Viele Aktionen zum Thema Klimaschutz
Verein Klimaaktion Neustadt
Neustadt. Der Verein Klimaaktion Neustadt traf sich am Dienstag, 23. Februar, zu seiner jährlichen Mitgliederversammlung.
In einem Tätigkeitsbericht wurde dargelegt, wie der Verein seinen satzungsgemäß definierten Zwecken (Klima- und Umweltschutz, Volksbildung und bürgerschaftliches Engagement) nachkommt. Dabei wurden viele öffentliche Aktionen zu verschiedenen Aspekten des Klimaschutzes aufgezählt, u.a. Demonstrationen, Kundgebungen, Infoveranstaltungen, öffentliche Diskussionen, Solidaritäts-Erklärungen, Flugblätter und Info-Schriften.
Die Klimaaktion ist in verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert:
Das Team Mobilität spricht sich für eine „Neue Mobilität in einem lebenswerten Neustadt“ aus. Was man sich darunter vorstellt, wird in verschiedenen Publikationen verbreitet: Eine Stadt, in der sich die Menschen hauptsächlich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen, weil das die beste Art ist, mobil zu sein. Dazu müsste die Stadt aber viel mehr Wege für Fußgänger und Radfahrerinnen haben, der Nahverkehr müsste deutlich besser ausgebaut sein, sodass der motorisierte Individualverkehr in den meisten Fällen gar nicht mehr attraktiv wäre.
Aktuell versucht die Klimaaktion deshalb in Neustadt z.B. durchzusetzen, dass Eltern ihre Grundschulkinder nicht mit dem Auto in die Schule bringen, sondern die Kinder das selbstständig bewältigen. Ältere Schüler und Schülerinnen fahren gerne mit dem Rad, Bus und Bahn zur Schule, wenn dies die Verkehrssituation attraktiv macht. Als Beispiel sei die Villenstraße genannt, die zwar Fahrradstraße ist, aber sehr gerne als Abkürzung und Schleichweg für Autofahrer genutzt wird. Ein weiteres Handlungsfeld sieht das Mobilitätsteam der Klimaaktion im „Güterverkehr“, der täglichen Flut von Kleinlieferwagen, die die Fußgängerzone heimsucht und unsicher macht. Hier solle man dringend auf ein intelligentes System von Lastenrädern umsteigen, wie dies in anderen Städten bereits vorgelebt wird.
Die kürzlich in der Rheinpfalz gefeierten Verbesserungen im Nahverkehrsplan werden in der Klimaaktion kritisch gesehen, weil Neustadt noch sehr weit davon entfernt sei, dass Bus und Rad attraktiver seien als das Auto. Dazu bräuchte es noch wesentlich weiter gehende Veränderungen wie komfortable Radachsen, Schnellwege in die Umgebung, Warentransporte mit Lastenrädern und autofreie Wohngebiete. Trotzdem freue man sich über bereits umgesetzte Ansätze wie die neuen Fahrradabstellbügel, die geplante Ausweitung der Buszeiten und die Mobilitätsstationen am Bahnhof – wenn dort nicht vergessen wird, die öffentlichen Flächen mit PV-Anlagen zu bedecken.
In einem weiteren Team arbeitet die Klimaaktion daran, dass Neustadt so schnell wie möglich auf 100 Prozent erneuerbare Energien umsteigt, und meint mit Neustadt sowohl die Stadtverwaltung mit all ihren Einrichtungen und Liegenschaften als auch die Neustadter Bürger und Bürgerinnen, die Photovoltaik-Anlagen auf ihre Häuser und Gewerbegebäude bauen sollen.
Landwirtschaftlich genutzte Flächen sollten mit PV-Anlagen überbaut werden, weil es den Ertrag von manchen Obst- und Gemüsesorten gar nicht beeinträchtigen würde, wenn weniger Sonne drauf fällt. Hier sei die öffentliche Diskussion noch lange nicht an einem Punkt, wo man von Akzeptanz sprechen könne, und insofern gebe es großen Aufklärungs- und Redebedarf. Aber man sei im Gespräch mit den im Rat vertretenen demokratischen Parteien und mit dem Bauern- und Winzerverband, um die Doppelnutzung von Ackerflächen vorstellbar zu machen.
Beim Thema PV-Anlagen auf alle Dächer müsse die Stadt als gutes Beispiel vorangehen. Ob die Stadt das Ziel, alle öffentlichen Gebäude mit PV-Anlagen zu versehen, tatsächlich mit Verve verfolgt, sei nicht eindeutig feststellbar. Die Solarpflicht auf allen gewerblichen und privaten Neubauten sei auch für Neustadt fällig, und man müsse auch auf Bestandsgebäuden nachlegen. Bei manchen Gebäuden müsse man den Klimaschutz dem Denkmalschutz voranstellen. Jedenfalls seien Nachbarstädte deutlich schneller im Ausbeuten dieser klimafreundlichen Energie, sowohl auf Dächern als auch an Fassaden.
Es sei absehbar und unvermeidlich, dass die Umstellung auf Erneuerbare in Neustadt auch die Windkraft einschließen müsse. Selbst Speyer habe es, obwohl weniger Fläche vorhanden sei, geschafft, seinen Energiebedarf teilweise mit Windkraft aus dem Umland zu decken, und mit etwas gutem Willen, z.B. bei Abstandsgeboten oder bei der Einflugschneise zum Sportflugplatz, wären auch auf Neustadter Gemarkung mehrere Anlagen unterzubringen.
Auch andere Themenfelder seien zu bearbeiten, so Lars Nöcker vom Vorstand der Klimaaktion, z.B. die Langlebigkeit von Kleidung, die durch Auf- und Umarbeitung viel länger genutzt werden könne, womit man Arbeit und Material sparen könne. Überhaupt sei ein anderes Bewusstsein bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern gefragt, wenn es darum gehe, Ressourcen besser und bewusster zu nutzen. Die allgegenwärtige Losung „mehr, schneller und billiger“ müsse von einem sozialen und ökologischen Denken abgelöst werden.
Ihre Ziele dokumentiert die Klimaaktion in einem „Klimamanifest“, das sie bis zum Sommer fertig gestellt haben will. Darin sollen Maßnahmen, die Neustadt zu einer klimaneutralen Kommune machen können, kurz und praktisch dargestellt werden.
Aufsehen erregende Aktionen wie derzeit durch die AktivistInnen von „die letzte Generation“ wurden diskutiert. Tenor dabei ist, dass die Klimaaktion Aktionen durchführt, die die Mitbürgerinnen gewinnt und nicht solche, die sie vor den Kopf stößt. cd/ps
Autor:Christiane Diehl aus Neustadt/Weinstraße |
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