„Euroclassic“ vereint namhafte Künstler mit „Industrial Music“
Kulturelle "Sternstunden" ohne Grenzen

Nach dem Willen der vier regionalen Politgrößen geht die Euroclassic-Reihe bis 2022 in die nächste Runde. Die Vereinbarung unterzeichneten (von rechts): Jürgen Gundacker, Dr. Bernhard Matheis, Amelie Faber-Wegener und Jean-Louis Chudz. Foto: Kling
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  • Nach dem Willen der vier regionalen Politgrößen geht die Euroclassic-Reihe bis 2022 in die nächste Runde. Die Vereinbarung unterzeichneten (von rechts): Jürgen Gundacker, Dr. Bernhard Matheis, Amelie Faber-Wegener und Jean-Louis Chudz. Foto: Kling
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Pirmasens/Region. Musik braucht keinen Dolmetscher. Töne lassen Ländergrenzen schrumpfen und schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Nationen. Deshalb hat sich auch das Euroclassic-Festival zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, an der die vier Gebietskörperschaften der Regionen Saar-Pfalz und Bitscher Land (mindestens) bis 2022 festhalten wollen. Dank der Kooperation erleben die Menschen der Grenzregionen kulturelle „Sternstunden“, die namhafte Künstler wie Stefan Gwildis, Max Raabe oder auch Julian Steckel im kleinen „vereinten Europa“ gestalten.
Bereits seit 29 Jahren sorgt das deutsch-französische Musikfestival für eine Bereicherung des Kulturprogramms der vier Partner, die diese „gute und lange Tradition“ schätzen. Das dokumentierten der Pirmasenser Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis, seine Kollegin Amelie Faber-Wegener aus Blieskastel, der Vizepräsidenten der Communauté de Communes du Pays de Bitche, Jean-Louis Chudz, und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land Jürgen Gundacker bis 2022, die mit ihren Unterschriften den Kontrakt bis 2022 verlängerten. Groß ist die Freude bei OB Matheis darüber, dass in diesem Jahr in Pirmasens das Festival feierlich eröffnet wird. Am 2. September lässt das Konzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung des Dirigenten Adrian Prabava mit Kompositionen von Nino Rota Filme von Frederico Fellini lebendig werden. Unvergessene Melodien wie „La Strada“ oder „La Dolce Vita“ sind lebensbejahend und lustvoll.
Danach geht die musikalische „Grenzwanderung“ in den unterschiedlichen Gemeinden in Deutschland und Frankreich weiter. Bis 31. Oktober stehen rund 30 Veranstaltungen, zusammengefasst unter dem Motto „Industrie-Kultur“, auf dem Programm.
Der Etat für das Festival, das stets auf große Resonanz in beiden Ländern stößt, beträgt zwischen 400.000 und 500.000 Euro, so Thilo Huble. Er ist für die Organisation und die Gewinnung von Sponsoren zuständig. Keine leichte Aufgabe, denn die es bedürfe „besonderer Vorgaben“ bei der Auswahl der Veranstaltungen, damit Gelder von privater Seite fließen. Vereinfacht gesagt, Namen bekannter Künstler ziehen mehr als moderne und eigenwillige Inszenierungen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass höhere Gagen gezahlt werden müssen. Rund 60.000 Euro steuern Sponsoren bei und vom Land gibt es einen Zuschuss in Höhe von 80.000 Euro. Der Rest muss aus Eintrittsgeldern bestritten werden. Eine Preiserhöhung ist allerdings nicht geplant, „wir halten unser Niveau“, sagt Huble.
Das Publikum kann sich auf ein hochkarätiges, aber auch abwechslungsreiches Programm freuen – an allen Spielstätten. So gibt sich Max Raabe, der Mann mit der Fliege und dem gegelten Haar, mit seinem Pianisten Christoph Isreal am 15. September in der Festhalle Zweibrücken die Ehre. Die beiden Akteure „spazieren durch die Musik der Weimarer Republik und heben im Vorübergehen ungehörte und vergessene Schätze“, wie es in der Euroclassic-Broschüre heißt.
Gleich zwei Besonderheiten bietet Meisenthal ebenfalls am 15. September: In der ehemaligen Glasbläserei „Halle verrière“ tritt die französische Percussions-Gruppe „Les Tambours du Bronx“ auf, die mit heftigen Schlägen auf leere Ölfässer, Synthesizerklängen und Samples eine energiegeladene Mischung aus Indus, Afrobeat, Rock, Techno und Weltmusik erzeugt. Damit haben sich die 16 Bandmitglieder ihren Ruf als Experten für Industrial Music erarbeitet. Man wolle mit den Veranstaltungen auch mal „eine andere Zielgruppe ansprechen, wie die üblichen Theaterbesucher“, meint Bernhard Matheis und verweist auf den 23. September, wenn „Breakin’ Mozart: Klassik meets Breakdance“ über die Festhallenbühne in Pirmasens geht. „Die gelungene Adaption von Klassik und Tanz“ fülle Eventlocations auf der ganzen Welt.
Schon heute fiebert Amelie Faber-Wegener, die Bürgermeisterin von Blieskastel, der „A Capella Nacht“ am 5. Oktober in der Bliesgau-Festhalle entgegen. Eine bewährte Veranstaltungsreihe, die in diesem Jahr von „Ringmasters“ aus Stockholm, „Six Pack“, die Comedy-Show der „Goldsinger“ aus Bayreuth und „Quintesens“ mit ihren Interpretationen gestaltet wird. Am 12. Oktober treffen in der Festhalle Zweibrücken das markant-soulige Nordlicht Stefan Gwildis auf die rockende Pfälzerin Julia Neigel, begleitet von der „Lumberjack“ Big Band. Ein „Face to Face“-Abend der besonderen Art.
Immer ein Höhepunkt der Veranstaltung ist das Konzert des „Euroclassic Festivalorchesters“ mit Julian Steckel an der Spitze in der Festhalle Pirmasens. Die jungen hochbegabten Musiker, die sich am 14. Oktober um Geigerin Antje Weithaas versammeln, werden ihr Publikum mit Melodien von Ludwig van Beethoven erfreuen. Das „Popidol seiner Zeit hat mit seinen Kompositionen das 19. und 20. Jahrhundert revolutioniert“ ist in der Programm-Broschüre nachzulesen. Musikalische Grenzen überschreiten am 31. Oktober Simon Phillips und Bill Evans mit ihrem Projekt „Zen Amadeus“. Heraus kommt ein neuer frischer Sound von Rock über Funk bis zu Jazz.
Auch die Jugend soll beim Festival angesprochen werden, deshalb steuert Pirmasens wieder eine eigene Produktion bei, so OB Matheis. Am 16. September wird das Kinder-Musical „Die drei ??? Kids: Musikdiebe“ von Boris Pfeiffer (Text) und Peter Schindler (Musik) unter der Leitung von Bezirkskantor Maurice Antoine Croissant und Volker Christ in der Festhalle aufgeführt. Mitwirkende sind die Kinderkantorei Pirmasens, der Chor „Kantileni“ des Immanuel Kant-Gymnasiums sowie das Musicalorchester.
Das sind nur einige der rund 30 Termine des Euroclassic-Festivals. Weitere Infos unter www.festival-euroclassic.eu.
Ab sofort nimmt das Kulturamt, Rathaus am Exerzierplatz, Telefon: 06331 842352 oder kartenverkauf@pirmasens.de Reservierungen entgegen. Der Kartenverkauf beginnt am 15. August. (ak)

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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