„Texttaxi“-Lesung: „Ich wäre lieber Kurfürst gewesen!“
Das Leid der Liselotte
Pirmasens. Am 20. März ist das Duo „Texttaxi“ alias Kerstin Bachtler und Bodo Redner im Rahmen der populären Reihe „Literatur im Gespräch“ am 20. März, 19 Uhr, mit einer szenischen Lesung über Liselotte von der Pfalz und die Weibsmenschen ihrer Zeit in der VR-Bank zu Gast. Der Eintritt ist frei.
„Ich wäre lieber Kurfürst gewesen!“ – so seufzte Prinzessin Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte von der Pfalz, und sie wäre wohl auch ein guter Kurfürst gewesen, da sind sich die Historiker einig. Aber zu ihrer Zeit, im 17. und 18. Jahrhundert, war das leider noch nicht möglich. Liselotte musste sich mit der eingeschränkten Rolle einer Frau am französischen Hof zufriedengeben, was sie zähneknirschend tat. In ihren vielen Briefen schilderte sie drastisch und unverblümt, was ihr alles nicht passte. Und sie belegte damit, wie klug und gebildet sie war – sie hätte wahrlich das Zeug zum Kurfürsten gehabt.
Liselotte war mit diesem Problem nicht allein. Die intelligenten und literarisch begabten Frauen ihrer Zeit und auch noch lange danach litten unter der Herrschaft und der Eifersucht ihrer männlichen Kollegen, die die „Schreiberei der Weiber“ verlachten und sie aufforderten, sich lieber um Kinder und Küche zu kümmern. Doch es gab Widerstand! Die Frauen schrieben trotzdem, wenn auch oft unter männlichem Pseudonym.
Das Lyrik-Duo „Texttaxi“ hat Texte von Dichterinnen zu Liselottes Zeit gefunden, die mit ihren klugen Gedanken, ihrem wunderbaren Witz und ihrer bissigen Kritik an den ungerechten Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen zu der Zeit überraschend modern und ausgesprochen spannend klingen. Mit dabei sind Gedichte der Barockdichterinnen Sybilla Schwartz, Susanna Elisabeth Zeidler, Christiana Mariana von Ziegler, Sidonie Zäunemann, Anna Louisa Karsch, aber auch Schriftstellerinnen späterer Zeit wie die Romantikerinnen Sophie Mereau und Anette von Droste-Hülshoff sowie Lyrikerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts wie Maria Janitscheck, Thekla Lingen, Hugo Balls Ehefrau Emmy Hennings und Sarah Kirsch. Deren Gedichte, kombiniert mit Auszügen aus Liselottes Briefen, werfen ein neues Licht auf die Nöte, Wünsche und den Neid, mit dem die „gelehrten Weiber“ zu kämpfen hatten und sind ein kraftvolles Plädoyer, die Frauen – allen voran Liselotte – ernst zu nehmen.
Die szenische Lesung ist ein gemeinsames Event von Volkshochschule und VR-Bank Südwestpfalz. Sie findet im Veranstaltungsraum der VR-Bank, Alleestraße 2, statt. Beginn ist um 19, Einlass bei freier Platzwahl ab 18 Uhr. ak/ps
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.