Rheinsheimer Fastnachtsumzug als Zuschauermagnet:
Harry Potter und Peter Pan dabei
Philippsburg-Rheinsheim. Erfahrene Umzugsbesucher sprachen von einem Rekord: 80 Wagen und Fußgruppen zogen in vereinter Glückseligkeit durch den Philippsburger Stadtteil Rheinsheim, dessen Fastnachtszug inzwischen mehr aktive Teilnehmer anzieht als andernorts. Dafür gilt er, dank der vielen „Verpflegungsstationen“ am Straßenrand, als die langsamste Faschingsprozession.
„Wir kommen gerne über den Rhein“, versicherte ein Pfälzer im breiten Dialekt, „denn hier im Badischen herrscht beste Stimmung.“
Entlang der geschmückten Strecke standen begeisterte Fastnachter, winkten und klatschten, schunkelten und hellauten laut. Auffallend viele Pfälzer hatten sich über den Rhein gemacht und unterstützten als Mitwirkende oder als Zuschauer ihre rechtsrheinischen Freunde. Mehr als die Hälfte der letztlich 80 Umzugsteilnehmer dürfte aus dem Nachbarbundesland gekommen sein.
Unterstützer haben die Bienen im Ort: „Wollt ihr in Zukunft Schmetterlinge sehn, müsst ihr am Klima drehn“, so stand’s auf einem großen Plakat. Das künftige Personal des Genossenschaftsprojekts Bürgerhaus wusste: „Sind Küche und Service besonders toll, ist das Bürgerhaus bald voll.“
Einer der fünf befrackten Straßensänger gab bekannt, dass er – in Anwendung seines Uznamens - keine „Stockrübe“, sondern eine „Gurke“ sei. Dem neuen Seelsorger schrieb das „Kirchenpersonal“ der Angler und Sänger ins Stammbuch: „Auch wenn der Pfarrer auswärts geht, die Mess‘ im Dom, die steht.“ Eine Schar junger hübscher Rhonsemer „Putzwedel“ machte wohl Werbung für tägliches Duschen.
Den langen Zug führten Arge-Vereinsboss Peter Haake, Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner und Friedbert Kohout als das Trio von der Presse an. Huldvoll grüßte Philippsburgs Prinz LXXI. seine Untertanen. Hinter der Stockriewerfahne winkte das landadelige Stockriewerpaar Kerstin und Uwe.
Besonders gnädig meinte es Petrus. Und so feierte bei schönem Wetter der ganze Stadtteil mit den vielen auswärtigen Besucher ausgiebig und ausgelassen das Großereignis. An Motiven und Themen, an Vielfalt, Abwechslung und Farbenpracht mangelte es nicht.
Viel Prominenz hatte sich eingefunden, so Fred Feuerstein, Schneewittchen, Harry Potter, Peter Pan und Robin Hood. Auf Achse waren viele unheimliche Gestalten wie Hexen, Waldgeister und Zwerge.
Der Ruf Rheinsheims reicht bis nach Mittelamerika. Aus Mexiko brachte eine Pfadfinder-Delegation die Tradition des „Dia de los Muertos“ mit, die gruselige Totenfeier. Auch tollkühne Seeräuber wollten 2020 dabei sein, ebenfalls römische Gladiatoren und ägyptische Pharaonen.
Unter die Zugnummern, die allesamt mit erstaunlicher Kreativität aufwarteten, mischten sich Jung und Alt gleichermaßen.
Die originellsten Kostümierungen wurden zum Abschluss prämiert. Livemusik sorgte dafür, dass das Publikum mitsingen und mitschunkeln konnte.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
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