Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Ein junger Afghane kämpft für seine Integration

Am 15. August 2023 kam ein junger Mann nach Eisenberg, dessen Weg nach Deutschland voller Herausforderungen ist. "Ich war 23 Jahre alt, als ich aus Afghanistan floh. Die Situation dort war lebensgefährlich. Ich hatte viele Probleme und stand oft kurz vor dem Tod", erzählt er. Aus Datenschutzgründen bleibt sein Name in diesem Artikel anonym, wir nennen ihn im Folgenden Amir.

Wiederholte bewaffnete Konflikte zwingen seit Jahrzehnten Millionen Menschen in Afghanistan zur Flucht. Die meisten von ihnen sind Binnenflüchtlinge im eigenen Land oder sind in die Nachbarländer Iran und Pakistan geflüchtet. Aber auch nach Deutschland sind viele, verstärkt seit der Machtergreifung der Taliban, gekommen. Vermutlich werden sie wegen der Lage in Afghanistan auf längere Sicht in Deutschland bleiben. Wer sind afghanische Geflüchtete? Wie leben sie in Deutschland?

Momentan stehen im Brennpunkt der öffentlichen Debatte afghanische Straftäter, gleichwohl zeigen Studien, dass afghanische Zugewanderte sich in Deutschland überwiegend willkommen und schon bald dem neuen Land verbunden fühlen. Mehrheitlich bemühen sie sich um Integration und bleiben unauffällig.

Amirs Schicksal steht für sich. Dass sich seine Situation in kurzer Zeit dramatisch verschlechtern konnte, hat nicht zuletzt mit der Arbeitsweise der Behörden zu tun. Und die ist kein Einzelfall im Donnersbergkreis, Ähnliches kann sich überall in Deutschland zutragen.

Von Träumen zu Albträumen

In Afghanistan hatte Amir klare Zukunftspläne. "Ich arbeitete in einem Restaurant und habe 12 Jahre die Schule besucht. Ein Jahr lang habe ich auch an der Universität studiert, aber wegen einiger Probleme konnte ich das Studium nicht fortsetzen", berichtet er. Sein Traum war es, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Doch als die Taliban die Macht übernahmen, wurden alle Pläne zunichtegemacht. "Alle Jugendlichen wurden enttäuscht, und ihre Träume wurden begraben", sagt er.

Ein harter Start in Deutschland

Die ersten Monate in Deutschland sind für Amir alles andere als leicht. "Meine Familie war in Afghanistan, und ich war jung und allein in einer Umgebung, deren Sprache ich nicht kannte", erinnert er sich. Besonders der Stress der Einwanderung, die fremde Sprache und das Leben im Flüchtlingslager belasten ihn. "Es gab viele verschiedene Menschen im Camp, und ich erlebte viele Probleme", berichtet er. Gleichzeitig hofft er, die Möglichkeiten, die in Deutschland jungen Menschen geboten werden, zu studieren und zu arbeiten, ergreifen zu können: "Ich war glücklich und hoffnungsvoll, dass ich mir hier eine Zukunft aufbauen kann."

Bürokratische Hürden

Amirs Integration wird durch bürokratische Hürden erschwert. Seit einem Jahr lebt er in Deutschland, ohne dass er eine Entscheidung zu seinem Asylantrag erhalten hat. Er wurde dem Donnersbergkreis als Asylbewerber zugewiesen, hatte aber zuvor schon einen Asylantrag in einem anderen EU-Land gestellt. Dahin hätte er innerhalb von 6 Monaten nach den Regelungen des Dublin-Verfahrens abgeschoben werden sollen. Die Kommunikation zwischen der Ausländerbehörde und dem Bundesamt ist bisher nicht zustande gekommen.

Amir spricht Deutsch, bisher aber nicht auf Schulniveau. "In vielen Ämtern verstehen die Mitarbeiter Englisch, sprechen es aber nicht, was die Bearbeitung meiner Anliegen oft sehr lange dauern lässt", erzählt er. Das habe ihn bereits mehrere Jobchancen gekostet. "Manchmal bekomme ich meine Arbeitserlaubnis zu spät und verliere deshalb den Job."

Amir wurde eine Wohnung in Eisenberg zugewiesen. Dort sieht er keine Zukunft für sich und findet einen Job in Mainz. Um näher an seinem Arbeitsplatz in Mainz zu wohnen, stellt er einen Umverteilungsantrag bei der Ausländerbehörde der Kreisverwaltung. Bisher wurde er nicht bearbeitet. "Ich arbeite seit fünf Monaten und möchte umziehen, aber niemand übernimmt die Verantwortung, und die Behörden erlauben mir nicht, eine Wohnung in der Nähe meines Arbeitsplatzes zu mieten." Die tägliche Pendelstrecke von Eisenberg zur Arbeitsstelle in Mainz ist unzumutbar. "Die Strecke dauerte über zwei Stunden, und für die Frühschicht gab es keine passende Verbindung", erklärt er. Um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren, nächtigt Amir eine Zeitlang am Bahnhof, auf Parkbänken und anderen prekären Orten und ist bald körperlich und psychisch am Ende.

Unterstützung und Hoffnung

Trotz der Schwierigkeiten gibt es auch Lichtblicke. Besonders dankbar ist Amir Erika Steinert für ihre Unterstützung, zunächst als Integrationsbeauftragte des Donnersbergkreises und nun, nach ihrer Amtszeit, als Vorständin der Donnersberger Integrationsinitiative. "Sie hat mir immer mit einem Lächeln geholfen. Ohne sie wäre ich nicht so weit gekommen", sagt er voller Dankbarkeit. Steinert setzt sich erfolgreich mit Prof. Dr. Trabert, einem Arzt in Mainz, und den von ihm gegründeten Verein „Armut und Gesundheit in Deutschland“ in Verbindung. Der Verein betreibt ein „Genesungshaus“, dort kommt Amir unbürokratisch vorläufig unter. Für Amir ist der Vereinsmitarbeiter, der sich um ihn kümmert, ein Lichtblick.

Amir ist in einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt, und nun bietet ihm ein großes Unternehmen einen festen Arbeitsvertrag an. Doch die Unsicherheit bleibt, denn der Arbeitsvertrag kommt nur zustande, wenn er von der Ausländerbehörde eine neue Arbeitserlaubnis erhält. "Meine aktuelle Arbeitserlaubnis ist nur für die Zeitarbeitsfirma gültig", berichtet er.

Sowohl Steinert als auch der Mitarbeiter des Mainzer Vereins richten mehrmals dringende Appelle an die zuständigen Behörden, dem jungen Mann die Möglichkeit zu geben, sich in Deutschland langfristig zu integrieren. "Mit dem neuen Arbeitsvertrag wäre sein Lebensunterhalt gesichert", so Erika Steinert. Sollte sich erneut wiederholen, was zuvor bereits mehrmals passiert war, dass Amir sich erfolgreich um Jobs gekümmert hatte, er aber die Arbeit nicht bekam, weil die Arbeitserlaubnis nicht rechtzeitig vorlag? Jede Verzögerung gefährdet nicht nur seine Arbeitsstelle, sondern auch seine Wohnsituation. Da es sich um eine Notunterkunft handelt, ist dies keine Dauerlösung. Die Wohnmöglichkeit wird dringend für andere hilfebedürftige Personen benötigt.

Ein fester Wille zur Integration

Amir ist ein zielstrebiger Mensch, der trotz aller Widrigkeiten alles daransetzt, sich in Deutschland zu integrieren. "Ich habe Kontakt zu meinen Arbeitskollegen, aber ich habe keine engen deutschen Freunde. Es ist jedoch schön, andere Migranten kennenzulernen. Wo ich arbeite, gibt es Menschen aus Syrien, Somalia, Marokko, Afrika, der Türkei und Rumänien. Sie sind alle freundlich", erzählt er.

In seiner Freizeit lernt er auf YouTube, hält Kontakt zu seiner Familie und sorgt für seinen Haushalt. Doch eine Rückkehr nach Afghanistan kommt für ihn nicht in Frage: "Jetzt ist es dort wie die Hölle. Die Schulen sind geschlossen, Frauen dürfen das Haus nicht verlassen, haben keinen Zugang zur Bildung und es gibt keine Arbeit. Viele Menschen betteln. Afghanistan ist wie ein Gefängnis, und man kann dort nicht nach seinem eigenen Wunsch leben."

Pläne für die Zukunft

Trotz der Unsicherheiten in seiner jetzigen Situation hat er klare Ziele. "Mein erster Plan ist es, die deutsche Sprache besser zu lernen. Danach möchte ich den Führerschein machen und später studieren", sagt er optimistisch.

Amir hat gezeigt, dass er bereit ist, seinen Teil zur Integration beizutragen. Es bleibt zu hoffen, dass die Behörden den Weg für ihn ebnen und ihm eine Chance geben.

Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Vorständin Profn. Dr. Erika Steinert
erika.steinert@gmail.com

Autor:

Mirco Faller aus Rockenhausen

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