Damals - vor 170 Jahren
Historisches aus Dudenhofen - Tabak und Tabakschuppen
Eine jahrhundertelange Tradition (fast) dem Gedächtnis entschwunden ...
In Dudenhofen hat der Anbau landwirtschaftlicher Sonderkulturen eine bemerkenswerte Geschichte: Während der Spargelanbau erst 1873 begann, blickt der Tabakanbau auf eine deutlich längere Tradition zurück. Bereits 1713 wurde der Tabakanbau in der Ortschronik erwähnt, und zwei Jahre später ist sogar schon der Export edler Tabakblätter über Waldsee bis nach Köln dokumentiert.
In Dudenhofen zeigt sich indes auch eindrucksvoll die jahrhundertealte Agrarvielfalt der Vorderpfalz. Tabak, Spargel und Wein haben hier in harmonischer Koexistenz die charakteristische Landschaft einer ganzen Region geprägt. Über Generationen hinweg ist sie auch ein Zeugnis nicht nur bäuerlichen Geschicks, sondern auch der reichen und bedeutsamen Kulturgeschichte der Pfalz.
Ein unverwechselbares, deutlich sichtbares und markantes Merkmal des Tabakanbaus und der Tabakproduktion waren mitunter große hölzerne Monumente, die als Tabaktrockenschuppen dienten und einen wesentlichen Bestandteil der landwirtschaftlichen Infrastruktur darstellten. Diese prägten in der Region das Orts- und Landschaftsbild – so auch in Dudenhofen, wo im Jahre 1853 schließlich eine bedeutende neue Entwicklung ihren Anfang und dann 160 Jahre später ihr Ende fand:
Nach einer im Februar 1853 vom kgl. Regierungspräsidenten ausgelobten, ihm aus Mittel des sog. „Polizeistraffonds“ zur Verfügung gestellten Prämie in Höhe von 800 Gulden, errichtet die Gemeinde Dudenhofen im Jahre 1854 einen Tabakschuppen, der dem Muster und „ähnlicher, ebenso geräumigen Bauweise“ des zwei Jahre zuvor in der Nachbargemeinde Harthausen dort auf Anordnung und für 2.400 Gulden erbauten Trockenschuppens entsprach.
Gemäß Kostenvoranschlag und Ausschreibung des Bürgermeisteramtes Dudenhofen im Königlich-bayerischen Kreis-Amtsblatt der Pfalz vom 7.4.1854 betrugen die hiernach am 27.4.1854 auf dem Gemeindehause zu Dudenhofen an „die Wenigstnehmenden“ öffentlich versteigerten Arbeiten und Lieferungen stolze 3.563,27 Gulden. Laut Ortschronik sind die tatsächlichen Baukosten später dann „um 3.649 Gulden“ ausgefallen, was im Vergleich zum 20 Prozent teurer gewordenen Bau in Harthausen doch einer recht seriösen Kostenplanung entsprach. Errichtet wurde das Bauwerk schließlich an der Stelle wo sich heute Goethestraße und Iggelheimerstraße kreuzen, also unweit der heutigen B39- Unterführung, Nähe Woogbach/Altwiesenbach.
Ob sich im Laufe der Jahre die Investitionen - wie es damals entsprechende Appelle verheißen haben - durch den „Mehrwert des Produkts und die Bereicherung der Tabakproduzenten im hohen Grade“ gelohnt haben, ist nicht überliefert, aber sehr wahrscheinlich. Schon kurze Zeit nach Errichtung des Schuppens wird gar öffentlich bekannt gemacht, dass sich „das hießige Gewächs im engeren und weiteren Kreise, durch seine Schönheit, Feinheit und Güte besonders auszeichnet und alle Erwartungen übertrifft“.
Große Verdienste um den Tabakanbau im Ort erwarb sich zu jener Zeit insbesondere auch der als angesehener Bienenzüchter bekannte und während der 1849er-Revolution vor dem Henker über die Grenze geflüchtete, besonders königstreue und mitunter wegen seiner opportunen Haltung gegen die neue Schulgesetzgebung auch politisch recht aktive Johannes Köhr, der in Dudenhofen von 1854 bis 1869 als katholischer Pfarrer wirkte: Für seinen „dahier gezogenen Tabak“ wurde der Geistliche gar im fernen München "mit silberner Vereinsdenkmünze, mit Preisbuch und Ehrendiplom" belobigt und gewürdigt.
Nachdem um 1930 auf dem angrenzenden Gelände des Tabakschuppens das Gasthaus „Zum Hirsch“ (heute Restaurant „Sembries“) entsteht, kommt es 1938 zu einem Nachfolgebau, der nun weiter abseits des Dorfes in der verlängerten Gommersheimerstraße (Nähe „Atzelhof“) errichtet wird. 60 Jahre später wird 1998 im Rahmen einer großen, äußerst bemerkenswerten und einmaligen Kunstausstellung an die besondere Bedeutung des Dudenhofener Tabakschuppens als örtliches Kulturgut und fester Bestandteil der pfälzischen Vergangenheit erinnert. 24 Künstler aus der Umgebung und der weiteren Region nehmen hieran teil und stellen auf vielfältige Weise die heimatliche (Tabak-) Tradition in den künstlerischen Fokus.
Hirnverbrannte Feuerteufel besiegelten im Sommer 2008 das Schicksal des hölzernen Baukörpers, der schließlich verkauft, bedauerlicherweise nicht mehr restauriert und dann zu Gunsten einer „Neuausrichtung“ der Pferdehaltung im Westen von Dudenhofen im Jahr 2014 abgerissen wurde.
Weitere Informationen zur Orts- Kultur- und Heimatgeschichte Dudenhofen auch auf der Homepage des örtlichen Heimatvereins unter: www.vhgd.de
Autor:Clemens Keller aus Römerberg-Dudenhofen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.