Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Ein neues Leben in Rockenhausen – Wafaa Tabra erzählt

Foto: M. Faller

Geflüchtet vor dem Krieg in Syrien und angekommen in einem fremden Land – das ist die Geschichte von Wafaa Tabra, die gemeinsam mit ihrer Familie seit 2016 in Rockenhausen lebt. Im Gespräch mit Erika Steinert, Vorständin der Donnersberger Integrationsinitiative e.V., berichtet Wafaa Tabra von den Herausforderungen, den Erfolgen und dem neuen Alltag in Deutschland.

F: Wafaa, erzähl uns bitte, wie eure Situation in Syrien war und weshalb ihr nach Deutschland geflüchtet seid.

Wafaa Tabra: Wir hatten in Syrien ein ruhiges und schönes Leben. Mein Mann arbeitete im Handel, und ich war selbständige Modedesignerin. Doch mit dem Beginn des Krieges änderte sich alles. Mein Mann entschied, dass wir nach Deutschland flüchten sollten. Aufgrund der langwierigen Prozesse für eine Aufenthaltserlaubnis kam ich zunächst allein mit unseren drei Kindern nach Deutschland. Der Weg war sehr gefährlich und beschwerlich, aber am 1. November 2016 erreichten wir Rockenhausen. Die erste Zeit war schwer – eine neue Sprache, fremde Kultur und die Sehnsucht nach der Familie machten es nicht leicht. Doch wir fanden hier Trost, Sicherheit und viele freundliche Menschen, die uns unterstützten.

F: Wie habt ihr euch hier eingelebt? Was konntet ihr in den vergangenen Jahren erreichen?

Wafaa Tabra: Es war nicht einfach, aber Schritt für Schritt haben wir uns ein neues Leben aufgebaut. Mein Mann und ich engagierten uns während der Corona-Zeit ehrenamtlich in der Nachbarschaftshilfe, um älteren und kranken Menschen zu helfen. Heute arbeitet mein Mann bei Zoar und ist mit seiner Arbeit zufrieden. Ich habe zuerst als Näherin in einer Firma gearbeitet und betreibe nun meinen eigenen Laden als Schneiderin und Änderungsschneiderin. Unsere Kinder haben sich ebenfalls gut eingelebt. Mein ältester Sohn ist 24 Jahre alt und sucht derzeit eine Ausbildungsstelle, nachdem er einen Imbiss betrieben hat. Unsere Tochter studiert als Pharmazeutisch Technische Assistentin, und unser zwölfjähriger Sohn besucht die IGS, wo er sehr gute Noten erhält. Unser jüngstes Kind, das hier in Deutschland geboren wurde, ist zweieinhalb Jahre alt, besucht den Kindergarten und spricht Deutsch sowie Arabisch.

F: Welche Herausforderungen sind euch begegnet und was war vielleicht besonders schwierig?

Wafaa Tabra: Besonders die Sprache war für uns alle anfangs eine große Hürde. Meine beiden älteren Kinder hatten Schwierigkeiten, Deutsch zu lernen und neue Freunde zu finden. Doch heute fühlen sie sich hier wohl. Für unsere jüngeren Kinder ist es einfacher – sie wachsen in der deutschen Sprache auf und betrachten sie als ihre Muttersprache.

F: Gab oder gibt es hilfreiche Menschen, die bei der Integration unterstützt haben? wie sieht der Kontakt zu anderen Migranten und Einheimischen aus?

Wafaa Tabra: Am Anfang haben uns viele freiwillige Helfer unterstützt, besonders eine Gruppe aus Rockenhausen, die uns half, die Sprache zu lernen, Arbeit zu finden und Papierkram zu erledigen. Wir tauschten Kulturen aus, lernten voneinander. Bis heute habe ich Kontakt zu Rudolf Schweikart von der Donnersberger Integrationsinitiative, der mir noch immer hilft, wenn es um offizielle Dokumente geht. Freundschaften haben wir sowohl mit Deutschen als auch mit anderen Migranten geschlossen.

F: Du hast erwähnt, dass dein Mann und du euch ehrenamtlich engagiert habt. Wie wichtig ist dieses Engagement für euch?

Wafaa Tabra: Es ist uns sehr wichtig. Wir möchten etwas zurückgeben, da uns in den ersten Jahren so viele Menschen geholfen haben. Während der Corona-Pandemie haben wir ältere Menschen unterstützt, und diese Erfahrung. dass man auch als Geflüchtete aktiv zur Gesellschaft beitragen kann, hat uns sehr bereichert.

F: Denkt ihr darüber nach, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen?

Wafaa Tabra: Ja, wir möchten die deutsche Staatsbürgerschaft für unsere Kinder, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wir fühlen uns hier sicher und haben uns ein neues Leben aufgebaut.

F: Vermisst ihr Syrien? Habt ihr Kontakt zu eurer Familie dort, und könntet ihr euch vorstellen, zurückzugehen?

Wafaa Tabra: Natürlich vermissen wir unsere Familie sehr. Wir stehen in Kontakt mit ihnen, aber nach Syrien zurückzukehren, kommt für uns nicht infrage. Wir haben hier in Deutschland ein neues Leben begonnen, und die Sicherheit unserer Kinder steht für uns an erster Stelle.

F: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?

Wafaa Tabra: Wir wollen weiterhin an unserer Integration arbeiten, unsere Kinder bestmöglich unterstützen und hoffen, dass sie eine gute Ausbildung erhalten. Auch mein Geschäft als Schneiderin möchte ich weiter ausbauen. Vor allem aber wünschen wir uns eine friedliche Zukunft für unsere Familie.

Das Interview mit Wafaa Tabra zeigt, wie eine Familie in einem fremden Land Fuß fassen und sich ein neues Leben aufbauen kann – trotz aller Herausforderungen und Hindernisse. Ihre Geschichte ist ein starkes Beispiel für gelungene Integration und das Engagement von Geflüchteten in unserer Gesellschaft.

Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Vorständin Erika Steinert
erika.steinert@gmail.com

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Autor:

Mirco Faller aus Rockenhausen

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