Sommerreise von Ministerpräsidentin Malu Dreyer
"Die Megatrends spielen uns in die Karten"
Rülzheim. Die Ministerpräsidentin ist auf ihrer Sommerreise unterwegs durchs Land. In diesem Jahr geht es Malu Dreyer in erster Linie darum, bei ihren Firmenbesuchen zu erfragen, wie die Unternehmen in der Coronakrise klar kommen. Bei ihrem Besuch bei der ITK Engineering GmbH in Rülzheim trifft sie auf ein Unternehmen, das von Corona so gut wie gar nicht beeinflusst worden ist. Zumindest nicht negativ.
Man habe die Mitarbeiter sofort ins Homeoffice geschickt; die Projekte seien aber wie geplant weiter gelaufen, erklärt Firmengründer Michael Englert. Elektroingenieur Englert hatte die Firma 1994 im heimischen Keller in Kuhardt gegründet; inzwischen hat das Unternehmen mit Sitz in Rülzheim mehr als 1.300 Mitarbeiter, ist an zehn deutschen Standorten vertreten und auch international tätig. Seit 2017 ist die ITK Engineering eine hundertprozentige Tochter der Robert Bosch GmbH. "Die Megatrends spielen uns in die Karten", sagt Englert. Die Digitalisierung erfordere immer mehr Entwicklungsressourcen - und die genau sind das Geschäft der ITK. Da wirke die Coronakrise sogar eher noch als Treiber. Der Druck auf alle Branchen, schneller zu digitalisieren, sei durch sie gewachsen, ergänzt Steffen Lutze, Fachreferent Digitale Transformation bei der ITK Engineering. Wo früher Organisatoren gebraucht wurden, seien heute Technologen gefordert.
Doch was macht die ITK Engineering eigentlich? Englert fasst in einem Satz zusammen: "Wir machen Maschinen intelligenter." Dabei fungiert die ITK in den allermeisten Fällen als Entwicklungspartner, steuert IT und Knowhow bei, um Lösungen für Probleme ihrer Kunden zu finden. Die kommen aus vielen Branchen, die sich im digitalen Umbruch befinden: Automotive, Nutz- und Sonderfahrzeuge sowie Medizintechnik zum Beispiel. Währen die Komplexität steige, würden Entwicklungszyklen immer kürzer. Hier hilft die ITK ihren Kunden.
"Wir wissen, wie man komplexe System entwickelt", sagt Michael Englert selbstbewusst und stellt der Ministerpräsidentin vier Beispiele vor: Seit 2012 ist die ITK Partner von Audi Sport und entwickelt mit Audi Software für elektrifizierte Rennwagen für die Formel E. Autonomes Fahren ist ein großes Thema bei ITK - vor allem der Sicherheitsaspekt. Für Off-Highway-Fahrzeuge hat die ITK ein 3D Terrain Mapping entwickelt, ein System, das über Videoinformationen Personen und Abstände erkennt und so das Arbeiten mit Baumaschinen sicherer machen soll - bis hin zum automatischen Einleiten einer Notbremsung.
Mit Rescue Wave - im Kreis Germersheim bereits im Einsatz - ist eine schnellere Sichtung und Versorgung von Verletzten bei Großschadensereignissen möglich. Die komplette Digitalisierung des Rettungsweges führt dazu, dass der Einsatzleiter die Lage von der Sichtung der Verletzten, über eine Priorisierung, den optimierten Rettungsweg, die Wahl des Transportmittels bis hin zum richtigen Zielkrankenhaus digital fest im Griff hat. Bis dato funktioniere das oftmals noch über Zettel. Gemeinsam mit einem japanischen Unternehmen hat ITK eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Anomalien im EKG-Signal nahezu in Echtzeit erkennt und auch auf einen Blick den Vergleich mit dem zu erwartenden Normalverlauf ermöglicht.
Die Ministerpräsidentin dankte dem standortverbundenen Unternehmen für sein regionales Engagement unter anderem als Mitglied im Nutzfahrzeug-Cluster Rheinland-Pfalz und in der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP). „Für den Industriestandort Rheinland-Pfalz ist Digitalisierung eines der Kernthemen der wirtschaftlichen Zukunft. Wir wollen auch weiterhin Gewinner der digitalen Transformation bleiben und brauchen dafür engagierte Umsetzungspartner wie ITK.“
Steffen Lutze nutzte die Gelegenheit, der Ministerpräsidentin als Vorsitzender der ZIRP ein Referenzprojekt im Bereich smarter und flexibler Mobilität vorzuschlagen. Es geht um eine Plattform, über die der Verkehr der Zukunft geregelt werden könnte: autonom, elektromobil, multimodal, vernetzt und geteilt. "Die Fördermittel sind da und die Menschen sind da", warb Lutze dafür, eine solche Initiative in Rheinland-Pfalz zu starten. Die ITK könne Betriebs- und Geschäftsmodelle mit entwickeln und der Politik beratend zur Seite stehen. Dreyer sagte zu, den Vorschlag mit dem Wirtschaftsminister zu besprechen. Wenig Hoffnung machte sie indes Englert und Landrat Dr. Fritz Brechtel bezüglich eines technischen Hochschulstandorts in Germersheim.
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