Neues Heft der Nordpfälzer Geschichtsblätter erschienen
Über Leichenhöfe, Hottenträger und mehr
Rockenhausen. Anfang April ist das neue Heft der Nordpfälzer Geschichtsblätter erschienen. Gleich vier Themen und eine Buchbesprechung haben darin Platz gefunden. Der „alte“ und der „neue“ Schriftleiter haben es gemeinsam erstellt: Egon Busch aus Rockenhausen zusammen mit Andreas Fischer aus Falkenstein.
„Die Friedhöfe in Reichsthal, Seelen, Rudolfskirchen“ lautet der Titel eines Beitrages von Inge Huber aus Reichsthal. Die in früheren Zeiten als „Leichenhof“ bezeichnete Begräbnisstätte war in Reichsthal 1844 erbaut worden. Bis 1844 wurden die Verstorbenen aus Reichsthal auf dem Friedhof in Rathskirchen (bei der Kirche) beerdigt. Der ehemalige Begräbnisplatz für Rathskirchen, Reichsthal, Dörrmoschel und Teschenmmoschel und die dazugehörenden Höfe war Rathskirchen. Dabei werden Erweiterungsarbeiten und entsprechende Kosten der Friedhöfe aufgezählt. Auch erfährt man Wissenswertes über die damalige Bestattungskultur, so wurden die Verstorbenen drei Tage bis zur Beerdigung zu Hause aufgebahrt. Heutzutage undenkbar. 1864 wurde ein Bahrenhäuschen auf dem Leichenhof zu Seelen erbaut.1918 erhielt der Totengräber für das Herstellen eines Grabes in Rudolfskirchen zwei Mark.
„Die topographische Beschreibung des Kantons Winnweiler im Jahre 1800“ ist die Fortsetzung des Beitrags von Egon Busch aus Rockenhausen. Der erste Teil war in Heft 3/2019 erschienen. Über die Beschreibungen von Gelände, Gewässer und Bodennutzung in Sembach und Falkenstein wird eingangs berichtet. Sembach, ein „ehemals gräflich wartenbergisches ansehnliches Dorf und der Sitz des wartenbergischen Amtes“, liegt am Anfang des Lohnsfelder Thals. Die Alsenzbach findet genauso ihre Erwähnung wie die zugehörenden Weiher und Mühlen. Alle Gebäude, Seelen, Ackerfeld, Morgen Wald und vieles mehr sind exakt benannt. Zu Falkenstein, einem „ehemals zur kaiserlichen Grafschaft Falkenstein gehöriger Ort, wovon diese Grafschaft ihren Namen führt“ geht der Bericht über. „Es war ehemals ein ansehnlicher Ort mit einem festen Schloss, welches vor 100 Jahren zerstört worden war“ heißt es dann. Auch hier werden wieder alle Güter des Dorfes und der Höfe aufgelistet. Interessant sind die abschließenden Übersichten. So zum Beispiel die Einwohnerzahlen der 21 zum Kanton Winnweiler gehörenden Dörfer. Winnweiler war der größte Ort, gefolgt von Münchweiler, Börrstadt, Sippersfeld und Imsbach. Alle Arten von Nutztieren waren im Kanton vertreten, auch viele Ziegen – „die Kuh des kleinen Mannes“.
Torsten Schlemmer beschreibt in seinem Aufsatz „140 Jahre Gott zur Ehr´, dem Nächsten zur Wehr!“ die Geschichte der Ortsfeuerwehr Waldgrehweiler. Von der Gründung bis in die heutige Zeit sind die Daten der Wehr und viele Informationen dazu aufgeführt. Eine Feuer-Lösch-Ordnung der Gemeinde Waldgrehweiler wurde am 20. Dezember 1877 vom Gemeinderat beschlossen. Allgemein wird dort unter anderem bestimmt „wer einen neu ausgebrochenen Brand wahrnimmt, muss sofort Feuerlärm und dem Ortsvorstande Anzeige machen“. Geregelt ist hier auch: „Eigenthümer von Bütten müssen diese auf Verlangen zur Verfügung stellen“. Bei den Vorschriften für den Fall eines Brandes ist unter anderem zu lesen, dass „alle Arbeiten mit besonnener Ruhe, ohne übertriebene Eifer und im tiefsten Stillschweigen auszuführen“ sind. Obmänner wurden für Abtheilungen gewählt: Steiger- oder Retter-Abtheilung, Spritzenmannschaft (Pumper), Wassermannschaft (Hottenträger, Wasserschöpfer) und Ordnungsmannschaft.
Über den „Weinbau im Appeltal“ weiß Willi Schattauer aus Kalkofen Historisches zu berichten. Urkundliche Nachweise gibt es bereits im Jahr 811 nach Christi. Die Fröner des Klosters St. Maximin in Münsterappel erhielten Wein. Dass der Wein auch Ursache von Streitereien sein kann belegt der Hinweis darauf, dass wer aber zu viel trinkt und seine Mitarbeiter beleidigt, statt des Weines Wasser erhält. 1526 müssen Wirte von Münsterappel und Niederhausen den Rheingrafen Ungeld (Steuern) für den Weinausschank zahlen. Aufgeführt sind Weinerträge und Anbauflächen der verschiedenen Gemeinden aus dem Appeltal. Namentlich sind Küfer und Küfermeister erwähnt, auch dokumentieren Fotos die Weinlese in früheren Zeiten.
Eine Buchbesprechung rundet das neue Geschichtsblatt ab. Arno Mohr aus Unkenbach schreibt über die Veröffentlichung des 107 Seiten umfassenden Heftes von Willi Schattauer: „Von Höfen und Weilern – Neudorferhof“. Es ist bereits die 25te Veröffentlichung des Ortsbürgermeisters aus Kalkofen. Auf dem Hof gibt es seit 1886 eine mit Spenden errichtete Mennoniten-Hofkirche. Viel Interessantes erfährt man über die Verbindungen zu den Nachbargemeinden Obermoschel, Lettweiler, Rehborn, Duchroth oder Unkenbach. Auf dem Neudorferhof wurde gar Weinbau betrieben. Den Einband ziert das Foto eines Findlings, der auf die Ersterwähnung des Hofes mit dem Jahreszeichen 1260 hinweist. ps
Weitere Informationen:
Wer das neue Nordpfälzer Geschichtsblatt erwerben will, wendet sich an Timo Scherne, Rognacallee 10 in Rockenhausen. Autoren können ihre Beiträge an Andreas Fischer, Friedhofstr. 2, 67808 Falkenstein senden.
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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