Forstamt und Stadt informieren
Erhalt und Schutz des Waldes in Zeiten des Klimawandels
Von Frank Schäfer
Pirmasens.Von Bürgerinnen und Bürgern kam angesichts der Baumfällungen an der Zeppelinstraße und an der Landauer Straße der Vorwurf, dass sie über die Maßnahmen nicht informiert wurden. Aus diesem Grund haben Bürgermeister Michael Maas und Florian Kemkes, Leiter des Forstamts Westrich, im Rahmen eines Pressegesprächs über die geplanten forstwirtschaftlichen Maßnahmen in diesem Jahr aufgeklärt.
„Wir haben gemerkt, dass die Bürgerinnen und Bürger sich noch mehr Informationen und Hintergründe zu den forstwirtschaftlichen Maßnahmen wünschen“, erklärt Michael Maas.
Mehr nachgewachsen, als geerntet wurde
„Unser Zehnjahresplan schreibt fest, wie viel Holz pro Jahr eingeschlagen werden darf, um den jährlichen Zuwachs nicht zu überschreiten. Weil im Schnitt sieben Festmeter pro Hektar im Jahr nachwachsen, wegen der Nachhaltigkeitsziele aber nur 4,5 Festmeter geerntet werden dürfen, gibt es im Pirmasenser Stadtwald auf jeden Fall einen Zuwachs. Im laufenden Zehnjahresplan wären pro Jahr rund 2000 Festmeter Einschlag auf den 435 Hektar großen Pirmasenser Stadtwald erlaubt. Doch in den vergangene¬n sechs Jahren wurden lediglich 5500 Festmeter entnommen, obwohl 12.000 Festmeter möglich gewesen wären“, erklärt Florian Kemkes.
Mit seinen Planungen für dieses Jahr verfolgt das Forstamt Westrich im wesentlichen zwei Ziele: Einerseits steht die Verkehrssicherheit im Vordergrund. Das heißt, Bäume, die drohen, umzufallen, müssen entnommen werden, zum Schutz von Menschen bzw. Gebäuden. Zum anderen geht es um den Erhalt und den Schutz des Waldes im Hinblick auf den Klimawandel und die damit verbundenen steigenden Temperaturen und die vermehrte Trockenheit.
Sogenannte „Zukunftsbäume“, wie etwa Eichen, sollen erhalten werden und werden von Revierförster Raphael Reischmann mit einem weißen Punkt markiert. Damit diese Bäume mehr Licht bekommen, müssen einzelne Buchen oder Fichten, um sie herum entnommen werden.
Mischwald soll durchforstet werden
Im Hochwald zwischen Gersbach und Windsberg befindet sich auf 3,5 Hektar Fläche ein Mischbestand aus Eichen, Lärchen, Buchen und Fichten. „Das ist ideal. Diese Mischung gilt es, zu fördern, um sie langfristig zu erhalten“, erklärt Florian Kemkes. Der Mischwald soll so durchforstet werden, dass die Buche nicht zu stark wird und aufgrund ihres stärkeren Wuchses die Eichen verdrängt. Ohne forstwirtschaftliche Eingriffe würden dort langfristig nur noch Buchen zu finden sein.
Eine ähnliche Situation findet sich auch am Sommerkopf nördlich von Windsberg. Auch hier sollen einzelne Buchen entnommen werden, um den wertvollen Eichenbestand zu schützen und zu erhalten.
Im Sommerwald bei Hengsberg wurden Weißtannen und Esskastanien angepflanzt, die Licht und Pflege brauchen. „Hier müssen wir nachlichten, um den Jungbäumen zu helfen“, erläutert Kemkes.
In der Gemarkung „Am alten Schloss“ bei Niedersimten befindet sich ein derzeit noch von Nadelbäumen dominierter Bestand. Geplant ist dort ein Mischwald mit mindestens drei bis fünf Baumarten in der Fläche. In der Monokultur werden selektiv einzelne Fichten entnommen, um Weißtannen, Buchen und Linden zu pflanzen.
Im Rahmen einer aufwendigeren Verkehrssicherung sollen an der Kreisstraße 6 bei Windsberg einzelne Bäume gefällt werden, die abgestorben sind. Auch am Fahrschen Wald, in der Nähe des Hugo-Ball-Gymnasiums, kann es aus Gründen der Verkehrssicherung gegebenenfalls zu einzelnen Baumfällungen kommen. „Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie trocken der kommende Sommer sein wird“, erklärt Kemkes.
„Zukunftsbaum“ Eiche
„Sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch aus ökologischer Sicht ist die Eiche ein wertvoller Baum“, erklärt Kemkes. Man geht davon aus, dass Eichen besser mit den zunehmenden Trockenphasen zurechtkommen als beispielsweise Fichten oder Buchen. „Wir versprechen uns in Bezug auf den Klimawandel in Zukunft sehr viel von ihr“, so der Forstamtsleiter. „Die Eiche braucht viel Licht, um wachsen zu können. Deshalb müssen gegebenenfalls Bäume um die Eiche herum entnommen werden.“ Zusammen mit Schulen und Jungenabteilungen von Sportvereinen will der Forst im Bereich Hochwald Hordengatter aufstellen. Die Holzzäune sollen junge Eichen davor schützen, von Rehen kahl gefressen zu werden.
„Zu diesen Maßnahmen können noch weitere kommen - etwa wenn Bäume vom Borkenkäfer befallen sind oder wenn Bäume zur Verkehrssicherung gefällt werden müssen. Das werden wir dann kurzfristig entscheiden“, so der Forstamtsleiter.
Kein Vorgriff auf den Ertrag künftiger Jahre
„Einen Sonderhieb, das heißt einen Vorgriff auf den Ertrag künftiger Jahre, wird es nicht geben. Auch die gestiegene Nachfrage nach Brennholz ändert nichts an unseren Planungen. Wir gehen nicht in den Wald, um zu sehen, wie viel geerntet werden kann. Unser Ziel ist es, dass der Wald weiterentwickelt wird und langfristig stabil für die Zukunft aufgestellt ist“, betont Florian Kemkes.
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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