Nordpfälzer Geschichtsblätter
Über den „Michelsmann“ und „sagenhafte“ Klöster
Nordpfalz. Das dritte Heft der Nordpfälzer Geschichtsblätter ist kurz vor Weihnachten erschienen.
„Die topographische Beschreibung des Kantons Obermoschel im Jahre 1800 (Teil 1)“ lautet der Beitrag von Egon Busch aus Rockenhausen. Diese Übersicht ist von dem aus dem Elsass stammenden Generalkommissar Rudler zur Vorbereitung bzw. Festigung der französischen Herrschaft auf der linken Rheinseite angefertigt worden. Durch den Frieden von Campo Formio im Jahre 1797 wurde das linke Rheinufer von Basel bis Andernach an Frankreich abgetreten. Die französische Regierung wollte sich einen Überblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse in dieser Region verschaffen. Dazu ließ sie eine Beschreibung der Städte und Dörfer einschließlich ihrer Lage anfertigen. Vermerkt wurden ferner Verlauf von Bächen und Straßen, besondere Bauwerke, Beschaffenheit der Böden sowie Erwerbsmöglichkeiten der Menschen.
Nachtrag zu letztem Artikel
Einen Nachtrag zu seinem Artikel „Kriegsende in der Nordpfalz – Jagdbomber-Angriff mitten in Kerzenheim“ aus der letzten Ausgabe der Geschichtsblätter liefert Michael Wiesheu aus Kaiserslautern. Denn zu dem schrecklichen Vorfall vom 5. Dezember 1944 gibt es noch weitere lebende Zeitzeugen. Der ehemalige Göllheimer Verbandsbürgermeister Hans Appel ist in Kerzenheim aufgewachsen und erinnert sich an die Maschinengewehr-Einschüsse, die in das Gebälk seiner elterlichen Scheune einschlugen. Schriftsteller Gerd Forster, ein Schulkamerad von Hans Appel, sah vom Wohnzimmerfenster den Jagdbomber „im Tiefflug fast die Dächer streifend … und hämmerte eine Salve von Schüssen aus der Bordkanone“.
„Keine Feuersbrünste“
Inge Huber aus Reichsthal schreibt über den „Jahresbericht der Bürgermeisterei Hefersweiler aus den Orten: Reichsthal, Seelen, Rathskirchen, Rudolfskirchen aus dem Jahre 1818“. Darin unterrichtet das unterzeichnete Bürgermeisteramt an das „hochlöbliche königliche Oberbürgermeisteramt Wolfstein“ über die Anzahl der Häuser, Scheunen und Familien in den einzelnen Gemeinden. Erwähnung finden neben Bergwerke, Ernteerträge, Anzahl der Handwerker sowie deren Gesellen auch sonstige Ereignisse: „Es wurden keine Gebäude zerstört und es fanden keine Feuersbrünste statt“.
„Sagenhafte“ Klöster
Berthold Schnabel aus Deidesheim befasst sich in seinem Aufsatz mit „Monasteria obscura – „sagenhafte“ Klöster in der Nordpfalz und anderswo (Teil 1)“. So lassen sich in der Nordpfalz 16 klösterliche Niederlassungen nachweisen. Die Volksüberlieferung und der Fleiß der Heimatforschung vermehrt die Anzahl um ein Beträchtliches, von deren Existenz aber nur sie zu berichten wissen. So stellt bereits Willi Schattauer fest, dass „fast alle Orte in unserer näheren Heimat“ ein „angebliches Kloster“ besaßen. Schnabel geht diesen Monasteria obscura in der Nordpfalz nach, ergänzt durch Angaben aus den übrigen pfälzischen Landschaften und Rheinhessen – ohne dabei Vollständigkeit anzustreben.
Geschichten aus Rehborn
„Mein Heimatdorf Rehborn am Glan“ stellt Rainer Thielen in seinem Beitrag vor. Die Gründung des Dorfes liegt vermutlich im 7. Jahrhundert, also in der nachrömischen fränkischen Zeit. Nach mehreren unterschiedlichen Herleitungen geht der Ortsname wohl auf den Ursprung rorbura, also ror = Schilf und bura = Haus, demnach Haus am Schilf zurück. Ein Einzelgehöft zwischen Meisenheim und Odernheim. Der Ursprung liegt in der heutigen Ortsmitte am Gemeindehaus und der Kirche. Im Jahr 1590 erbauten Gemeindehaus tagt seit geraumer Zeit wieder der Gemeinderat. Der heute bis auf das M verwitterte Michelsmann oberhalb des Prangers streckt seit über 400 Jahren nach wie vor frech seine lange Zunge heraus.
Buchbesprechung zum Abschluss
Eine Buchbesprechung rundet das Geschichtsblatt ab. Karl Conrad aus Rehborn schreibt über die beiden Bänder von Rainer Thielen „Rehborner Chronik Band 1 und Band 2“. Diese umfassenden und reich bebilderten Aufzeichnungen hat Thielen von 2006 bis 2019 gefertigt.
Jahresprogramm unter Vorbehalt
Das Jahresprogramm 2021 fehlt nicht in diesem Heft. Die Ankündigung für das kommende Jahr findet allerdings angesichts der momentanen Infektionsschutz-Vorgaben unter Vorbehalt statt. Geplant sind: Jahreshauptversammlung in Katzenbach am 20. März 2021, Exkursionen nach Durlach (29. Mai 2021) und Ladenburg (24. Juli 2021) sowie das Symposium in Rockenhausen am 11. September 2021. Bitte beachten Sie weitere Bekanntgaben in der Tagespresse und auf der Internetseite www.nordpfaelzer-geschichtsverein.de.
Weitere Informationen:
Wer das neue Nordpfälzer Geschichtsblatt erwerben will, wendet sich an Timo Scherne, Rognacallee 10 in Rockenhausen. Autoren können ihre Beiträge an Andreas Fischer, Friedhofstraße 2, 67808 Falkenstein senden. E-Mail: fischer-andi@t-online.de
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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