175 Jahre Gustav-Adolf-Werk Pfalz
Von Minderheitskirchen lernen
Die Welt ist zu Gast in Neustadt – dank des Gustav-Adolf-Werkes (GAW) Deutschland, das vom 15. bis zum 19. September 2023 seine Jahreshauptversammlung hier ausrichtete. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Alten Winzinger Kirche konnte die Arbeit des weltweit agierende Hilfswerk für protestantische Minderheitskirchen eindrucksvoll vor Augen geführt werden. Die Gesprächspartner von Moderator Michael Landgraf waren die slowenische Pfarrerin und Beauftragte für Frauenarbeit Simona Prosic Filip, der rumänische Pfarrer und Generalsekretär des GAW Rumänien Attlia Mátyás, der ehemalige Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesregierung und bei der Europäischen Union sowie derzeitiger Präsident des deutschen GAW Martin Dutzmann, sowie Oberkirchenrat Markus Jäckle aus der Pfalz, der für die hiesige GAW-Arbeit mit zuständig ist.
Mit rund 12 Pfarrerinnen und Pfarrern in 14 Gemeinden ist die Evangelische Kirche in Slowenien mit weniger als einem Prozent der Bevölkerung klein, „aber wir wirken stark in die Gesellschaft hinein“, schilderte Prosic. Ihre Aufgabe sei es vor allem, Frauen für öffentliche Auftritte stark zu machen. In Rumänien ist derzeit besonders die Hilfe der Kirchen für die Not der ukrainischen Flüchtlinge angesagt, berichtet Mátyás. Dort sei die protestantische Minderheit zwar größer als in Slowenien, doch in viele unterschiedliche Konfessionen getrennt. „Wir lernen gerade, stärker miteinander Probleme anzupacken“. Was überhaupt Diaspora heißt, brachte Dutzmann auf den Punkt: „Den griechische Ausdruck Zer-Streuung möchte ich stärker vom zweiten Wort her verstehen – Streuung. Egal wie groß eine Kirche ist, muss sie ihre Botschaft in Wort und Tat streuen und Gutes zu bewirken.“ Markus Jäckle machte dies für die Pfalz deutlich, indem er auf die Kindertagesstätten verweist, die zum Großteil zum Verantwortungsbereich der Kirchen gehören.
Das Gustav-Adolf-Werk sei eine wichtige Stütze der weltweiten Gemeinschaft, bekräftigen alle Teilnehmenden. Nur so sei es möglich, Gebäude und die Infrastruktur der kleinen und weniger finanzkräftigen Gemeinschaften zu halten. „Die Basis der Zuwendungen sind aber die Begegnungen“, betonten Mátyás und Prosic. Die slowenische Pfarrerin ergänzte: „Ohne die spürbare Gemeinschaft, die getragen ist von Gottes Liebe, geht es in dieser Zusammenarbeit nicht.“ Daran, dass das Gustav-Adolf-Werk einst des „Pfälzers liebstes Kind“ gewesen sei, erinnerte Jäckle. Auch wenn überall das Engagement nachlasse, ist dennoch zu spüren, dass das Hilfswerk gut in den Gemeinden verankert sei, auch weil eine Vielzahl von Kirchengebäuden in der Region nicht ohne das 175 Jahre wirkende Hilfswerk existieren würde. Im Blick auf die Zukunft nimmt die Bedeutung des GAW für Martin Dutzmann zu „Zunehmend erkenne ich im Kontakt mit Partnerkirchen, dass sie uns viel zu geben haben. Als Kirchen, die immer schon in der Minderheit sind, zeigen sie uns, wie wir in kleiner werdenden Gemeinschaften Prioritäten setzen lernen können.“ Durch Partnerschaftsfahrten sowie durch Praktika im Ausland biete man jungen Menschen die Chance, das Leben in anderen Kontexten kennenzulernen. „Gerade diese Programme stimmen mich hoffnungsfroh im Blick auf die Zukunft des GAW“, betont der Präsident.
Hier mehr zum Gustav-Adolf-Werk.
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
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