"Silberbilder" von Steffen Diemer in der "Alten Post" zu sehen
Ungewöhnliche Fotos nach alter Tradition

Steffen Diemer zeigt seine "Silberbilder" in der Alten Post in Pirmasens. Foto: Kling
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  • Steffen Diemer zeigt seine "Silberbilder" in der Alten Post in Pirmasens. Foto: Kling
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Pirmasens. Steffen Diemer (52) will kein Künstler sein. Diese Bezeichnung lehnt er kategorisch ab und betitelt sich selbst als „Fotograf“. Seine Arbeiten unter dem Titel „Still Silver – Bilder der Dinge“ sind bis zum 29. Juli in der Alten Post in Pirmasens zu sehen – und zu bewundern. Denn der gebürtige Pfälzer, der in seinem „früheren Leben“ Pressefotos in Kriegsgebieten machte, hat das Nassplatten-Kollodium Verfahren für sich entdeckt.Der „bodenständige Mensch“ (Diemer über Diemer) nimmt kein Blatt vor den Mund. In seiner ruhigen, bedächtigen Art spricht er beim Presserundgang durch seine Ausstellung offen über seine Gefühle, aber auch über seinen langen Weg, sich die alte Technik der „Silberbildherstellung“ anzueignen. 20 Jahre lang arbeitete er als Fotograf in Kriegsgebieten, bis „mein bester Freund vor meinen Augen in Libyen durch eine Mine getötet wurde“. Selbst wenn für viele Menschen Krisensituationen an der Tagesordnung sind, „die Erlebnisse gehen an keinem spurlos vorbei“. Deshalb habe er auch keine Lust mehr, in Kampfgebieten „bei größter Hitze rumzustiefeln“. Steffen Diemer nahm sich eine Auszeit. Beim Blick aus seinem Atelierfenster habe er dann über „die Sinnhaftigkeit des Lebens“ nachgedacht. Durch Zufall entdeckte er in einem Magazin Aktaufnahmen im Stil der Ambrotypie, eine Technik, die ihn faszinierte. „In mühevoller Kleinarbeit über einen Zeitraum von zwei Jahren habe ich mir dann das Nassplatten-Kollodium Verfahren selbst beigebracht“, so der 52-jährige. Seit 2011 perfektioniert er diese Technik immer wieder von neuem. „Ich will alles alleine händeln“ so seine Motivation. Deshalb bezieht er sein Material direkt von einer Glashütte in Waldsassen/Oberpfalz. Kein billiger Spaß, denn für eine Lieferung Schwarzglas zahlt Steffen Diemer schon mal 10.000 Euro. Auch die Entwicklerflüssigkeiten, die er selbst mischt, haben ihren Preis.
Die Qualität spielt eine große Rolle, nicht nur bei der Technik sondern auch bei der Umsetzung seiner Kunst. „Ich will, dass meine Arbeiten gut sind“, erklärt der Fotograf, der aus Grünstadt stammt und heute in Mannheim lebt. Er sei sehr „detailverliebt“ und wählt deshalb die Rahmen passend zu den Schattierungen der Schwarz-Weiß-Bilder. Ein interessantes Beispiel ist die Zusammenstellung von Jakobsmuscheln, die Diemer auf Orkneys Island selbst gesammelt hat. Der wunderschöne Rahmen sei „eine Hommage an den Übergang von der Gotik zur Renaissance“, sagt Diemer zu diesem Gesamtkunstwerk.
Gerne benutzt er hochwertige Stoffe aus Japan, wo er einige Zeit gelebt hat, anstatt der Passepartouts. Durch diese Hintergrundbespannung erzielt er interessante Aspekte. Seine Motive, darunter wenige Porträts, sind manchmal arrangiert, oftmals aber auch Spontanmomente, die ihm ins Auge gefallen sind, wie ein uralter Rollschuh, den Diemer in Simbabwe entdeckte, mitnahm und zu Hause ablichtete. Denn alle Bilder entstehen bei ihm vor Ort.

In der Ausstellung zu sehen sind auch Blumenarrangements, die wie uralte Stillleben aus längst vergangenen Tagen wirken. Stille Kunst, die so viel zu sagen hat.
Durch die Bekanntschaft mit Sabine Hill, deren Porträt neben dem Bildnis von Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis in der Alten Post hängt, kam die Ausstellung in Pirmasens zustande. Fortsetzung von Seite 1. Er habe die Horebstadt und ihre Bewohner kennengelernt und könne der negativen Berichterstattung nicht zustimmen: „Die Menschen hier, insbesondere auch die Leute in den Unternehmen, besitzen eine große Herzenswärme“. Er habe im Vorfeld viele Arbeiten mit lokalem Bezug angefertigt. „Dinge, die hier passieren, haben mich sehr berührt“, schildert der 52-jährige seine Eindrücke. Das macht diese Bilder, auf denen beispielsweise Schokoladenformen der Firma Wawi oder Stiletto-Absätze von Peter Kaiser zu sehen sind, so außergewöhnlich. Nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist ein „Flipflop“ mit Pelzbesatz, der das Ausstellungsplakat ziert. Eine der Kompositionen aus kleinformatigen Fotos mit Details von Schuhen und Werkzeugen überreichte OB Matheis seinem französischen Kollegen Karl Olive aus Poissy beim Partnerschaftsbesuch an diesem Wochenende.
Alle seine Werke, so Steffen Diemer, sind Unikate. In jeder Aufnahme steckt viel Gefühl, aber vor allem Zeit drin: „An manchen Fotos experimentiere ich sehr lange herum“. Seine Aufnahmen seien im Gegensatz zur digitalen Fotografie nicht verfälscht oder überzeichnet.
Rund 80 Werke sind in der Alten Post in Pirmasens zu sehen, mit denen er seine Verbundenheit mit den Menschen von hier zeigen will. Um auch Kinder und Jugendliche an diese alte Technik heranzuführen, hat die pädagogische Mitarbeiterin des Museums, Denise Kamm, gemeinsam mit Diemer verschiedene Workshops ausgearbeitet. Während der Ausstellung finden am 17. und 27. Juni sowie am 13. Juli offene Führungen statt. Die Finissage ist für den 29. Juli, 14 Uhr, vorgesehen.
Die Öffnungszeiten im Forum Alte Post sind Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. (ak)

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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