Die etwas andere Schulzeit während der Coronakrise
Gut gerüstet den Sommerferien entgegen
Coronakrise.Seit Mitte Mai konnte nun auch an der ASRplus in Winnweiler der Unterricht in seiner neuen Form starten. Die Redaktion des Wochenblatts hat bei Schulleiter Torsten Edinger nachgefragt, wie die Situation vor Ort ist.
Von Claudia Bardon
???: Wie ist die aktuelle Lage an Ihrer Schule seit der stufenweisen Klasseneinführung?
Torsten Edinger: „Wir haben bereits während der Osterferien einen Plan für die erste Stufe der Schulöffnung entwickelt – immer angepasst an die aktuellen Informationen und Vorgaben, die seitens der Schulbehörde (ADD) und des Ministeriums veröffentlicht wurden. Seit 4. Mai sind die Jahrgänge 9 und 10 sowohl der Berufsreife als auch des Bildungsganges für den qualifizierten Sekundarabschluss I im Präsenzunterricht und dies wird auch bis zum Ende des Schuljahres so bleiben. Uns ist es besonders wichtig, dass Schülerinnen und Schüler, die kurz vor ihren Abschlüssen stehen, in allen Fächern des Stundenkanons in der Schule unterrichtet werden.
Die komplette 9. Berufsreifeklasse hat täglichen Schulunterricht an der Albert-Schweitzer-Realschule plus (ASRplus) in Winnweiler. Aufgrund der Vorgaben, dass die Höchstschülerzahl pro Gruppe maximal 15 Personen umfassen darf, besuchen die anderen Klassen in halber Klassenstärke die Schule im wöchentlichen Wechsel zum Homeschooling.
Seit 25. Mai dürfen die Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe (Jahrgänge 5 und 6) wieder den Unterricht an der ASRplus besuchen. Hier hat man sich für ein tägliches Wechselmodell entschieden, da die jüngeren Schüler andere Anforderungen an den Präsenzunterricht stellen.
Die einzelnen Gruppen wechseln die kommenden Wochen täglich zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling. Dies gibt ihnen und den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, direkter zu kommunizieren. Hausaufgaben können kontinuierlich gegeben und besprochen werden. Somit möchten wir gerade unseren jüngsten Schülerinnen und Schülern wieder ein Stück Normalität und Sicherheit zurückgeben.
Das Lernen in der Schule musste organisatorisch auf wöchentlich zwölf Unterrichtsstunden reduziert werden. Hier konzentriert man sich auf die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und die Naturwissenschaften. Die Aufgabenstellungen der übrigen Fächer müssen von zuhause aus bearbeitet werden.
Um die letzte Phase der Schulöffnung mit den Jahrgängen 7 und 8 durchführen zu können, wechselt die Orientierungsstufe nach drei Wochen wieder ins Homeschooling, darf aber in der letzten Woche vor den Sommerferien nochmals in die Schule für einen kleinen Jahresabschluss und die persönliche Zeugnisübergabe.
Ab 15. Juni freut sich die ASRplus darauf, die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 und 8 ebenfalls für die Dauer von drei Wochen im täglichen Wechsel unterrichten zu können. Dann hatten alle Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, wieder Lernen vor Ort über einen längeren Zeitraum erfahren zu dürfen.“
???: Gibt es Probleme bei der Umsetzung oder ist alles schon eingespielt?
Torsten Edinger: „Im Bereich des digitalen Lernens hat sich in den letzten Wochen ganz viel entwickelt. Die Aufgabenstellungen variieren deutlich im Vergleich zur ersten Woche. Die Bandbreite geht vom einfachen Arbeitsblatt zum selbstgedrehten Lehrvideo. Ebenso finden neben Telefonsprechstunden mittlerweile Videokonferenzen mit einzelnen Schülern und ganzen Klassen statt. Hier hat sich von Lehrer- und auch Schülerseite eine besondere Dynamik und Experimentierfreude entwickelt, was sich positiv auf alle auswirkt – nicht umsonst ist die ASRplus Winnweiler Medienkompetenzschule. Wichtig ist es der Schulleitung als auch den Lehrerinnen und Lehrern, dass alle Schülerinnen und Schüler gut betreut werden und der Kontakt zum Elternhaus gepflegt wird.
Dazu gehören auch gezielte Rückmeldungen zu erledigten Aufgaben, welche die Schüler meist per Mail einreichen. Das bedeutet teilweise einen hohen zeitlichen Aufwand für die Lehrerinnen und Lehrer. Aber gerade in diesen schwierigen Zeiten ist eine verlässliche Begleitung der Kinder und Jugendlichen durch die Schule besonders wichtig.
Eine weitere Brücke bildet auch der Schulsozialarbeiter Jan-Michel Rosbach, der als Anlaufstelle jederzeit kontaktiert und um Unterstützung gebeten werden kann, da eine Schulschließung über einen längeren Zeitraum auch Veränderungen in den Familien mit sich bringt.Besonders gut ist es uns gelungen, die Vorgaben des Corona-Hygieneplans umzusetzen. Schulleitung, Lehrer, Hausmeister, Sekretärin, Freiwillige im sozialen Jahr und Reinigungskräfte haben sehr gute Vorarbeit geleistet. Abstandsregeln, Maskenpflicht für alle außerhalb des Klassensaals, gesonderte Eingänge und Pausenhofbereiche sowie verstärkte Reinigungen von frequentierten Bereichen bereits am Vormittag sind einige der konkreten Maßnahmen, damit alle hoffentlich gesund bleiben. Auch den Schülerinnen und Schülern gilt es ein großes Kompliment auszusprechen. Alle halten sich an die vorgegebenen Regeln. Es ist bisher zu keinen nennenswerten Verstößen gekommen. Allen ist bewusst, dass Schule eine soziale Gemeinschaft ist und es eine Selbstverständlichkeit ist, dass man sich gegenseitig schützt.
Herausforderungen gilt es auch zukünftig zu meistern. Der Tatsache geschuldet, dass aufgrund der maximalen Gruppengröße von 15 Personen zusätzliche Lerngruppen gebildet werden müssen, hat sich der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern im gleichen Umfang erhöht. Gleichzeitig dürfen aus Gründen des vorsorglichen Eigenschutzes nicht alle Lehrer im Präsenzunterricht eingesetzt werden. Ein Teil der Lehrkräfte kann daher nur von zuhause arbeiten. Zusätzlich bietet die Schule eine tägliche Notbetreuungsgruppe für die Schüler an, die nicht im aktuellen Präsenzunterricht sind. Schließlich gibt es auch noch eine Lerngruppe „Deutsch als Zweitsprache“ für Kinder, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Es ist der ASRplus immens wichtig, dass diese Kinder ebenfalls eine persönliche Betreuung erfahren, da sie im Homeschooling oftmals auf sich alleine gestellt sind. Zudem gibt es dann noch Schüler, die aufgrund individueller Gründe generell nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, aber selbstverständlich dennoch beschult werden müssen.
Für die Lehrkräfte ist es eine große Aufgabe, in dieser Zeit jede Schülerin und jeden Schüler individuell bestmöglich zu fördern. Schließlich gilt es gleichzeitig drei Gruppen im Blick zu haben: die Schüler im Präsenzunterricht, die in der Notgruppe und die im Homeschooling.
Schwierig ist die Tatsache, dass einige Unterrichtsfächer im Präsenzunterricht derzeit nicht wie gewohnt stattfinden dürfen. So darf es derzeit kein praktisches Arbeiten in den Wahlpflichtfächern, keinen gemeinsamen Sportunterricht und keine Arbeitsgemeinschaften des Gesundheitsschutzes wegen geben. Ebenso sind Partner- und Gruppenarbeiten sowie Schülerexperimente untersagt. Bücherei, Schülercafé, Mensa sowie der Pausenverkauf sind geschlossen. Alle hoffen stark, dass sich diese Dinge bald wieder ändern können, denn sie sind für guten Unterricht und ein aktives Schulleben immens wichtig.“
???: Wie sehen Sie die nächsten Wochen bis zu den Sommerferien?
Torsten Edinger: „Die Schule sieht sich mit ihrem Plan mit dem Wechsel von Präsenzunterricht und Homeschooling bis zu den Sommerferien gut gerüstet. Der äußere Rahmen ist gut strukturiert und macht ein gemeinsames Arbeiten – unter besonderen Vorzeichen – möglich.“ clh
Hier ein weiterer Beitrag zu den Schulöffnungen aus unserer Region: https://www.wochenblatt-reporter.de/rockenhausen/c-lokales/der-ernst-des-lebens-neu-gestaltet_a200620
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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