Onlinepetiton gegen die Früheinschulung
Mit fünf Jahren in die Schule?
Kuhardt. Mit fünf Jahren ist es oftmals zu früh für die Schule. Das weiß Maria Henkel aus Kuhardt aus eigener Erfahrung. Ihr ältester Sohn hätte im vergangenen Jahr eingeschult werden sollen. Mit fünf. "Das wäre für ihn viel zu früh gewesen; er war einfach noch nicht so weit", sagt die Mutter. Auch aus der Verwandtschaft kennt sie Beispiele für Kinder, denen es gut getan hätte, noch ein Jahr länger im Kindergarten und ohne schulischen Druck zu bleiben.
"Wenn diese Kinder keinen Erfolg in der Schule haben, vielleicht sogar ein Jahr wiederholen müssen, dann ist Schulfrust vorprogrammiert", weiß Maria Henkel. Das sind Probleme, die vermieden werden könnten, glaubt Henkel, und unterstützt daher die Petition "Stoppt die Früheinschulung in Rheinland-Pfalz", die eine Änderung des Stichtages zur Einschulung auf den 30. Juni fordert.
Alle Kinder aus Rheinland-Pfalz, die bis zum 31. August das sechste Lebensjahr vollendet haben, sind in diesem Jahr schulpflichtig. Das bedeutet, dass einige Kinder bei der Einschulung gerade erst fünf, teilweise gerade einmal sechs Jahre alt sind. Eine Zurückstellung ist fast nur aus gesundheitlichen Gründen möglich. Darüber entscheidet die Schulleitung nach Rücksprache mit dem Schularzt.
"Wir sind der Meinung, dass sich die Schulpflicht nicht allein auf das Geburtsdatum eines Kindes stützen darf", sagt Nadine Kolorz aus Urban bei Koblenz, die Initiatorin der Petition. Sie und ihre Mitstreiter möchten, dass den Eltern, deren Kinder im Juli oder August sechs Jahre alt werden, die Entscheidungsfreiheit zugesprochen wird, selbst zu beurteilen, ob ihr Kind noch in diesem Jahr oder erst im folgenden Jahr eingeschult wird. "Studien weisen darauf hin, dass sehr jung eingeschulte Kinder signifikant häufiger Opfer von Mobbing an Schulen sind, ein geringeres Selbstvertrauen haben und öfter sitzen bleiben", sagt Kolorz.
Bereits jetzt haben sich mehr als 12.000 Menschen der Petition angeschlossen. Noch bis 31. Januar ist ein Unterzeichnen möglich: openpetition.de/!einschulungRLP
Danach wird beim Landtag um eine Stellungnahme angefragt. Gerade hat Baden-Württemberg seinen Stichtag verlegt, das macht Nadine Kolorz Hoffnung. Hinter Maria Henkel liegt ein harter und langer Kampf. Sie hat es geschafft - mit Unterstützung der Erzieherinnen im Schatzkiste Kindergarten - dass ihr Sohn erst im nächsten Sommer in die Schule kommt. "Ich war mir sicher, er hätte durch die frühe Einschulung Schaden genommen", sagt sie. Ein Mitspracherecht haben die Eltern aber eigentlich keines.
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