Mit lieb gewonnen Gepflogenheiten brechen
Corona-Krise sorgt für „Schlag ins Gesicht“

Mindestabstand auch im Wartebereich vor den Apotheken.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Mindestabstand auch im Wartebereich vor den Apotheken. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Von einer Entspannung bei der Corona-Krise kann auch bei uns keine Rede sein. Derzeit gibt es 26 Infizierte im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamtes Südwestpfalz, sieben davon aus Pirmasens. In dieser Situation wurde das öffentliche Leben noch weiter heruntergefahren, weitere Schließungen angeordnet und der menschliche Kontakt auf das Mindestmaß eingeschränkt. Ordnungsamt und Polizei überwachen die Einhaltung der „Allgemeinverfügung“.

Eine Stadt hat dicht gemacht. Um die Bevölkerung vor der Ansteckungsgefahr durch das höchst gefährliche Coronavirus zu schützen, sind neben den Geschäften sowohl Speiselokale, Cafés und Pfälzerwaldhütten, als auch Friseursalons, Kosmetik- und Nagelstudios geschlossen. Oberbürgermeister Markus Zwick, der ebenso wie seine beiden Kollegen vom Stadtvorstand Michael Maas und Denis Clauer in häuslicher Quarantäne arbeitet und sich immer wieder über soziale Medien an seine Bürger wendet, macht ganz deutlich, dass alle Sozialkontakte so weit wie möglich vermieden werden sollen, „um die rasante Ausbreitung des Virus einzudämmen“. Deshalb sind gesellige Treffen verboten, mehr als fünf Personen dürfen nicht gemeinsam unterwegs sein. Alle Vorschriften müssen eingehalten werden, denn wer sich nicht an die Regeln hält, riskiert hohe Strafen. Wie Dezernent Denis Clauer im Gespräch mit dem Wochenblatt mitteilte, wurde der Vollzugsdienst mit fünf Mitarbeitern um weitere fünf Kräfte verstärkt, die normalerweise „Knöllchen“ verteilen. Die Einsatzzeiten wurden umgehend bis 20 Uhr erweitert. Bislang hätten die Kontrollgänge keine gravierenden Verstöße ergeben, so die Leiterin des Ordnungsamtes Katja Kölzer. Für Denis Clauer ist es ganz wichtig, dass die Kontrolleure auf die Bürger zugehen und sie im Gespräch über die Risiken aufklären. Eine Aufgabe, die er gerne selbst übernommen hätte.
Um besonders gefährdete Menschen zu schützen, dürfen Altenheime und Pflegeeinrichtungen nicht betreten werden und auch die Betreuungsangebote für hilfsbedürftige Pirmasenser entfallen.
Noch einen Schritt weiter geht Landrätin Dr. Susanne Ganster, die insbesondere durch den Tagestourismus, angelockt von der reizvollen Lage der Südwestpfalz mit den großen Waldgebieten, eine weitere Gefahrenlage sieht. Deshalb hat sie eine „eingeschränkte Ausgangssperre“ verhängt, die das Betreten öffentlicher Orte verbietet, das sind Straßen, Wege, Grünflächen, Parkanlagen sowie der Wald. Allerdings dürfen die Bürger alleine oder zu zweit joggen, spazieren gehen und den Hund Gassi führen. Auch das Einkaufen sowie Arztbesuche sind erlaubt.
Nach wie vor können die Menschen ihre Lebensmittel, Hygieneartikel und Lesestoff besorgen. Allerdings sind in den Bäckereien, Drogerien, Apotheken und Einkaufszentren bestimmte Hygieneauflagen einzuhalten. Wie das Wochenblatt gesehen hat, haben viele Inhaber und Betreiber längst reagiert und so sieht man häufig das Schild „Bitte einzeln eintreten“ etwa an Bäckereien. In den Supermärkten sind Linien im Kassenbereich gezogen, „bis hierhin und nicht weiter“. Denn es muss ein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Auch hier wird das Ordnungsamt nach dem Rechten sehen.
Für die Händler des Wochenmarktes, der weiterhin dienstags, donnerstags und samstags auf dem Exe abgehalten werden darf, ist ganz wichtig, dass ein „Betatschen“ von Obst und Gemüse unterbleibt. Auch das gesellige Treffen bei Prosecco auf dem Markt muss unterbleiben. Für viele ein Schlag ins Gesicht, gehörte diese Gepflogenheit zum Einkaufsbummel - insbesondere am Samstag - einfach dazu. Denis Clauer zeigt Verständnis, sagt aber: „Wir müssen vorerst mit lieb gewonnenen Gepflogenheiten brechen und unser Sozialverhalten einschränken.“
Doch die Coronakrise bringt nicht nur negative Faktoren mit sich, sondern zeigt die menschliche Seite der Gesellschaft. Um Senioren, gehbehinderte Bürger und Menschen mit einem schwachen Immunsystem, zu unterstützen, haben zahlreiche Pirmasenser ihre Einkaufsdienste angeboten. Das reicht von Jugendgruppen über Sportvereine bis zu engagierten Privatpersonen. Um diese Angebote zu koordinieren hat die Stadtverwaltung die Initiative „PS hilft!“ gegründet. Unter der Telefonnummer 06331 78280 können sich Interessierte melden. Die Hotline ist montags bis donnerstags von 8 bis 16 und freitags von 8 bis 12 Uhr mit Annette Scheidle und Werner Schwarz besetzt. ak

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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