Auch in diesem Jahr laden die Gästeführer zur Entdeckungsreise ein
Der Historie auf den Fersen

Pirmasens. Die wechselvolle Geschichte der Horebstadt bewegt Touristen wie Pirmasenser gleichermaßen. In 2018 haben rund 264 Interessierte an den offenen Gästeführungen teilgenommen.
Auch für dieses Jahr hat Stadtarchivarin Heike Wittmer zusammen mit ihren Mitarbeitern Norman Salzmann und Peter Felber in enger Abstimmung mit den 16 ausgebildeten Gästeführern ein abwechslungsreiches Programm konzeptioniert. Zwischen Februar und November werden wieder zehn Termine angeboten.

Los geht es im Februar mit der Führung „Rendezvous mit Heinrich Bürkel“. Ursula Neubauer wandelt mit den Gästen auf den Spuren des bekannten Genremalers, der vor 150 Jahren gestorben ist. Geboren wurde er am 29. Mai 1802 in Pirmasens. Höhepunkte seines Schaffens waren die Teilnahmen an den Weltausstellungen in London und in Paris, die ihn als hervorragenden Maler der Biedermeierzeit auszeichnen. Heinrich Bürkel starb am 10. Juni 1869 in München.
„Im Häusel, ums Häusel und ums Häusel rum“, unter diesem Titel steht die Familienführung im März. Die Teilnehmer tauchen gemeinsam mit Gabriele Großlaub ein in den Alltag der Familie Hüther, die vor 100 Jahren im Häusel an der Blockbergstraße 18 gelebt hat.
Die Stadtmauer von Pirmasens steht im Mittelpunkt der Führung „Flüchten zwecklos“. Im April begleitet Silvia Zehfuss die Gäste auf dem drei Kilometer langen Rundweg. Noch heute ist das charakteristische Oval der ehemaligen Stadtmauer zu erkennen. Nur fünf Monate hatte im Jahr 1762 die Errichtung des Bauwerks gedauert, das ein vermehrtes Desertieren der oft zwangsrekrutierten Soldaten Ludwigs IX. verhindern sollte.

Die Geschichte der Energieversorgung in der Horebstadt rückt bei der Führung im Mai in den Mittelpunkt. Unter der Überschrift „Es werde Licht“ erläutert Herbert Pfeffer wie mit der Inbetriebnahme des Elektrizitätswerks und der Einführung der Gasbeleuchtung der Grundstein für den industriellen und verkehrstechnischen Aufschwung gelegt wurde. Die Orte innerhalb der zentralen Innenstadt stehen bei diesem Rundgang stellvertretend für die Transformation vom einstigen Walddorf über die Garnisonsstadt zur Deutschen Schuhmetropole.
Der Alte Friedhof ist ein grünes Kleinod, das durch eine faszinierende Mischung aus Kultur und Erholung besticht. „In Stein gemeißelt“ ist der Rundgang mit Gerd Blinn überschrieben, der im Juni stattfindet. Die Besucher erwartet Wissenswertes zur Einteilung der Grabfelder mit den historischen Denkmälern sowie den späteren Erweiterungen. Neun moderne Sandsteinplastiken bilden einen Kontrapunkt zu den eindrucksvollen Steinmetzarbeiten der Vergangenheit.
„Auf zur Arbeit!“ heißt es im Juli, wenn Gäste mit dem Omnibus auf eine spannende Zeitreise durch die Pirmasenser Industriegeschichte gehen. Die Teilnehmer erleben eindrucksvoll, wie der einst dominierende Industriezweig das Stadtbild mit seiner Architektur geprägt hat. Die von Lothar Leiner moderierte Rundfahrt ist nicht nur reine Reminiszenz, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Das Stichwort „Transformation“ ist prägend für Pirmasens, einer Stadt im Wandel, die sich ständig neu erfindet. Nicht von ungefähr stehen deshalb ehemalige Fabriken wie Neuffer, Rheinberger, Salamander sowie Welter & Brück auf dem Fahrplan. Die allesamt stadtbildprägenden Gebäude aus unterschiedlichen Epochen und Baustilen repräsentieren ausnahmslos mit ihrer ideenreichen Nachnutzung das neue Pirmasens. Weitere Stationen bilden das Konversionsgelände Husterhöhe mit Sportpark, Hochschule, PFI und Co. Ausgangs- und Endpunkt bildet das Forum Alte Post. Also genau dort, wo einst Fabrikarbeiter zu hunderten am frühen Morgen mit Omnibussen aus dem Umland ankamen, um dann per Pedes an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.

Wer im August eine Abkühlung sucht, sollte sich die Führung durch das Festungswerk Gerstfeldhöhe vormerken. Michael Gaubatz nimmt die Teilnehmer mit in die Hohlgänge und berichtet über den Bau der Anlage sowie die Zeit der Entstehung. Von 1938 bis 1940 wurde an dem Festungswerk gearbeitet. Das Tunnelsystem sollte ursprünglich über 14 Kilometer hinweg durch den Berg verlaufen. Nachdem die Arbeiten im Sommer 1940 zugunsten des Atlantikwalls eingestellt wurden, waren rund fünf Kilometer der Hohlgänge vorangetrieben. In einem Teil der Anlage wurde das Westwallmuseum eingerichtet, das sich als Mahnmal des Friedens versteht.
Passend zur Erntezeit heißt es im September „Grumbiere und anres Gemies“. Christel Glaser stellt die Lebensmittelversorgung von der Landgrafenzeit bis zur Gegenwart in den Fokus. Die Marktordnung früher und heute fördert an den jeweiligen Stationen interessante Details zu Tage.
Von Grenadieren, Militärmusik und Geisterfurcht handelt die offene Gästeführung im Oktober. Rainer Schnur berichtet über „Die Marotten des Landgrafen Ludwig IX.“ Der Stadtgründer galt schon zu Lebzeiten als Exzentriker. Sein Pirmasens war die bunte Stadt der Grenadiere, wo man lieber exerzierte, als in Kriege zu ziehen. Als Soldatenvater machte sich Ludwig über die Grenzen hinaus einen Namen, aber auch durch seine Vorlieben und Ängste.
Den Jahresreigen beschließt im November die Führung „Jüdisches Leben in Pirmasens“. Von der Stele am Hauptbahnhof aus, der zentralen Gedenkstätte für die Verfolgten der NS-Zeit, unternimmt Ute Jaquet-Wagner mit den Gästen einen Spaziergang durch die zentrale Innenstadt. Inzwischen erinnern mehr als 30 Personen- und Sachtafeln an Menschen und deren Schicksale sowie die Machenschaften des Regimes, die deren Verfolgung überhaupt erst möglich gemacht haben. ak/ps

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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