SPD-Ortsgruppe Miesenbach feiert 100-jähriges Gründungsjubiläum
„Alleine sind wir nichts, zusammen alles“
Ramstein-Miesenbach. Unter dem Leitspruch „Alleine sind wir nichts, zusammen alles“ wurde im November 1918 die SPD-Ortsgruppe Miesenbach gegründet. Dieses besondere Jubiläum wurde am vergangenen Samstag im Rahmen eines Festabends gewürdigt.
Von Stephanie Walter
„Wir blicken heute auf eine Tradition zurück, auf die wir stolz sind“, so Bodo Mahl, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Ramstein-Miesenbach, der die Gäste zur Feierstunde in der Miesenbacher Mehrzweckhalle begrüßte. Die Motivation der Gründungsmitglieder sei es gewesen, ein Stück soziale Gerechtigkeit zu erringen.
„Diese Tradition ist verbunden mit Werten, die über die Tagespolitik hinaus gehen“, so Mahl weiter. Diese Werte habe man nie aus den Augen verloren und wolle sie auch in Zukunft bewahren.
Roland Paul, der ehemalige Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, blickte auf die wechselvolle Geschichte der SPD und der Ortsgruppe Miesenbach zurück.
1918, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges und des Kaiserreiches, standen die Bürger vor einer schwierigen Situation. Zahlreiche Menschen waren an der Front oder an Unterernährung gestorben. Es herrschte Hunger und hohe Arbeitslosigkeit. In dieser Zeit gründeten Hermann Müller (1. Vorsitzender), Albert Christmann (2. Vorsitzender), Jakob Heß (Kassierer), Jakob Jung, Eugen Kleemann, Rudolf Klos und Rudolf Schenkel die SPD-Ortsgruppe Miesenbach. Unter dem Motto „Freiheit, Frieden, Gleichberechtigung“ hatten sie es sich zum Ziel gesetzt, am ersten Deutschen demokratischen Staat mitzuarbeiten. Im gesellschaftlichen Leben wirkte der Verein im 1922 gegründeten Arbeitergesangverein „Vorwärts“ und zwei Jahre später im „Arbeiter- Turn- und Sportverein“. Bei der Gemeinderatswahl am 7. Dezember 1924 erhielt die SPD 23 Prozent der Wählerstimmen, trotz konservativer Haltung der Wähler. Diese Stimmenzahl stieg zwar bei der Wahl im Jahr 1929 an, doch die NSDAP wurde stärkste Partei. Der Ortsverein setzte es sich während dieser Zeit zum Ziel, die Bevölkerung aufzuklären und zu warnen, bis die SPD 1933 verboten wurde.Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der SPD-Ortsverein 1945 seine Arbeit wieder auf und in der ersten Gemeinderatswahl erhielt die SPD 47,3 Prozent der Wählerstimmen. Sie war stärkste Fraktion und Hermann Müller wurde der erste frei gewählte sozialdemokratische Bürgermeister. Obwohl der Zusammenschluss der Ortsgemeinden Ramstein und Miesenbach bereits 1969 erfolgte, wurden die SPD-Ortsvereine Ramstein und Miesenbach erst 2010 zusammengeführt. Heute zählt der Ortsverein Ramstein-Miesenbach 49 Mitglieder.
„Was die Männer mit der Gründung eines SPD-Ortsvereines vor 100 Jahren, nur einige Tage nach Ende des Ersten Weltkrieges, für die Demokratie und Perspektive der Bevölkerung geleistet haben, kann man heute kaum noch erahnen. Wir dürfen nicht alles für selbstverständlich nehmen, was unsere Vorfahren hart erarbeitet und erkämpft haben“, mahnte Daniel Schäffner (MdL) mit einem Blick auf die wechselvolle Geschichte der Partei.
Angelika Glöckner (MdB) betonte in ihrer Rede, dass es viele wichtige Grundprinzipien gäbe, die sich wie ein rotes Band durch die Geschichte der SPD ziehen. Dazu zählen vor allem die soziale Gerechtigkeit, aber auch die Themen Bildung oder Menschenrechte. Man müsse dafür eintreten, dass es nie wieder zu einem Krieg komme und für ein vereintes Europa mit offenen Grenzen einstehen. „Heute Abend haben wir eine Chance, ins Gespräch zu kommen, ich danke Ihnen für diese Plattform“, so Glöckner.
Ralf Hechler (CDU), Bürgermeister der Stadt- und Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, bedankte sich für die „hervorragende Zusammenarbeit“. „Nächstes Jahr feiern wir 50 Jahre Ramstein-Miesenbach, daran habt ihr einen großen Anteil“, so Hechler.
Der Festabend klang mit einem regen Austausch aus. Für einen unterhaltsamen Rahmen sorgten Eckhard Richter, Achim Pauli und Musiker Luca Tarantini mit Sketchen und Liedern. sw
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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