Alexandra Roth unterstützt Headcoach Frank Sauter beim MSC Philippsburg
Trainerin mit Herz und Begeisterung
Philippsburg. Motoball ist - wie kaum eine andere Sportart - noch eine echte Männerdomäne, in der Frauen bisher kaum eine bedeutende Rolle spielen.
Anders jedoch beim MSC Philippsburg: Der Bundesligaclub hat sich zur Verstärkung für Trainer Frank Sauter nun weibliche Verstärkung ins Boot geholt: Alexandra Roth betreut die Mannschaft im Bereich Mentaltraining, Teamforming, Life Kinetik und Faszientraining. Wochenblatt-Redakteurin Heike Schwitalla sprach mit Alexandra Roth über ihre neue, ungewöhnliche Aufgabe.
Roth kommt aus Oberhausen-Rheinhausen und ist seit 14 Jahren als Trainerin und Referentin im Gesundheitsbereich tätig. „Mein Wissen, das ich mir in den Ausbildungen als Yogalehrerin, Life Kinetik Trainerin, Mentaltrainerin, Stresscoach und Faszientrainerin angeeignet habe, ermöglicht es mir, ein individuell abgestimmtes Training zu gewährleisten. Ganz gleich ob im Sport, im Business oder im Alltag, für den Einzelnen oder im Team“, sagt sie.
???: Haben Sie schon andere Sportler trainiert?
Alexandra Roth: „Ja, ich habe schon Sportler trainiert. Ich habe Ringer auf die EM und WM vorbereitet, im Rennsport hab ich aktuell ein Nachwuchstalent, das ich betreue und im Mannschaftsbereich war ich in der Vergangenheit viel im Fußball unterwegs. Unter anderem für die TSG Hoffenheim, den KSC, den TSV Reichenbach, Germania Friedrichstal oder den VfR Mannheim.“
???: Und wie sind Sie zum Motoball gekommen?
Roth: „Ich hatte nicht wirklich Bezug zum Motoball. Aber ich habe Bezug zu Sportlern und die Begeisterung, die sie an den Tag legen, die Energie, die sie aufbringen, um ihre Ziele zu erreichen. Wenn ich diesen Spirit spüre, dann lass ich gerne mein Wissen einfließen. Inzwischen kann ich allerdings schon sagen, dass mich das Motoballfieber infiziert hat. Wissen Sie, in meinem Beruf geht es mir um den Menschen und wie er dort hin kommt, wo er hin möchte. Der Sport an sich begeistert mich ab dem Moment, in dem ich mich damit befasse.“
???: Wie kam der Kontakt zum MSC Philippsburg zustande?
Roth: „Frank Sauter und seine Frau sind die besten Freunde von meinem Mann und mir. Als Frank den Trainerjob übernahm, gab es beim allwöchentlichen Treffen fast nur noch das Thema Motoball. Schon da redeten wir eher von Trainer zu Trainer.
Ich wusste ja, dass Frank sich mit vollem Einsatz für den MSC einsetzt, viel Kraft und Energie investiert, um den Motoball an sich wieder attraktiver zu machen. Ich muss gestehen, am Anfang war ich sehr skeptisch, ob es jemals Früchte ernten wird.
Er fragte mich irgendwann, ob ich nicht mal ein Training mit der Mannschaft machen würde, doch meine anderen Projekte ließen es zeitlich einfach noch nicht zu.
Doch ich versprach Frank, dass ich mir ein Spiel anschauen, es analysieren würde und ihm vielleicht so den einen oder anderen Tipp gebe, was Konzentration, Ausdauer, Präsenz, Willensstärke, Reaktionsschnelligkeit, Durchsetzungsvermögen angeht.
Und so nahm das Ganze seinen Lauf. Schon als ich zum Spiel gegen Ubstadt-Weiher den Platz in Philippsburg betrat, traute ich meinen Augen kaum. Ich sah beim warmfahren vier Spieler von Philippsburg auf dem Platz und gefühlte 20 Gegenspieler von Ubstadt-Weiher.
Ach du meine Güte, dachte ich so bei mir. Stimmen vom Publikum: `Oh heute gibt’s eine hohe Niederlage für Philippsburg` trugen nicht gerade zu einem guten Gefühl bei. Die Voraussetzungen sprachen von Beginn an gegen den MSC. Als ich sah, wie die Mannschaft mit nur einem Auswechselspieler gekämpft hat, nicht aufgab und am Ende dann nur 7:5 verlor, war für mich klar, da möchte ich helfen, da ist Potenzial. Und wenn die Spieler offen für meine Trainingsmethoden sind, dann sollte man ihnen eine Chance geben.
???: Wie genau sieht Ihre Aufgabe beim MSC Philippsburg aus?
Roth: „Volles Programm. Ich hab sie gleich mal, bevor ich überhaupt mit meinem Training begonnen habe, mit einem Teamspiel gefordert . Sie mussten gemeinsam in meinem Unterrichtsraum eine ’Bombe’ aus einem Tresorraum entschärfen, in den kamen sie allerdings nur, wenn sie gemeinsam ein gefährliches Labyrinth durchschreiten. Die Mannschaft hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert und sie durften zum anschließen Alex-Training bleiben.
Faszientraining ist Bestandteil des Trainings für die Flexibilität des Körpers. Life Kinetik wird in jeder Trainingseinheit integriert. Life Kinetik hilft, konzentrierter und reaktionsschneller zu werden. Dann natürlich das klassische Mentaltraining: Mentale Stärke erreichen, um meine Leitung abrufen zu können, wenn es drauf ankommt.
???: Wie oft trainieren Sie mit der Mannschaft?
Roth: „Derzeit einmal pro Woche etwa zwei Stunden und direkt vor Spielen gab es auch schon die eine oder andere Einheit.“
???: Ist es schwer, sich als Frau in dieser Männerdomäne durchzusetzen?
Roth: „Ich komme sehr gut klar und hatte da nie Probleme, meine Stellung als Trainer dazu zu benutzen, um mich bei Spielern durchsetzen zu können. Zum Glück. Fragen Sie mich nicht, wie ich das mache, ich hab keine Ahnung. Ich mach mir darüber irgendwie keine Gedanken . Ich trainiere mit Herz und Begeisterung, vielleicht brauche ich da dieses gewisse Dominanzdenken nicht.“
???: Eine Ihrer Aufgaben ist das Teamforming und die Persönlichkeitsentwicklung der Spieler – was muss man sich darunter genau vorstellen?
Roth: „Das ist sehr umfangreich. Wir haben Stärkungsfaktoren eines Teams ausgearbeitet. Was stärkt ein Team und was schwächt es? Was stärkt den einzelnen Spieler. Letzte Woche erst saßen wir in meinen Räumlichkeiten auf dem Boden aßen tatsächlich auch noch Gummibärchen und jeder Spieler schrieb auf kleine Zettel, was für ein Potenzial er in jedem seiner Mitspieler sieht. Und was nach Grundschulübung aussieht, entpuppte sich am Ende, als jeder seine Potenzialzettel durch gelesen hatte, als ein unglaublicher Motivationsschub. Das sind Übungen aus dem Business-Mentalcoaching, die auch im Sport angewendet werden können. Die Spieler hat es berührt zu lesen, wie sie von ihren Mitspielern gesehen werden.“
???: Wie haben die Spieler Sie und ihre Methoden aufgenommen?
Roth: „Natürlich war es ungewohnt und Männer sind da eher skeptisch, wenn auch noch eine Frau, die keine Ahnung von Motoball hat, mit Methoden auftaucht, die man sonst nur vom Leistungssport kennt. Zwei Spieler haben sich im Vorfeld schon Übungen in Youtube angeschaut, und fragten sich schon, was das soll. Im Umkehrschluss hab ich im Vorfeld ähnlich reagiert: Alex, du machst jetzt das eine Training, tust Frank den Gefallen, lässt sie bisschen reinschnuppern, das ist denen eh zu anstrengend mit dir.
So, dann wurden beide Seiten eines besseren belehrt. Sie waren begeistert von meinem Training - offen, wissbegierig, Das freute natürlich mein Trainerherz und als mich die Boys am Ende der vereinbarten Probewoche bekniet haben, zu bleiben, hatte ich mich eh schon in die Bande verliebt.“
???: Was sind die Ziele, die Sie mit der Mannschaft erreichen wollen/sollen?
Roth: „Da ich Mentaltrainerin bin, sind meine Ziele immer extrem hoch gesteckt. Denn sind die Ziele zu niedrig, wird man nie mehr als das gesetzte Ziel erreichen. Es braucht mehr Zeit, Geduld, Ausdauer und Willensstärke und natürlich klappt nicht immer alles. Doch meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich mit dieser Einstellung schon immer mehr erreicht habe, denn wenn ich es nie versuche, werde ich es auch nie erreichen.
Unser Etappenziel haben wir ganz klar mit Einzug in die Play Offs definiert. Als längerfristiges Ziel wollen wir den MSC Philippsburg auf der Überholspur nach oben katapultieren.“
???: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Frank Sauter aus?
Roth: „Wir arbeiten sehr eng zusammen, stehen ständig in Kontakt. Wir sind beide sehr offen zueinander und vertrauen uns. Er steht hinter meinen Training, lässt mir da freie Hand. In letzter Instanz ist er als Headcoach der Entscheider.“
???: Haben Sie selbst schon einmal Motoball gespielt?
Roth: „Nein, ich habe selbst noch nie Motoball gespielt. Natürlich würd ich gerne spielen, doch so einfach, wie es von außen aussieht, ist es definitiv nicht, daher überlass ich das mal lieber meinen Jungs. Allerdings, wenn sie das jetzt lesen, setzen sie mich, beim nächsten Training bestimmt aufs Motorrad.“
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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