Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Von Aleppo nach Rockenhausen: Die bewegende Geschichte von Mayada Ali und ihrer Familie

Foto: M. Faller

Interview geführt von Erika Steinert, Vorständin der Donnersberger Integrationsinitiative e.V. Mayada Ali und ihre Familie haben einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich. Als der Krieg in Syrien begann, änderte sich ihr Leben dramatisch. In einem Interview mit Erika Steinert erzählt Mayada von der Flucht aus ihrer Heimat, den ersten Schritten in Deutschland und dem Wiederaufbau einer neuen Existenz in Rockenhausen.

Ein Leben vor dem Krieg

„Unsere Situation in Syrien war anfangs sehr gut. Wir hatten ein eigenes Haus, meine Kinder gingen zur Schule, und ich arbeitete als Innenarchitektin und Mentorin für Kunstbildung. Mein Mann war als Lackierer selbstständig“, beginnt Mayada zu erzählen. Doch der Bürgerkrieg veränderte alles. Die Familie wurde auseinandergerissen: Mayada und ihr Mann mussten weiterhin in Aleppo arbeiten, während ihre Kinder bei den Großeltern im Dorf in Sicherheit gebracht wurden. „Es war schwer, unsere Kinder nur ein paar Mal im Monat zu sehen. Irgendwann konnten wir beide nicht mehr arbeiten – der Krieg machte es unmöglich.“

Schließlich traf Mayada die Entscheidung, mit ihren Kindern nach Deutschland zu fliehen. „Mein Mann konnte nicht mitkommen, weil er seine Mutter nicht allein lassen konnte. Diese Trennung war eine der schwersten Zeiten in unserem Leben.“

Ein neues Leben in Rockenhausen

Vor etwa vier Jahren kamen Mayada und ihre Kinder in Rockenhausen an. Die ersten Monate waren geprägt von Unsicherheit und Herausforderungen. „Die erste Zeit hier war hart. Alles war anders, die Sprache war eine große Hürde, und die Kinder mussten sich an die neue Umgebung gewöhnen.“ Doch die Unterstützung, die sie von der Gemeinschaft und der Donnersberger Integrationsinitiative erhielt, half der Familie enorm.

Ein bedeutender Wendepunkt war die Ankunft ihres Mannes, vier Jahre nach ihrer Flucht. „Als mein Mann und meine Schwiegermutter nachkamen, war das einer der schönsten Tage meines Lebens. Wir waren endlich wieder als Familie vereint.“ Die Umstellung war nicht leicht, besonders für die Kinder, die es anfangs ungewohnt fanden, wieder mit ihrem Vater zusammenzuleben. „Aber es war eine große Erleichterung und hat uns gestärkt.“

Beruflicher Neuanfang und Ehrenamt

In Syrien arbeitete Mayada als Innenarchitektin. Auch in Deutschland hat sie es geschafft, in ihrem Beruf Fuß zu fassen. „Ich habe einen Deutschkurs bis zum B2-Niveau gemacht und mit Unterstützung meines Chefs einen Online-Kurs für ausländische Architekten absolviert. Das hat mir geholfen, das deutsche System besser zu verstehen.“ Heute ist sie wieder in einem Architekturbüro tätig. „Ich bin sehr zufrieden, dass ich meine Karriere hier fortsetzen kann.“

Auch als Künstlerin hat Mayada sich etablieren können: Sie hatte bereits sechs Kunstausstellungen, bei denen sie auch eigene Bilder verkaufen konnte.

Zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sich Mayada ehrenamtlich. Sie arbeitet bei der Tafel und organisiert Sommernachmittage für Grundschüler. Auch ihr Mann und ihr ältester Sohn Mohamed sind in der Nachbarschaftshilfe (Donnersberger Integrationsinitiative) aktiv. Ihr Ehemann gab außerdem beim Projekt Kinderlux Schachunterricht. „Es ist uns wichtig, etwas zurückzugeben. Wir haben so viel Unterstützung erhalten, da war es für uns selbstverständlich, uns ebenfalls zu engagieren.“

Die Kinder und die Zukunft der Familie

Mayadas drei Kinder haben sich in Deutschland gut eingelebt. Der älteste Sohn Mohamed (25) arbeitet im Solarsektor und hat sich kürzlich selbstständig gemacht. Tochter Rawan (23) studiert Architektur an der Technischen Universität Kaiserslautern, und der jüngste Sohn Adam (15) arbeitet auf seinen Realschulabschluss hin. „Adam hatte gesundheitliche Probleme, er litt unter zwei Nierenentzündungen, aber dank der guten medizinischen Versorgung geht es ihm heute besser“, erzählt Mayada erleichtert.

Freundschaften und Integration

Ein wichtiger Aspekt des neuen Lebens in Rockenhausen war die Integration in die Gemeinschaft. „Viele Menschen haben uns geholfen – sei es bei der Arbeitssuche, der Wohnungssuche oder in anderen Lebenslagen. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Die Familie hat enge Freundschaften geschlossen, sowohl mit Einheimischen als auch mit anderen Migranten. „Wir haben uns gegenseitig unterstützt, das hat uns sehr geholfen.“

Die Zukunft und der Wunsch nach der deutschen Staatsbürgerschaft

Für die Zukunft hat die Familie klare Ziele: Sie möchten die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen. „Deutschland hat uns eine neue Chance gegeben, nachdem unsere Heimat zerstört wurde. Meine Kinder möchten nicht mehr nach Syrien zurückkehren – sie sind hier aufgewachsen und haben schöne Erinnerungen an dieses Land“, erklärt Mayada.

Der Kontakt zu ihrer Familie in Syrien besteht weiterhin, doch die Situation vor Ort bleibt schwierig. „Ich vermisse meine Eltern und Geschwister sehr, aber in Afrin gibt es oft weder Internet noch Strom, sodass wir nicht regelmäßig telefonieren können. Eine Rückkehr nach Syrien kommt für uns nicht in Frage. Dort ist alles zerstört, und wir müssten wieder von vorne anfangen.“

Ein Blick nach vorn

Mayada und ihre Familie haben viel erreicht, und für die Zukunft planen sie, ihre Erfolge weiter auszubauen. „Ich möchte weiterhin in meinem Beruf arbeiten und meine Karriere vorantreiben. Unser Ziel ist es, das Leben hier immer weiter zu verbessern, um meiner Familie eine sichere und gute Zukunft zu ermöglichen.“

Die Geschichte von Mayada Ali und ihrer Familie ist ein beeindruckendes Beispiel für die Stärke und Entschlossenheit, die nötig sind, um unter den schwierigsten Umständen ein neues Leben aufzubauen. Ihre Integration in Rockenhausen zeigt, wie durch gegenseitige Unterstützung und Engagement der Neuanfang in einer fremden Heimat gelingen kann.

Donnersberger Integrationsinitiative e.V.

Vorständin: Erika Steinert

erika.steinert@gmail.com

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Autor:

Mirco Faller aus Rockenhausen

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