Wie das Herz-Jesu-Kloster der Corona-Krise trotzt
Vorsichtiger Optimismus
Neustadt. Mit „vorsichtigem Optimismus“, so Dr. Christoph Götz, hat das Kloster Neustadt sein Bildungsprogramm für 2022 entwickelt und ist mit dieser Haltung auch in das neue Jahr gestartet.
Der Leiter des Bildungs- und Gästehauses ist sowohl für die inhaltliche Arbeit als auch für den Hotel- und Tagungsbetrieb verantwortlich.
Im vergangenen Jahr musste das Kloster Neustadt aufgrund der Corona-Pandemie erneut einen großen Umsatzverlust – vor allem im Tagungsgeschäft - verkraften. „Aber zum Glück ist es uns gelungen, im Spätsommer und Herbst einiges davon durch private Übernachtungsgäste zu kompensieren, so dass sich zum Ende des Jahres hin der Umsatz recht gut entwickelt hat.“
„Es war und ist uns wichtig, diese Krise gemeinsam ohne betriebsbedingte Kündigungen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bewältigen“, zitiert Götz den Rektor des Klosters, Pater Gerd Hemken SCJ, und fügt hinzu: „Ohne die Unterstützung des Trägers, der Ordensprovinz der Herz-Jesu-Priester, ginge es nicht.“
Auch jetzt ist die Buchungssituation noch angespannt: „Viele Veranstalter sind zurückhaltend, und einige Arbeitgeber möchten nicht, dass ihre Mitarbeiter jetzt verreisen und sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen dem Risiko bei einer Fortbildung aussetzen“, nennt Götz als mögliche Ursache. Deshalb werden immer wieder Veranstaltungen verschoben, im Moment finden eher kleinere Tagungen statt, die kurzfristiger zu organisieren sind.
Die 2-G-Regelung, die das Kloster Neustadt im vergangenen Jahr recht früh eingeführt und bald danach durch die 2-G-plus-Regelung verschärft hat, hat sich bewährt und wurde von den allermeisten Gästen gut angenommen: „So hatten sie Klarheit und Sicherheit, und wir konnten flexibler planen, da wir nun unsere Raumkapazitäten besser nutzen und so auch größere Gruppen aufnehmen konnten.“ Wichtig ist dem Hausleiter, dass man mit den Gästen und Veranstaltern immer im Kontakt geblieben sei und über neue Regelungen und Sicherheitsvorkehrungen informiert habe, damit diese sich darauf einstellen und entsprechend planen konnten. Auch die Stornofristen und -gebühren seien angesichts der Pandemie großzügig zugunsten der Veranstalter angepasst worden.
Ende Dezember ist das neue Bildungsprogramm des Klosters Neustadt erschienen. „Wir sind damit weiterhin sehr breit aufgestellt“, ist der Theologe Götz überzeugt.
Da ist einmal der Bereich „therapeutische und praktische Lebenshilfe“, an dem mit Pater Vinzenz Ganter SCJ ein Herz-Jesu-Priester großen Anteil mit seinen regelmäßigen therapeutischen Angeboten hat. Zu diesem Segment gehören ferner Vorträge und Wochenendseminare wie das mit Rainer und Angelika Haak „Schenk dir Flügel – mit der bewegten Sieben innere Ressourcen stärken und neue Lebensfreude finden.“
Auch der in der Schweiz tätige Theologe, Psychoonkologe und systemische Therapeut André Böhning bietet drei Veranstaltungen an: ein Trauerseminar, einen Wochenend-Kurs zum Thema „Verzeihen lernen“ sowie einen Vortrag zur Sterbehilfe aus christlicher Sicht.
Veranstaltungen rund um die Bibel gehören traditionell zum Angebot im Kloster Neustadt. Neu ist etwa die neue Veranstaltung „Nicht vom Brot allein“ mit Pater Olav Hamelijnck SCJ, der mit Elementen des Bibel-Teilens zu einem Austausch über das vorangegangene Sonntagsevangelium einlädt.
Gemeinschaftserlebnisse, Gastfreundschaft und Möglichkeiten der Besinnung bieten die Klosterstammtische, die Wandertage, das Angebot „Spiritualität am Grill“, die Agape-Feiern, Jahreszeitentage oder Auszeiten. Diese Angebote finden „indoor und outdoor“ statt – je nach Wetterlage und Veranstaltungsformat. Die Lage des Klosters am Waldrand, der große Park und das gesamte Ambiente sind nach wie vor ein großer Pluspunkt des Bildungs- und Gästehauses oberhalb der Stadt.
Hinzu kommen spirituelle Angebote und Exerzitien sowie verschiedene Gottesdienstformate. „Bewusst achten wir darauf, dass darunter niedrig-schwellige sind, und hoffen darauf, damit auch neue Teilnehmer zu anzusprechen.“
Dazu gehört beispielsweise die Atempause, eine zehnminütige Auszeit vor dem Mittagessen, die sich nicht nur an Hausgäste richtet, sondern an alle Interessierten. Mit einem Impuls und ruhiger Musik bietet sie die Möglichkeit, für ein paar Minuten der Hetze und dem Trubel des Alltags zu entgehen.
Wieder im Angebot sind die Veranstaltungen „Alte Kulturen“ sowie die Kulturfilmabende mit Pater Hans-Ulrich Vivell SCJ, eine archäologische Studienfahrt nach Israel und eine Pilgerreise nach Rom, Studientage, Abendvorträge und die Reihe „Talk im Kloster“. „Die klassische Erwachsenenbildung ist heutzutage allerdings kompliziert“, gibt Götz zu. Zunehmend werde es schwieriger, Menschen zu bewegen, eine Bildungsveranstaltung zu besuchen. „Aber wir können mit erfahrenen Referenten punkten und nutzen nach Möglichkeit auch Kooperationen, etwa mit der Katholischen Erwachsenenbildung des Bistums.“
Gefragt nach dem, was das Kloster Neustadt in besonderer Weise ausmacht, fasst er zusammen: „Mit unseren verschiedenen Angeboten werden wir dem Anspruch gerecht, geistliches Zentrum mit vielfältigen spirituellen und gottesdienstlichen Angeboten zu sein. Hinzu kommen klassische Bildungsveranstaltungen sowie die Möglichkeit, bei uns zu übernachten und Urlaub zu machen. Wenn es gewünscht wird, stehen die Patres gerne zu Einzelgesprächen bereit, und wir bieten Tagungsgruppen spirituelle Impulse innerhalb der Tagung an. Damit unterscheiden wir uns deutlich von anderen Veranstaltungsstätten in der Region.“
Im vergangenen Jahr konnte nach mehrmonatiger Renovierung die neue Krypta eingeweiht werden. „Das war ein ganz großer Schritt, und unsere Gäste nehmen diesen Gebets- und Rückzugsraum dankbar an“, findet der Hausleiter.
Auch in die Haustechnik wurde einiges investiert. Zunächst einmal in leistungsfähige Luftreiniger, die nicht nur in Corona-Zeiten der Hygiene und damit dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Hausgäste dienen. Mit ihnen wird die Luft dreifach gefiltert und damit desinfiziert – ohne den Einsatz von Chemikalien. Die Geräte sind mobil und angepasst an die jeweiligen Raumgrößen verwendbar.
Zusätzlich wurden die Seminarräume mit neuer Kommunikationstechnik ausgestattet: große Flachbildschirme, Mikrophone und Kameras ermöglichen ein besseres Tagen. „Die Kosten hätten wir ohne Unterstützung der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz nicht stemmen können“, betont Götz.
Seit Jahren hat das Kloster Neustadt erstmals wieder die Preise erhöht. „Wir haben keinen Corona-Zuschlag erhoben“, betont der Hausleiter. Die jetzt vorgenommenen Anpassungen seien moderat. „Alle unsere Zulieferer und Dienstleister haben ihre Preise angehoben, dazu kommen gestiegene Energiekosten, die Inflation und tarifliche Anpassungen der Gehälter, das müssen wir leider weitergeben“, erklärt er.
Weitere Informationen: Das Veranstaltungsprogramm ist online auf der Website des Klosters Neustadt (www.kloster-neustadt.de) zu finden, es liegt in gedruckter Form im Bildungs- und Gästehaus aus und kann auch gerne zugeschickt werden.
Weitere Informationen unter Telefon 06321 8750 oder per Mail an info@kloster-neustadt.de
Über die Homepage kann zudem ein kostenloser Newsletter abonniert werden. cd/ps
Autor:Christiane Diehl aus Neustadt/Weinstraße |
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