entschluss gefasst, dort ein Work & Travel-Jahr zu verbringen. Am 4. März bin ich in Oakland angekommen und habe dort die ersten Wochen verbracht, bevor es mich nach Te Puke verschlug, einer der Zentren des neuseeländischen Kiwi-Anbaus. Mein Plan war, zunächst ein paar Monate Geld zu verdienen, um dann weiterreisen zu können, um mir Land und Leute anzuschauen.
??? Und der Plan geht trotz Corona auf?
Ricco Sprengart: Ja, Rückflugpläne kamen für mich niemals in Frage. Bis Juni werde ich mich an der Kiwi-Ernte beteiligen. Während der Kiwi-Saison habe ich als Kiwi-Picker gearbeitet. Jetzt bin ich im Packhouse gelandet, wo die Kiwis in riesigen Boxen gesammelt und auf Paletten gestapelt werden. Ich arbeite sehr hart, absolviere Nachtschichten, werde dafür aber auch gut bezahlt.
??? Ist der Umgang mit dem Coronavirus mit der Situation in Deutschland vergleichbar?
Ricco Sprengart: Das Coronavirus war ja schon vor meinem Abflug bekannt. Aber natürlich hatte ich Anfang März noch nicht damit gerechnet, dass es sich so stark auf den Alltag auswirken würde. Zunächst befanden wir uns auf Level 2, die Restriktionen waren also vergleichbar mit denen in Deutschland. Der Lockdown erfolgte am 26. März. Danach sind wir auf Level 4 übergesprungen, das heißt, man durfte sich mit keinen Personen aus anderen Haushalten mehr treffen, sondern nur mit Leuten, die unter einem Dach leben. Fast alle Geschäfte und die Gastronomie mussten schließen, lediglich Bankbesuche waren erlaubt.
??? In Deutschland sind bereits die ersten Lockerungen erfolgt. Wie sieht es in Neuseeland aus???
Ricco Sprengart: Mittlerweile sind wieder alle Geschäfte und die Gastronomie geöffnet, allerdings muss die Zwei-Meter-Abstandsregel gewahrt werden. Ab Montag gibt es weitere Lockerungen, wenn wieder Level 2 eingeführt wird. Dann darf man auch wieder verreisen.
??? Wie ist die Stimmung unter den Neuseeländern?
Ricco Sprengart: Zu Beginn der Krise hatten die Menschen auf mich relativ panisch gewirkt. Wenn mir zum Beispiel beim Joggen jemand entgegenkam, wurde laut „two meters“ geschrien und die Leute sprangen schnell zur Seite. Jetzt herrscht eine spürbar lockerere Atmosphäre. Die Neuseeländer sind irgendwie freundlicher geworden und man bekommt manchmal sogar ein Lächeln geschenkt.
??? Wo sind Sie denn untergebracht?
Ricco Sprengart: Gemeinsam mit 38 anderen jungen Leuten wohne ich in einem Hostel. Die Stimmung untereinander ist sehr gut und wir unternehmen viel gemeinsam. Heute zum Beispiel feiern wir einen Geburtstag. Es ist wie in einer großen Familie. Wir wohnen nur 100 Meter vom Strand entfernt. Anfänglich trafen wir uns dort zum Fußball spielen, schwimmen oder angeln. Irgendwann wurde natürlich alles verboten.
??? Welche weiteren Ziele haben Sie im Visier?
Ricco Sprengart: Eigentlich hatte ich vor, noch eine Australienreise dranzuhängen. Um meine Reisepläne trotz Corona durchführen zu können, muss ich wahrscheinlich meine Rückkehr nach Deutschland um drei Monate hinauszögern, da ich außerdem beabsichtige, noch Indonesien, Cook-Island und die Fidschi-Inseln zu besuchen.
??? Und wie soll’s danach in Deutschland weitergehen?
Ricco Sprengart: Mein Traumberuf ist Schriftsteller. Seit meiner frühesten Kindheit an schreibe ich. Nach meiner Rückkehr möchte ich einen Drehbuchkurs absolvieren und danach Drehbücher, zum Beispiel für Fernsehserien, schreiben. pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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