Rattenplage in Städten und Gemeinden – Herausforderungen und Lösungsansätze

Ratten werden zu einem echten Problem. Experten schätzen, dass in städtischen Gebieten drei bis vier Ratten auf einen Einwohner kommen. | Foto: John Sandoy/stock.adobe.com
2Bilder
  • Ratten werden zu einem echten Problem. Experten schätzen, dass in städtischen Gebieten drei bis vier Ratten auf einen Einwohner kommen.
  • Foto: John Sandoy/stock.adobe.com
  • hochgeladen von Karin Hoffmann

Rattenplage. Die Rattenplage in Städten und Gemeinden stellt eine wachsende Herausforderung dar. Mit geschätzten drei bis vier Ratten pro Einwohner in urbanen Gebieten und der Fähigkeit eines einzelnen Rattenpaars, unter günstigen Bedingungen jährlich Hunderte von Nachkommen zu zeugen, drohen gravierende Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit und Infrastruktur. Diese Problematik wird durch aktuelle regulatorische Entwicklungen weiter verschärft.

Aktuelle Problematik: Geplantes Verbot von Rodentiziden für Privatanwender

Ein zentraler Diskussionspunkt ist die geplante Nichtverlängerung der Zulassung von Rodentiziden für Privatanwender durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Diese Substanzen sind ein bewährtes Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren und werden insbesondere in Ratten-Fraßködern verwendet. Das Verbot würde bedeuten, dass Privatpersonen keinen Zugang mehr zu diesen effektiven Bekämpfungsmitteln haben, was die Eindämmung der Rattenpopulation erheblich erschwert.

Führende Verbände und Unternehmen warnen, dass professionelle Schädlingsbekämpfer den dadurch entstehenden Bedarf kurzfristig nicht decken könnten. In einem offenen Brief appellieren die Unterzeichner an politische Entscheidungsträger, die Zulassung für Privatanwender zu verlängern. Sie argumentieren, dass ein solches Verbot eine dramatische Verschärfung der Rattensituation nach sich ziehen könnte, was erhebliche Gesundheits- und Sachschäden zur Folge hätte.

Gesundheits- und Sachschäden durch Rattenbefall

Ratten sind nicht nur ein hygienisches, sondern auch ein gesundheitliches Risiko. Sie können mehr als 100 Infektionskrankheiten übertragen, darunter potenziell tödliche Erkrankungen. Hinzu kommen erhebliche wirtschaftliche Schäden: Jährlich entstehen Sachschäden in Milliardenhöhe durch Rattenbefall, sei es durch das Anknabbern von Leitungen, das Verunreinigen von Vorräten oder strukturelle Schäden in Gebäuden.

Risiken von Rodentiziden für andere Tiere

Rodentizide sind zwar ein effektives Mittel zur Bekämpfung von Ratten, bergen jedoch auch Gefahren für andere Tiere. Diese Gefährdung tritt in zwei Hauptformen auf:

Direkte Gefährdung durch Aufnahme: Haustiere wie Hunde oder Katzen sowie Wildtiere wie Füchse oder Vögel können versehentlich die ausgelegten Köder fressen. Besonders Lockstoffe in den Ködern machen sie auch für Nicht-Zieltiere attraktiv.

Sekundäre Vergiftungen: Raubtiere und Aasfresser wie Greifvögel oder Füchse sind gefährdet, wenn sie vergiftete Nagetiere fressen. Besonders Antikoagulanzien-Rodentizide (z. B. Wirkstoffe wie Warfarin oder Brodifacoum) können sich im Körper der Beutetiere anreichern und auch nach deren Tod für andere Tiere gefährlich bleiben.

Unkontrollierte Anwendung kann zudem das ökologische Gleichgewicht stören. Durch die Reduktion von Nagetierpopulationen könnten Raubtiere wie Eulen oder Schlangen wichtige Nahrungsquellen verlieren. Auch Nutztiere und Kinder könnten bei unsachgemäßer Anwendung gefährdet sein.

Köderstation. | Foto: Matthew/stock.adobe.com
  • Köderstation.
  • Foto: Matthew/stock.adobe.com
  • hochgeladen von Eva Bender

Um diese Risiken zu minimieren, wird der Einsatz von gesicherten Köderstationen und die Anwendung durch geschulte Personen empfohlen. Zudem sollten alternative Bekämpfungsmethoden und ein integriertes Schädlingsmanagement (IPM) stärker in den Fokus rücken.

Kritik an der BAuA-Entscheidung

Die Unterzeichner des Brandbriefs kritisieren, dass die BAuA den Umweltschutz offenbar höher bewertet als den Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Sie argumentieren, dass keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen, die eine Veränderung der Zulassungssituation rechtfertigen würden. Die Unterzeichner fordern, dass der Zugang zu Rodentiziden für Privatanwender erhalten bleibt, und schlagen gleichzeitig Verbesserungen bei der Aufklärung und Beratung zur sicheren Anwendung vor.

Forderung nach einem ganzheitlichen Ansatz

Anstelle eines Verbots plädieren Experten und Vertreter der Industrie für ein integriertes Schädlingsmanagement. Dieses soll eine Kombination aus präventiven Maßnahmen, Forschung, öffentlichen Aufklärungsinitiativen und professionellen sowie privaten Bekämpfungsmethoden umfassen. Zudem wird eine optimierte Schulung für Anwender angeregt, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu maximieren und negative Umweltauswirkungen zu minimieren.

Stimmen der Experten

Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar (IVA), betont die Bedeutung von Rodentiziden als bewährte und geprüfte Biozidprodukte. Er warnt vor den Konsequenzen eines Verbots: „Die Ratten in unseren Städten könnten bald überhandnehmen – mit erheblichen Risiken für die öffentliche Gesundheit.“

Marcus Römer, Vorstandsmitglied des Deutschen Schädlingsbekämpfer Verbands (DSV), ergänzt, dass professionelle Schädlingsbekämpfer den zusätzlichen Bedarf nicht auffangen könnten: „Eine effektive Rattenbekämpfung kann nur durch das Zusammenspiel aller Akteure gelingen.“

Dr. Philipp Spinne, Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), hebt die Wichtigkeit eines umfassenden Ansatzes hervor: „Dazu gehören insbesondere der verstärkte Appell gegen Lebensmittelverschwendung und die gewissenhafte Beratung beim Verkauf der Köderpräparate.“

Fazit und Empfehlungen

Rodentizide sind effektiv, bergen jedoch erhebliche Risiken für andere Tiere und die Umwelt. Eine verantwortungsvolle und sachgemäße Anwendung ist daher entscheidend, um diese Gefahren zu minimieren.
Die Bekämpfung der Rattenplage erfordert ein abgestimmtes Vorgehen von Politik, Wirtschaft, Fachverbänden und der Bevölkerung. Ein Verbot von Rodentiziden für Privatanwender könnte eine bestehende Problematik verschärfen, anstatt sie zu lösen. Daher ist es notwendig, praxistaugliche und nachhaltige Strategien zu entwickeln, die sowohl den Schutz der Umwelt als auch der öffentlichen Gesundheit berücksichtigen. Investitionen in Forschung, Aufklärung und integrative Schädlingsbekämpfungsmethoden sind entscheidend, um die Kontrolle über die Rattenpopulation zu behalten und langfristig eine sichere Lebensumgebung in Städten und Gemeinden zu gewährleisten. [bev]

Lokales
Jahresrückblick Neustadt 2024: Die Mahnwache unter dem Motto "Neustadt ist bunt!" mit rund 2.000 Menschen auf dem Marktplatz war eines von vielen Ereignissen, das Neustadt an der Weinstraße dieses Jahr geprägt und bewegt haben | Foto: Michael Landgraf
13 Bilder

Jahresrückblick Neustadt: Diese ganz besonderen Momente bleiben uns in Erinnerung

Jahresrückblick Neustadt. Das Jahr 2024 in Neustadt war geprägt von bewegenden Ereignissen, beeindruckenden Leistungen und den traditionellen Festen, die die Region so besonders machen. Vom ersten Spatenstich beim Bahnhofsvorplatz im Januar bis hin zum festlichen Weihnachtsmarkt im Dezember – das Jahr bot viele Höhepunkte, die uns lange in Erinnerung bleiben werden. Januar: Demonstrationen, Bahnhofsvorplatz wird umgebaut, WinterwunderlandDas Jahr begann in Neustadt und der ganzen Region mit...

Ratten werden zu einem echten Problem. Experten schätzen, dass in städtischen Gebieten drei bis vier Ratten auf einen Einwohner kommen. | Foto: John Sandoy/stock.adobe.com
Köderstation. | Foto: Matthew/stock.adobe.com
Autor:

Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

24 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Wirtschaft & HandelAnzeige
Praktische Küche Neustadt: Das Küchenhaus Mutschler gestaltet für seine Kunden schöne, helle und hochwertige Einbauküchen. Einer der Hersteller ist NEXT 125, der diese Küche anbietet. | Foto: NEXT 125

Praktische Küche Neustadt: Mutschler setzt auf Perfektion

Neustadt / Weinstraße. Das Küchenhaus Mutschler begeistert mit praktischen Küchen: Auch für kleine Räume und mit sehr viel Stauraum. Gerade eine Küche will sorgfältig geplant sein. Beim Kochen darf kein Weg zu lang sein. Dann unterstützt einen die durchdachte Anordnung von Kühlschrank, Küchengeräten, Küchenschrank, Schubladen, Kühlschrank, Küchenutensilien und Spüle mächtig dabei, auch herausfordernde Gerichte professionell zuzubereiten. Für eine funktionale Küchenplanung ist man beim...

Online-Prospekte aus Neustadt/Weinstraße und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.