50. Kameradschaftstreffen der 3. Batterie des Artilleriebataillons 210
"Weißt-Du-noch"-Gespräche bis Mitternacht
Philippsburg. „So etwas habe ich in der Bundeswehr noch nicht erlebt“, staunte Oberstleutnant a.D. Egbert Laqua (81). Er war zum traditionellen Treffen „seiner“ ehemaligen Soldaten angereist, die von April 1967 bis September 1968 in der 3. Batterie des Artilleriebataillons 210 Wehrdienst geleistet hatten.
34 Männer, alle jenseits der 70, waren in den Philippsburger Löwenbräu gekommen. Nicht, um sich vergangener Heldentaten zu rühmen. Sondern um gute Freunde wieder zu treffen, mit denen sie vor einem halben Jahrhundert 18 harte Monate Wehrdienst in der „Mondscheinbatterie“ als Gemeinschaft durchgestanden hatten. Was die Besonderheit dieses Treffens ausmacht: Es findet seit nunmehr 50 Jahren in ununterbrochener Reihe jeweils am zweiten Samstag im Oktober statt.
„Die Ausbildung war hart, die Ausrüstung schlecht, und es gab auch Schikanen“, gab der damalige Batteriechef Laqua zu, der später auch Bataillonskommandeur der 210er war. „Ein Befehl besagte, dass jede Einheit einmal in der Woche eine Nachtübung anzusetzen hatte. Wir waren die Einzigen in der Salm-Kaserne die das gemacht haben – ich als Chef und Sie als Soldaten.“ Dass dies nicht ohne Geräusche abging, nahmen die im Schlaf gestörten benachbarten Soldaten zum Anlass, der Dritten den Namen „Mondscheinbatterie“ zu verpassen.
Der in Philippsburg ansässige Brigadegeneral a.D. Manfred Hofmeyer, ehemals Kommandeur des Raketenbataillons 122, gab den Reservisten einen Überblick über die Entwicklung der Artillerie der Bundeswehr. „Als Sie dienten, gab es 40.000 Artilleristen. Im Zuge von stetigen Strukturreformen sind davon heute weniger als 4.000 übrig geblieben.“
Heinz Klingheimer, Ur-Philippsburger und einer der Mondschein-Soldaten, zeigte seinen Kameraden, was von der 1963 in Betrieb genommenen Garnison noch übrig geblieben ist. Eine zivil genutzte Schießanlage, ein verlassener Bunker, in dem Fledermäuse hausen, ein Wachturm, der einsam im Walde steht, und viel Grün. Die Natur hat sich das Waldgebiet der Molzau zurückerobert, in dem die Soldaten einst die (atomaren) Munitionslager bewachen mussten.
Die Kasernenanlage gleicht einer Kraterlandschaft – Berge von Bauschutt. Nur noch das Kasernentor und das Wachgebäude lassen erkennen, dass hier einst Tausende von Soldaten ein- und ausmarschiert sind.
Peter Reichert, der Jahr für Jahr die alten Kameraden zusammenbringt, gedachte in Ehren der Freunde, die inzwischen nicht mehr leben. Bernd Zimmermann führte einen Schmalfilm vor, den er vor 50 Jahren gedreht hatte – die Soldaten auf dem Marsch, bei der Rast, beim Sport. Stoff genug für „Weißt-du-noch“-Gespräche bis Mitternacht. Da versprach Peter Reichert, auch im kommenden Jahr das Reservistentreffen zu organisieren. Dann zum 51. Mal. ps
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