Besondere Auszeichnung für langjährigen Landrat
Ehrenbürger vor 38 Jahren mit Porsche angedüst

Pirmasens. „Es lohnt sich, ein Bürger unter Bürgern zu sein“, sagte der neue Ehrenbürger des Landkreises Südwestpfalz bei seiner Dankesrede. Diese Worte hat Hans Jörg Duppré 38 Jahre beherzigt, als Landrat, „der immer do war fa die Leit“. So umschrieb es Laudator Ernst Hügel, der von 2001 bis 2014 als Beigeordneter ein langjähriger Begleiter war. Die Ehrung nahm Landrätin Dr. Susanne Ganster in einer Feierstunde am 73. Geburtstag Dupprés im Ratssaal der Kreisverwaltung in Pirmasens vor.Mit einem grünen Porsche und Ehefrau Renate an seiner Seite traf der 34jährige Westerwälder 1979 an seiner neuen Wirkstelle im „Landratsamt“ (wie es damals noch hieß) in Pirmasens ein. „Der Porsche verschwand, aber Hans Jörg Duppré blieb - 38 Jahre lang“, erinnerte Hügel an den Beginn einer langen beruflichen Laufbahn, die viele Höhen und Tiefen mit sich brachte. Schon zu Beginn seiner Tätigkeit gab es für den jungen Christdemokraten einige Turbulenzen wegen des Abrisses nicht genehmigter Wochenendhäuser sowie des umstrittenen Tivoli-Parks in Höheischweiler. Die Blockade der B10 durch Elefanten, Zirkusartisten und Sympathisanten sorgte für großes Medieninteresse. Auch die noch stark vertretenen Schuhindustriellen im Landkreis ließen den jungen Politiker spüren, „wer das Sagen hat“, so Hügel. Dank seiner preußischen Tugenden wie Disziplin sowie seines Sachverstandes und dem Bestreben, alle gestellten Aufgaben in den Griff zu bekommen, habe Hans Jörg Duppré selbst seine größten Kritiker überzeugen können. Dabei sei er stets ein lebenslustiger Mensch geblieben. Seine besonderen Stärken, lobte der einstige Beigeordnete, sind sein „phänomenales Gedächtnis“ sowie die Fähigkeit, mit (jungen) Menschen umzugehen. „Er spricht ihre Sprache“, brachte es Hügel auf den Punkt. Das zeigte sich 2001 und 2009 als die Urwahl des Landrates durch die Bürger stattfand.
Während seiner Amtszeit veränderten sich die Pflichten, wurden immer komplexer und vielseitiger. War Hans Jörg Duppré zu Anfang noch „Polizeichef mit eigenem Gefängnis im Keller“ veränderte sich das Aufgabengebiet, kamen mehr Mitarbeiter und Sachgebiete hinzu. Da musste so manches „dicke Brett gebohrt werden“, wie es der Laudator formulierte. Doch der Landrat habe alles „geräuschlos und umsichtig umgesetzt“. So wurde Ende der 90er Jahre der Name Landkreis Pirmasens in Landkreis Südwestpfalz umgeändert. Er leitete den Ausbau der digitalen Netze in die Wege, sorgte für eine sparsame Haushaltsführung und konnte von 2001 bis 2008 mit einem ausgeglichenen und schuldenfreien Etat aufwarten. Eine Belohnung gab es dafür nicht, wie Ernst Hügel anmerkte: „Vielmehr wurden die Zuweisungen vom Land verringert“.
Unter der Führung von Hans Jörg Duppré wurden die Weichen für eine zukunftsfähige Sparkasse Südwestpfalz gestellt und das „schlummernde Kleinod“ Kloster Hornbach zu einer touristischen Attraktion und einem „Leuchtturm“ der Region ausgebaut. Das Vorzeigeprojekt gilt noch heute als eine der Ersatzmaßnahmen für den zugesicherten Wasgausee, der aus ökologischen Bedenken letztendlich verworfen wurde. Ein weiteres Herzensanliegen des langjährigen Landrates war die Ausweisung eines „Nationalparks“ im Dahner Felsenland. Doch diese Pläne brachte die Volksseele zum Kochen. Dass die „Schreihälse“ damals vor dem Biosphärenhaus Fischbach Duppré nicht tätlich angriffen, war dessen Mut und Besonnenheit zu verdanken.
Der Christdemokrat brachte sich aber nicht nur in seiner Region ein, sondern hatte auch so manches Ehrenamt inne. So war er von 2002 bis 2014 Präsident des deutschen Landkreistages. Zwar sei Hans Jörg Duppré in dieser Zeit oft unterwegs gewesen, trotzdem nahm er seine Verwaltungsaufgaben stets ernst und regelte vieles vom Autotelefon aus. Vom Glanz seiner Persönlichkeit sei stets „ein warmes Licht“ auf den Kreis gefallen, sagte Ernst Hügel. Gleichzeitig betonte er, dass der Politiker immer auch „Familienmensch“ gewesen ist und sich Zeit für Ehefrau Renate und die drei Kinder nahm.
Zum Abschluss zitierte der Laudator den Talmud: „Nicht das Amt ehrt den Mann. Der Mann ehrt das Amt“.
Diese Ansicht teilte auch Landrätin Dr. Susanne Ganster, die Nachfolgerin Dupprés: „Er hat sich in herausragender Weise verdient gemacht und 38 Jahre lang sein Amt zum Wohle aller ausgeübt“. Deshalb sei die Ehrenbürgerwürde die beste Auszeichnung für Duppré. Er sei erst die zweite Persönlichkeit, die damit bedacht wurde. Bei der Verleihung an Paul Durm, so erinnerte Susanne Ganster, habe Hans Jörg Duppré gefordert, mit dieser Auszeichnung sorgsam umzugehen.
In seiner Dankesrede verblüffte der neue Ehrenbürger zunächst mit der Aussage: „Ich war nicht begeistert, als ich davon erfahren habe“. Doch nach der Ansprache von Ernst Hügel distanziere er sich von dieser Aussage und nehme die Ehrung „mit großer Dankbarkeit entgegen“.
In seiner Rede erinnerte Hans Jörg Duppré an die Entstehungsgeschichte des Lokalpatriotismus, der bis heute Gültigkeit habe. Jeder Bürger hat Rechte, aber auch Pflichten. Nur wenn diese Wechselseitigkeit berücksichtigt werde, könne die Grundlage für eine starke Gemeinschaft geschaffen werden, in der jeder Verantwortung übernehme. So könnten Krisen bewältigt und die bürgerliche Freiheit bewahrt werden. Sein Fazit: „Es lohnt sich, Bürger unter Bürgern zu sein“.
Die Feierstunde wurde von drei jungen Talenten musikalisch umrahmt: Lisa Zimmermann sowie Julia und Marie Reichert. (ak)

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Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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