Geheimnisvolle Heimat
Die vergessene Burg von Hanhofen
Hanhofen. Eine mächtige Burg umgeben von Wassergräben – in Hanhofen? Selbst viele Anwohner schütteln bei der Frage nach der Existenz dieses mysteriösen Bauwerks nur den Kopf. Es gab sie aber wirklich: Die Wasserburg „Marientraut“ am westlichen Ortsausgang von Hanhofen an der heutigen Hauptstraße gelegen. Es erinnert heutzutage nicht mehr viel an die 1414 erbaute Anlage, die als Verteidigungssitz des territorialen Machtanspruchs der Speyerer Bischöfe diente und parallel zum Erwerb der gegenüberliegenden Mühle durch das Hochstift entstand. Man sagt, durch die Lage der Burg an Speyerbach und Woogbach konnte von hier aus sogar die Trinkwasserversorgung Speyers kontrolliert werden - demnach ein nahezu perfekter Standort.
Die Burg Marientraut muss zu ihrer Zeit, und ganz besonders nach dem Umbau zur „großen Burg" 1471 - die auch als „Schloss von Hanhofen“ bekannt war - ein recht imposanter Bau gewesen sein. Auch wenn heute nur noch einige Überreste der Wassergräben an die einstige Existenz des Bauwerks erinnern – kein Schild, kein Hinweis auf den geschichtsträchtigen Ort. Die Burg hatte die Form eines ungleichen Vierecks, umgeben von breiten Wassergräben und einer Befestigungsmauer mit kleinen Türmchen. Der nördliche Wassergraben war rund 125 Meter lang, der südliche etwa 120 Meter, der östliche etwa 110 und der westliche 90 Meter, alle wurden durch einen unterirdischen Kanal aus dem benachbarten Woogbach gespeist – 1414 ein architektonisches Meisterwerk. Ihren Namen erhielt die Burg Marientraut wohl von einem Bildnis der Gottesmutter, das an der Anlage und von außen zu sehen war. Zerstört wurde die Burg bereits um 1700 in einem der Erbfolgekriege.
Im Anfang des 17. Jahrhunderts zeichnete Moritz von Hessen-Kassel die Burg Marientraut. Er zog damals durchs Land und sammelte Skizzen, die er selbst von Schlössern und Burgen anfertigte - auf der Suche nach dem "idealen Schloss".
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Überreste der Burg meistbietend versteigert und einzelne Steine landeten als Baumaterial in der Region. So wurde ein Inschriftenstein von 1463 an einem Gebäude in Schwegenheim gefunden und von dort ins Historische Museum der Pfalz nach Speyer gebracht. In Hanhofen erinnert unter anderem die Grundschule "Haus Marientraut" an die bewegte Geschichte. Das Grundstück, auf dem die Burg einst stand, ist heute in Privatbesitz, von der Hauptstraße aus sind aber die Wassergräben noch gut zu erkennen, auch die Adresse "Im Burgfried" erinnert an den einstigen Prachtbau.
Quellen
Informationen zu der Zeichnung des Landgraf Moritz
Quelle Kartenausschnitt - Openmaps.org
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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