Rund 90 Gruppen und knapp 3.000 Teilnehmer:
Schwäbisch-alemannische Narrensprünge mit vielen Teufeln und Hexen

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Philippsburg. Ein Aufstand der Tiere? Ausgerechnet im beschaulichen Philippsburg? Da ziehen so 30 einheimische Geißen als Art Anführer durch die Straßen, gefolgt von Artgenossen aus Bad Rotenfels. Mit dabei sind auch treuherzige Schneewölfe aus Lörrach, gutartige Hagenbacher Wölfe, musizierende Bären aus Keltern, Zweidotterhühner aus Adelsberg. Die kleineren Tiere werden vertreten durch Igel, Schermäuse und Rheinschnaken.
Doch dabei handelt es sich nicht um eine Demo, sondern um den inzwischen siebten schwäbisch-alemannischen Narrensprung.
Wenn das die meckernden Namensgeber der Philippsburger noch hätten erleben dürfen: dass einmal zu Ehren der „Geese“ ein großer Umzug mit viel Musik, rund 90 Gruppen, knapp 3.000 Teilnehmern und, je nach Schätzung, bis zu 10.000 Zuschauer durch die Gassen der ehemaligen Reichsfestung führen sollte und damit den Vertretern der Spezies der Hornträger und Wiederkäuer die Reverenz erwiesen wird.
Im weiteren Umkreis tragen die Philippsburger den Uznamen „Geese“: wohl deswegen, weil in früheren Zeiten in jedem Haushalt eine oder mehrere Geißen, so die Bezeichnung für die weiblichen Ziegen, gehalten wurden. Sie galten als Kuh des kleinen Mannes, da sie einfacher zu ernähren und zu halten sind. Jahrhunderte lang grasten die Geißen auf den Festungswällen, seit 1993 gibt es die Freie Narrenzunft „Philippsburger Geese“ mit derzeit gut 60 aktiven Hästrägern.
Das Häs bezeichnet das Narrenkostüm, das meistens aus einer holzgeschnitzten Gesichtsmaske, meist Larve genannt, und einem handgearbeiteten Narrenkleid besteht. So auch in Philippsburg. Auf Erwachsene wirken sie manchmal unheimlich, den Kindern flößen sie meist Angst ein.
Dass bei rund 90 gemeldeten Gruppen ein Mordspektakel aufkommen würde mit Getöse und Gezeter, Gekleppere und Geschäppere lag auf der Hand. Das süddeutsche Spitzentreffen der Narren mit dem höchst beeindruckenden schwäbisch-alemannischen Fasnachtsumzug als Höhepunkt des Narrentreibens war etwas fürs Auge: Es offenbarte die ideenreichsten und die schönsten Maskierungen und Kostümierungen.
Zwei Tage lang ging’s rund: Bereits am Vortag startete ein kleiner Umzug zum Ile-de-Re-Platz. Dort stellten die Gehörnten einen Narrenbaum auf, klangvoll bereichert von den Badner Schalmeien. Unter besonderem kirchlichem Schutz stehen die Narren bis Aschermittwoch – dank der beiden Pfarrer Marcel Brdlik und Andreas Riehm-Strammer, die für alle Geißen und Nichtgeißen eine Narrensegnung vornahmen.
In der Festhalle wartete der Gastgeber zur Abrundung des ersten Festtages mit einer großen Show- und Tanzparty auf. Vor dem Umzug hatte Bürgermeister Stefan Martus alle Zunftmeister zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen.
Zünfte, Narrenvereinigungen, Guggemusiken, Schalmeiengruppen und Musikzüge, zusammengeschlossen als kilometerlanger Narrenzug durch die Innenstadt, bildeten schließlich den Höhepunkt. Aus der Schweiz, so die berühmten Einscheller, aus der Pfalz, Bayern und ganz Baden-Württemberg waren die kostümierten Stimmungsmacher eingetroffen, darunter Furcht erregende Gestalten, etwa die Seegeister vom Bodensee und die Moorschlampen. Auch etliche Teufelssorten tauchten aus der Tiefe auf: die Saubergteufel und Moorteufel. Schließlich gaben sich die Unwetterhexen, Mondhexen und die Hammerschlagdämonen ein Stelldichein.
Für ordentlichen Donner sorgte der „1. Schützenverein Philippsburg“ mit den Kanonieren um Thomas Biesenberger. Dank der optimalen Vorbereitungen durch Markus Rau, Wolfgang Steiner und der kompletten Mannschaft klappte die Organisation einwandfrei.

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Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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