Der Kahlforster Hof erwacht aus seinem Tiefschlaf und wird Hof Lebensberg
„Gemeinsam sind wir mehr“
Obermoschel. Ein Team, eine Vision und eine geballte Kraft an Stärke. 15 junge Menschen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Kahlforster Hof bei Obermoschel im Donnersbergkreis zum Leben zu erwecken - mit dem Ziel mit regenerativer Landwirtschaft ein Teil zum Umweltschutz beizutragen. 30 Jahre lag der Hof brach, diente dazwischen als Filmkulisse für den Tatort „Die Pfalz von oben“, bevor Hof Lebensberg daraus wurde. Die Redaktion des Wochenblatts sprach mit Janine Raabe, ehrenamtliche Mitstreiterin des Projekts.
Von Claudia Bardon
???: Sie bewirtschaften ganz frisch den Kahlforster Hof bei Obermoschel mit einer kompletten Gruppe. Welche Pläne haben Sie damit?
Janine Raabe: „Wir sind dabei, eine landwirtschaftliche Hofgemeinschaft zu gründen. Dafür ist der erste Schritt die vorher verwaiste Hofstelle wieder auf Vordermann zu bringen. Wir haben bereits einen Gemeinschaftsraum, eine Werkstatt und die grundsätzlichen sanitären Anlagen errichtet. Und nun folgen die nächsten Schritte.
Als mein Mann Paul Müller und ich vor gut einem Jahr in die Nordpfalz kamen, haben wir Michael König getroffen, dem der Hof damals gehörte, und uns dreien wurde bewusst, dass wir ähnliche Ziele haben. Wir teilten den Wunsch, ein Zeichen zu setzen für einen positiven Wandel in der Gesellschaft und in der Landwirtschaft. Unser Ziel ist es, eine regenerative Landwirtschaft aufzubauen, welche zeigt, dass die Landwirtschaft auch einen positiven Effekt auf die Artenvielfalt, das Klima und unsere Umwelt haben kann.
Da wir verschiedene Betriebszweige aufbauen, wie beispielsweise Ackerbau, Gemüsebau, Tierhaltung und auch eine Gärtnerei/Baumschule, braucht es viele tatkräftige Hände. Zudem war mir und meinem Mann klar, dass wir in Gemeinschaft leben und arbeiten wollen. Daher sind wir sehr glücklich, dass sich diese Gemeinschaft bereits gefunden hat und dass es noch viele weitere Menschen gibt, welche die gleiche Vision im Herzen tragen und hierher ziehen möchten.“
???: Aus wie vielen Personen besteht Ihre Gruppe?
Janine Raabe: “Momentan sind wir schon rund 15 Menschen. Wir wohnen teilweise auf dem Kahlforster Hof und auch in den umliegenden Dörfern. Sicherlich bringen wir, als junge Gemeinschaft, viel Neues hierher. Wir hoffen, dass wir Altes und Neues gut miteinander verbinden können und wollen den Hof zu neuer Blüte bringen Der Hof soll nun nach über 30 Jahren Stillstand wieder zum Leben erwachen.“
???: Aus dem Kahlforster Hof wurde durch Ihre Gruppe nun Hof Lebensberg - warum?
Janine Raabe: „Genau aus diesem Grund. Es soll ein lebendiger Hof sein - und wir befinden uns hier auf einem Berg. Zudem kann man wohl getrost davon sprechen, dass es sich bei unseren Plänen um ein „Lebenswerk“ handelt, das passt auch sehr gut dazu. Es wird sicherlich auch immer der „Kahlforster Hof“ bleiben. Das ist auch gut so - denn der Hof hat Geschichte.“
???: Wem gehört der Hof heute?
Janine Raabe: „Der Hof wird zur Zeit an die gemeinnützige Stiftung Zukunftsland übertragen, die gegründet wurde, um Wege für eine zukunftsfähige, naturverträgliche Landwirtschaft zu ebenen. Wir sind sehr dankbar, dass Michael König diesen Schritt mit uns gegangen ist. Somit wird der Hof über Generationen hinweg dem genannten Ziel dienen und der Landwirtschaft wertvolle Impulse geben.“
???: Was ist das Besondere an Hof Lebensberg?
Janina Raabe: „Das Besondere ist, dass wir mit vielen verschiedenen Methoden der regenerativen Landwirtschaft arbeiten, die zum Teil noch nicht sehr weit verbreitet sind in Deutschland. Hierbei handelt es sich beispielsweise um die regenerative Agroforstwirtschaft, die holistische Weidetierhaltung oder das Keyline-Wassermanagement. Das sind nun viele Fremdwörter. Grundsätzlich haben diese verschiedenen Methoden alle ein ähnliches Ziel: Den Aufbau der Bodengesundheit sowie einer hohen Wasserspeicherkapazität und die Förderung von Artenvielfalt. Letztendlich verbindet sich dadurch Umwelt- und Naturschutz, Klimaschutz und Wasserschutz mit der Erzeugung gesunder Lebensmittel.“
???: Was ist Ihr Ziel in naher Zukunft?
Janine Raabe: „Zunächst einmal steht diesen Winter eine große Pflanzaktion bevor. Wir planen über 30.000 Bäume und Sträucher zu pflanzen. Hierfür beginnt am 7. November auch unsere Crowdfunding-Kampagne „Gemeinsam Zukunft pflanzen“ auf Startnext www.startnext.com/gemeinsam-zukunft-pflanzen) und wir freuen uns über jede Spende. Wir werden die Gehölze mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern ehrenamtlich pflanzen.
Auch ansonsten gibt es noch viel zu tun. Neben der Renovierung der Hofstelle werden wir die verschiedenen Betriebszweige aufbauen. Das heißt konkret: Bald sollen die ersten Tiere kommen und wir wollen im folgenden Frühjahr auch mit dem Gemüseanbau beginnen. “
???: Wie ist Ihre Philosophie?
Janine Raabe: „Gemeinsam sind wir mehr als die Summe der Einzelnen. Wir können in Gemeinschaft viel mehr erreichen, als jede und jeder einzelne alleine. Wir wollen einen lebendigen Ort der Kooperation, Vielfalt und Fruchtbarkeit erschaffen, der zeigt, dass ein Leben in Fülle möglich ist. Es soll ein Ort der Begegnung sein, wo ersichtlich wird, dass der Mensch einen wertvollen Beitrag für die Natur und unser Klima leisten kann. Diese Botschaft zusammen mit den konkreten Methoden, mit denen wir arbeiten, wollen wir in die Welt tragen.“ clh
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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