Benefizkonzert zugunsten des Hospiz Haus Magdalena
Musikalische Zeitreise

Das „Davidoff-Trio“: Johannes Wendel (Violine), Christoph Lamprecht (Violoncello) und Yona Sophia Jutzi (Klavier)  | Foto: Marko Paunovic/Brixen Classics
  • Das „Davidoff-Trio“: Johannes Wendel (Violine), Christoph Lamprecht (Violoncello) und Yona Sophia Jutzi (Klavier)
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Pirmasens. „Fabrik-Musik“ heißt es in diesem Jahr schon zum zwanzigsten Mal im Neuffer am Park in Pirmasens. Die Konzertreihe, die jedes Jahr im November in den Räumen des Forum Neufferanum stattfindet, wird veranstaltet von der Bezirkskantorei unter Federführung von Bezirkskantor KMD Maurice Antoine Croissant und der Bernd Hummel Immobilien Projekte GmbH.
Den Auftakt bildet am Mittwoch, 1. November, um 20 Uhr das „Davidoff-Trio“ zugunsten des Hospiz Haus Magdalena. Johannes Wendel (Violine), Christoph Lamprecht (Violoncello) und Yona Sophia Jutzi (Klavier) nehmen die Zuhörer dabei mit auf eine politisch-musikalische Zeitreise.
Die Programmauswahl konzentriert sich auf einen einzigen kulturellen Standort: Russland. Aus traurigem aktuellem Anlass, mehr als ein Jahr seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, wird russische Kunst im Westen zu Recht auf den Prüfstand gestellt, soll sich positionieren oder muss auch hinterfragt werden, ob sie gar propagandistischen Zwecken dient. Nun sind sämtliche Komponisten des Programms in keinster Weise mit dem Regime Putins in Verbindung zu bringen, Shostakovich selbst gilt als Paradebeispiel eines durch die brutale Diktatur Stalins und seiner Nachfolger gebeutelten Künstlers. Somit kann diese Programmzusammenstellung als Chance gesehen werden, die Werke zu kontextualisieren. Dies zum einen durch den Einsatz eines entsprechenden Begleittextes, zum anderen aber auch durch die Sprache der Musik selbst: Wie Streiflichter werden Werke hörbar gemacht, die jeweils in sich selbst bereits einen Kommentar ihrer jeweiligen Epochen darstellen.
Wie klingt es, wenn drei russische Komponisten im Abstand von jeweils exakt 50 Jahren ein Werk für die Besetzung Klaviertrio komponieren? „Timelapse“ lädt die Zuhörer ein auf eine musikalische Zeitreise der besonderen Art.
Ausgangspunkt ist Russland im Jahr 1894: Anton Arensky schreibt im Andenken an den Cellisten Karl Davidoff sein erstes Klaviertrio: ein Werk, das wohl einige der elegischsten Melodien der russischen Spätromantik enthält, in seiner dramatischen Großzügigkeit, aber auch ein treffendes Bild seines Erschaffers und dessen Zeit zeichnet. So erlag Arensky in jungen Jahren den Folgen seines von Alkohol und Spielsucht geprägten, ausschweifenden Lebensstils in der damaligen kulturellen Hochburg Sankt Petersburg.
Szenenwechsel, 50 Jahre später: Sankt Petersburg ist nun Leningrad und Lebensmittelpunkt Schostakowitschs. Unter dem Eindruck der Gräuel des Zweiten Weltkriegs komponiert er im Jahr 1944 ein Klaviertrio in Erinnerung an einen verstorbenen Freund, den Musikkritiker Iwan Sollertinski – eine Komposition, die nicht nur Rückschlüsse auf den schmerzhaften Verlust seines Freundes zulässt, sondern ganz klar auch Ausdruck der Stimmung ist, mit welcher der Komponist seine Gegenwart wahrnahm, massiv unter den Repressalien des stalinistischen Regimes leidend.
Weitere 50 Jahre danach: Die 1973 in Russland geborene Komponistin Lera Auerbach kehrt, ganz Kind des globalisierten Zeitalters, nach einer Konzertreise in die USA nicht mehr in ihr Heimatland zurück. Früh als Wunderkind entdeckt, entwickelt sie an der Juillard School of Music New York ihre Tonsprache weiter und verfasst im Jahr 1994 ein erstes Klaviertrio, in dem neben vielen anderen Einflüssen immer wieder harmonische Strukturen aufblitzen, die auf Schostakowitsch verweisen.red

Karten:
Karten sind erhältlich an der Abendkasse. Reservierungen sind möglich unter der Telefonnummer: 06331 70487 (H. Riesch)

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Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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