Kita „Kinderplanet“ in Miesenbach
„Tradition und Innovation verbinden“

Auf dieser Matte lässt sich der Roboter "Cubetto" steuern. Das alles funktioniert mithilfe von Chips, die man in den Bordcomputer einsetzt.  | Foto: Tim Altschuck
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  • Auf dieser Matte lässt sich der Roboter "Cubetto" steuern. Das alles funktioniert mithilfe von Chips, die man in den Bordcomputer einsetzt.
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Ramstein-Miesenbach. „Cubetto“ rollt über sein Spielfeld und sammelt Müll ein. „Cubetto“ ist ein Roboter, der aussieht wie ein kleiner Holzwürfel mit Rollen. Gesteuert wird er von den Kindern der Kita „Kinderplanet“ in Miesenbach. Mit bunten Chips „füttern“ sie den Bordcomputer und programmieren so seine Fahrtrichtung. „Nein, wir müssen noch ein Feld weiter und dann da rüber“, sagt eines der Kinder. „Ja, aber wir müssen auch auf dem Feld dahinten noch Müll einsammeln“, sagt ein anderes. Der Roboter-Würfel ist nur ein kleiner Teil des digitalen Konzepts der Kita: „Wir wollen Tradition mit Innovation verbinden“, erklärt die Leiterin Kirsten Pfletschinger. „Die Kinder sollen den Umgang mit Medien erlernen, aber auch die Gefahren und Grenzen aufgezeigt bekommen.“

Von Tim Altschuck

Fiktion versus Realität

Viele denken bei digitalen Medien vor allem an Social Media, also Facebook, Instagram, Twitter und Co. Doch auch im Alltag finden sich jede Menge Geräte, die digitalisiert funktionieren: „Die Kinder sehen Staubsaugerroboter, Pfandautomaten – das funktioniert in ihren Augen ja alles wie von Zauberhand. Wer fragt sie aber, wie sie damit zurechtkommen?“, findet Kirsten Pfletschinger. Hinzu kommen Fernsehsendungen oder Werbeclips. „Die Kinder sehen lila Kühe oder fliegende Elefanten, können aber oft nicht einordnen ob das Fiktion oder Realität ist“, erklärt sie.

Genau dort greift das digitale Konzept der Kita. Solche Themen werden aufgegriffen und kreativ aufgearbeitet. Zum Beispiel mit selbst gestalteten Trickfilmen: „Dann erkennen die Kinder, wie leicht es ist, Kühe lila zu färben oder Elefanten fliegen zu lassen und dass dies nicht der Realität entspricht. Sozusagen eine Vorbereitung auf Fakenews.“ Man könne aber auch den Bogen zur analogen Welt spannen. Zum Beispiel, in dem gemeinsam ein Buch gelesen wird und es dann einen Trickfilm als Fortsetzung gibt.7

Digitale Medien: Werkzeug und Hilfsmittel

Der „Cubetto“-Roboter ist einer von vielen digitalen Anwendungen im „Kinderplanet“. Er dient vor allem dazu, dass die Kinder lernen, dass hinter vermeintlich automatisierten Prozessen trotzdem der Mensch steht. „Die Kinder sollen sehen: ,Ich trage Verantwortung und der Roboter funktioniert nicht ohne meine Programmierung’“, erklärt Pfletschinger.

So wurde „Cubetto“ auch für ein Projekt zum Thema Nachhaltigkeit genutzt. Es wurde gemeinsam über Müll gesprochen – wie man diesen vermeiden kann, wie man ihn richtig trennt oder wie man ihn recyceln kann. „Cubetto“ wurde dazu als „Müllauto“ umfunktioniert: Gemeinsam wurde der Müll eingesammelt und getrennt. „Das ist uns ganz wichtig: Der Roboter, oder ein anderes digitales Medium, stehen nicht im Vordergrund, sondern dient uns als Ergänzungsmaterial“, betont die Kita-Leiterin.

Viele weitere Hilfsmittel

Neben dem kleinen Würfel-Roboter gibt es in der Miesenbacher Kita noch viele weitere Hilfsmittel. Zum Beispiel sogenannte Audiostifte: Mit deren Hilfe kann man Töne mit bestimmten Stickern verknüpfen. Tippt man auf einen entsprechenden Sticker, erschallt der entsprechende Ton aus dem Stift. Auch hier sind die analoge und die digitale Welt verknüpft: „Bei unseren Kleinkindern in der Kita ist das praktisch. So können wir die Sticker in einem Bilderbuch platzieren und die Kinder können beim Lesen dann die Töne dazu hören. Zum Beispiel das Muhen einer Kuh oder das Gackern von Hühnern“, erklärt Kirsten Pfletschinger.

Auch für draußen gibt es verschiedene digitale und analoge Hilfsmittel, mit denen das Erforschen der Tier- und Pflanzenwelt möglich ist | Foto: Kita Kinderplanet
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Forschen und Experimentieren ist gerade bei Kindern ein besonders wichtiges Feld. Und weil vieles mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, gibt es im „Kinderplanet“ sogenannte WLAN-Mikroskope. Sie können nach draußen mitgenommen werden und übertragen die Aufnahmen dann auf ein Tablet. Pfletschinger zeigt Makro-Aufnahmen von Wespen und Raupen. „Da kann man den Kindern gleich viel mehr erklären. Noch dazu können wir das Tier vor Ort aufnehmen und müssen es nicht von seinem Zuhause hierhin mitbringen, das ist ja auch wichtig“, erläutert sie. Außerdem werden verschiedene Lernapps gemeinsam benutzt.

Wie sieht eine Wespe eigentlich aus der Nähe aus? | Foto: Kita Kinderplanet
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Mit Hilfe des WLAN-Mikroskops lässt sich das ganz einfach herausfinden. | Foto: Kita Kinderplanet
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Kitas und Corona

Gerade durch die Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie viele Vorteile die Digitalisierung hat. Über die App „sdui“ lief die Kommunikation mit den Eltern zentral zusammen. „Dort können wir Elternbriefe einstellen oder andere Infos. Wir müssen nicht mehr zig Zettel ausdrucken und mitgeben“, sagt Kirsten Pfletschinger. Es habe geholfen den Kontakt zu erhalten und die Brücke zwischen Kita und Familie zu bauen. Gerade auch, weil die Eltern nicht mehr in die Kita durften. Abgeholt werden die Kinder draußen auf dem Gelände. Faschingspartys, Weihnachtsfeiern und vieles mehr mussten ohne Mamas und Papas stattfinden. „Da war die App natürlich auch ein Vorteil. Dort gibt es von jeder Kita-Gruppe einen eigenen Chat, welcher mit gruppenspezifischen Inhalten wie Informationen, Fotos und Videos gefüllt wird. So können wir die Eltern digital bei Veranstaltungen einbinden“, erklärt die Leiterin.

Auch mithilfe von Tablets und verschiedenen Lernapps wird hier gearbeitet. Gerade in den vergangenen Jahren während der Corona-Pandemie war das eine Hilfe. | Foto: Kita Kinderplanet
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Kita „Kinderplanet“ als Vorreiter

Als eine von zehn sogenannten Konsultationskindertagesstätten in Rheinland-Pfalz wird die Kita „Kinderplanet“ vom Land gefördert. Man kann sich das Angebot in Miesenbach gerne vor Ort anschauen. Interessierte sind herzlich zu Workshops, Fachtagen oder Hospitationen willkommen. Die Kita arbeitet zum Beispiel auch in Kooperation mit der Nikolaus-von-Weis-Schule in Landstuhl.

Weitere Informationen:
Weitere Informationen gibt es per E-Mail an kinderplanet@kita-ramstein.de

Früh übt sich!

Kommentar von Tim Altschuck

Wenn wir an digitale oder neue Medien denken, haben wir vor allem Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder Twitter mit allen guten und schlechten Auswüchsen vor Augen. Dass unser Leben heutzutage aber in ganz vielen Bereichen von der Digitalisierung geprägt oder gar bestimmt wird, bedenken wir oftmals nicht. Ich muss gestehen, selbst als „Digital Native“, wie meine Generation gerne bezeichnet wird, sind viele Entwicklungen auch für mich inzwischen schwer zu begreifen oder nachzuvollziehen.

Für (Klein-) Kinder ist die tägliche Informationsflut noch viel schwerer zu verarbeiten. Daher ist es wichtig, sie darauf möglichst gut vorzubereiten und einen kleinen Vorgeschmack auf Fakenews und Co. zu geben, sie darauf zu sensibilisieren. Die Kita „Kinderplanet“ zeigt, dass man diese digitale Welt spielerisch vor Augen führen kann, ohne dabei den Blick für die analoge Welt aus dem Blick zu verlieren. Das wird künftig immer wichtiger sein.

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Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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