Kulturelle Vielfalt in der Kita Wittelsbach
Von der Herausforderung zur Chance
Pirmasens. Die Kindertagesstätte Wittelsbach in der Maler-Bürkel-Straße 24 ist ein Ort alltäglich gelebter Vielfalt. Aktuell besuchen 40 Mädchen und Jungen die kommunale Einrichtung im Winzler Viertel, 32 von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Sie bzw. ihre Familien stammen aus Afghanistan, der Türkei, Syrien, Italien, Rumänien, Ungarn, Russland, Ghana und Kamerun. Auch das Erzieherinnen-Team ist international besetzt.
Bei einem Vor-Ort-Termin informierten sich Oberbürgermeister Markus Zwick und Dan-Odysseas Miliadis, Vorsitzender des Beirates für Migration und Integration, über das Demokratie-Projekt „In Vielfalt geeint“.
„Wir haben festgestellt, dass die Kinder sich selbst auf Bildern immer mit rosafarbener Haut malten – egal, ob sie selbst hell- oder dunkelhäutig sind. Ich denke, das ist dem Mainstream geschuldet, den die Kinder aus Comics und von Computerspielen kennen. Erst nach dem Blick in den Spiegel haben die Kinder Unterschiede in Haut- und Haarfarbe erkannt und dementsprechend ihre Bilder gemalt, die jetzt im Flur der Kita präsentiert werden. Ziel des Projekts ist die Identitätsbildung. Die Kinder sollen lernen: Wir sind alle verschieden, aber gehören doch zusammen“, erklärt Kita-Leiterin Claudia Zambrano-Borkhoff.
Das Projekt soll möglicher Ausgrenzung entgegenwirken und aktiv dazu beitragen, dass sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen mit anderen Sprachen in Pirmasens wohlfühlen und sich in die Stadtgesellschaft einbringen.
Ein weiteres Projekt der Kita ist eine kulinarische Weltreise: „Die Eltern bringen Essen aus ihrem jeweiligen Kulturkreis mit und so probieren wir uns durch die Welt“, erklärt Claudia Zambrano-Borkhoff. „Es ist uns wichtig, auch die Eltern in die Projekte miteinzubeziehen. Da ist oft Unsicherheit und Scham zu erkennen aufgrund der sprachlichen Barrieren.“ Die Idee der interkulturellen Wertschätzung ist in den Räumen der Kita überall präsent. Auf Collagen haben die Kinder Fotos ihrer Familien präsentiert, die zeigen, wie vielfältig Kleidung und Kultur sind und unter dem Titel „Wie wohne ich“ haben die Jungs und Mädchen ihr Traumhaus gebastelt.
Das Team um Claudia Zambrano-Borkhoff ist täglich aufs Neue gefordert, sich unvoreingenommen mit kulturellen Unterschieden auseinanderzusetzen. Die Erzieherinnen verfügen über spezifisches Wissen im interkulturellen Bereich und blicken auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit speziellen Bedürfnissen von Kindern und Familien aus anderen Kulturen zurück. Darüber hinaus gibt es Mitarbeiterinnen, die selbst einen Migrationshintergrund haben und aufgrund der eigenen Biografie bereits mit Herausforderungen vertraut sind, denen sich die Familien bei der Ankunft in Deutschland und im Alltag stellen müssen. Kein Wunder, dass es dem Team ganz besonders am Herzen liegt, sich für einen friedlichen und bereichernden Austausch der Kulturen in Pirmasens zu engagieren.
Das Kita-Personal spricht arabisch, französisch, englisch, russisch, spanisch und deutsch. Eine der Mitarbeiterinnen ist die interkulturelle Fachkraft Sanaa Harb, die selbst aus Syrien nach Deutschland kam und in ihrer syrischen Heimat als Grundschullehrerin gearbeitet hat. „Wir haben das Glück, dass wir mit Sanaa eine syrische Lehrerin im Team haben – eine ganz große Bereicherung für unsere Einrichtung“, freut sich Claudia Zambrano-Borkhoff.
Menschen, die vor Krieg geflüchtet sind, haben oft traumatische Erfahrungen gemacht. „Was die Menschen erlebt haben, können wir nicht mehr ändern. Wir können den Schmerz der traumatischen Erlebnisse höchstens lindern. Hier können die Kinder friedlich in Demokratie und in Freiheit leben“, so Dan-Odysseas Miliadis.
Zum Abschluss hat Oberbürgermeister Markus Zwick die Kita-Kinder zu einem Besuch im Rathaus eingeladen und auf die Kinder- und Jugendsprechstunde verwiesen, bei der auch schon die jungen Pirmasenser sich mit Ideen und Vorschlägen zum Zusammenleben in der Stadt einbringen können. Und Dan-Odysseas Miliadis hat vorgeschlagen, dass sich die Kita-Kinder auch mal die Arbeit des Beirates für Migration und Integration ansehen sollten.
„Die Menschen müssen lernen, dass kulturelle Vielfalt eine Bereicherung ist“, fordert Dan-Odysseas Miliadis und Markus Zwick ergänzt: „Pirmasens wird dann erfolgreich sein, wenn die Menschen verstehen, dass jeder etwas Positives zum Zusammenleben beitragen kann.“ red/fsf
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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