Abschied von Ehrenbürger Karl Mitschang
Die Geschichte der Stadt wesentlich mitgeprägt
Ramstein-Miesenbach. Er war ein Lebensbündel an Energie und historischem Wissen. Vergangene Woche nahm er für immer Abschied aus seiner Heimatstadt Ramstein-Miesenbach: Karl Mitschang.
Wer den sympathischen Ramsteiner kannte weiß, dass er ein wandelndes Geschichtsbuch war, der nicht nur einen Riesenfundus an Wissen sondern dieses auch noch über Jahrzehnte archiviert hat.
In Ramstein geboren, besuchte er hier auch die Volksschule, um danach im Eisenwerk Kaiserslautern eine Lehre als technischer Zeichner zu beginnen. Als er sich nach der Lehre auf der staatlichen Ingenieurschule Kaiserslautern weiterbilden wollte, wurde er 1942 zum Wehrdienst einberufen. Es folgten Kriegsjahre in Finnland und Russland bevor er von 1945 bis 1948 die Kriegsgefangenschaft überlebte.
Wie viele Männer, die damals abgemagert aber lebend wieder in die Heimat zurückkehrten, suchte Karl Mitschang Arbeit. Seine erste Arbeitsstelle war die eines Lagerarbeiters.
1951 trat er in die Dienste als Angestellter beim Finanzamt Landstuhl, wurde dort 1977 Vorsitzender des Personalrates.
Sein großes Interesse galt bereits in frühster Jugend der Politik mit Schwerpunkt einer kommunalen Mitgestaltung. 1960 stieg er als Mitglied des Ortsgemeinderates in das kommunalpolitische Boot von Ramstein ein, wurde ein Jahr später Mitglied der CDU. Das Amt des 1. Beigeordneten führte er von 1969 bis 1995 aus, prägte die neue Kommualpolitik an der Seite von Bürgermeister Julius Divivier mit, und war wesentlich am Wachsen der Stadt Ramstein-Miesenbach beteiligt.
Mit seinem Amt als Beigeordneter waren zahlreiche Verpflichtungen verknüpft, die er mit viel Engagement und Sachverstand ausführte. So war er Schiedsmann, Mitglied der Planungsgemeinschaft Westpfalz, Jagdvorsteher, Mitglied des Verbandsgemeinderates, um nur einige zu nennen.
Aber nicht nur auf der kommunalpolitischen Bühne war Karl Mitschang zuhause. Seit fast 70 Jahren war er dem Männerchor Ramstein treu verbunden. Seit 57 Jahren Pressewart der Sängergruppe Ramstein. 61 Jahre gehörte er dem Obst- und Gartenbauverein an, der sich später Rosen- und Gartenfreunde nannte. Karl Mitschang gehörte ebenso zum närrischen Volk der Ramsteiner Bruchkatzen seit 1976, war Mitglied der DLRG-Ortsgruppe, dem Heimat- und Verkehrsverein, dem Förderkreis Heimatmuseum sowie dem Förderkreis der Freiwilligen Feuerwehr.
Von 1961 bis 1988 war der Ramsteiner freier Mitarbeiter der damaligen Heimatzeitung Westricher Anzeiger. Diese heimatorientierte Zeitung bereicherte er durch fundierte Geschichtsbeiträge. Nach Einstellung der Zeitung unterstützte er mit wertvollen Beiträgen den Geschäftsanzeiger, das heutige Wochenblatt. Immer wieder gelang es Mitschang durch seine Beiträge Menschen, Bräuche und bauliche Wirkungsstätten transparent zu machen.
Vereine unterstützt er mit Geschichtsbeiträgen, die er oft aus seinem Riesen-Archivfundus zauberte. Viele längst vergessene Bauten tauchen bei ihm wieder auf, erinnern an die Geschichte von Ramstein. In unzähligen Büchern, die von Heimatforschern geschrieben wurden, wirkte Mitschang im Laufe seines Lebens mit.
Hohe Auszeichnungen waren Dank und Anerkennung für sein Wirken. So wurde er von der Freiwilligen Feuerwehr zum Edelmann geschlagen. Die größte Auszeichnung der Feuerwehr. 2016, im Alter von 92 Jahren erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Karl Mitschang hat im Laufe seiner 93 Jahre selbst Geschichte geschrieben. Er hat an Dinge erinnert, die in den Köpfen der Menschen schon vergessen waren und diese fundiert und belegbar wie ein Puzzle wieder zusammengefügt.
Ein liebenswerter Ramstein-Miesenbacher Bürger hat sich verabschiedet, der durch sein Wirken große Spuren hinterlassen hat. eri
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.