Streit um Bewirtung und Nebenkostenabrechnungen
Update - Hördt - Wirtin und Schützenclub treffen sich vor Gericht
Update, 17. April:
Der Verein weist die Vorwürfe zurück - siehe neuer Bericht.
Update, 15. April:
Nach aktuellen Informationen hat Nadja Baumann am Wochenende die Gaststätte Nadjas Schnitzelwerk in der Kirchstraße über Nacht geräumt. Das Schnitzelwerk zieht zum TuS 04 Hördt um, heißt es inzwischen auch auf der Facebook-Seite des Schnitzelwerks.
Hördt. Die Pächterin des Schnitzelwerks, Nadja Baumann, und der Schützenclub 1960 Hördt als Verpächter treffen sich am Donnerstag, 18. April, vor dem Amtsgericht Germersheim wieder. Baumann legt Widerspruch gegen die einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung ein, die ihr einen Restaurantbetrieb während dem Osterschießen des Schützenclubs in Hördt untersagt. In der Kar- und Osterwoche darf Baumann das Restaurant laut richterlicher Verfügung nicht öffnen, die Schützen lassen sich indes von einem Caterer verköstigen.
Das Ostereierschießen ist von Montag, 15. April, bis Ostermontag, 22. April, und wäre für die Wirtin ein lukratives Geschäft. Sie darf aber nicht öffnen, weil eine richterliche Verfügung, erwirkt von ihrem Verpächter, dem Schützenclub 1960 Hördt, ihr das untersagt. Das sorgt in Hördt für Ärger und in den Sozialen Netzwerken für einen sogenannten Shitstorm, vor allem aber für Unverständnis bei den Bürgern und Kunden des Restaurants.
Hintergrund soll ein Nebenkostenstreit sein
Der Pachtvertrag, von Nadja Baumann im Januar 2017 unterschrieben, beinhaltet das Recht für den Schützenclub, die Gaststätte für die jährliche Königsfeier, einen Samstag und die Mitgliederversammlung an einem Mittwoch ausschließlich zu nutzen. Von diesem Recht macht der Verein nun Gebrauch. Hintergrund des Konflikts soll aber ein Streit um eine Nebenkostenabrechnung sein. „Ich habe noch nie eine Nebenkostenabrechnung gesehen“, sagt Nadja Baumann gegenüber dem Wochenblatt. Stattdessen trage sie die komplette Rechnung für Strom, Wasser und Heizung für das gesamte Schützenhaus. Im Pachtvertrag ist genau das auch so geregelt, abzüglich der Stromkosten für einen zweiten Zähler im Heizungsraum, an dem vermutlich das Büro des Vereins angeschlossen ist. Zu diesem Zähler hat Nadja Baumann nach eigenen Angaben keinen Zutritt mehr, da er im Heizungsraum hängt. Die Schlösser wurden ausgetauscht. Ein weiterer Zähler hängt in der Küche. Nadja Baumann hat inzwischen die Schlösser zur Gaststätte ebenfalls ausgetauscht. Es herrscht Eiszeit zwischen den Parteien.
Pachtvertrag und gelebte Praxis unterscheiden sich
Die Wirtin erklärt, dass sie mit dem früheren Vorstand ein gutes Verhältnis gehabt habe. Sie habe während dem Ostereierschießen in den letzten beiden Jahren immer bewirtet und der Verein habe nicht auf sein Recht im Pachtvertrag gepocht. Im Gegenteil sagt sie, es sei ein Miteinander gewesen.
Das ist in diesem Jahr anders: In der kommenden Woche bleibt das Restaurant zu, was wirtschaftliche Einbußen für sie bedeutet. Ein Caterer wurde vom Schützenclub für die Königsfeier letzte Woche beauftragt. Die geplanten Reservierungen über Ostern musste die Wirtin stornieren, weswegen sie Schadensersatz geltend machen will.
Nadja Baumann vermutet, dass der Nebenkostenstreit der Hintergrund dafür ist, dass der Verein ebenfalls zum Anwalt gegangen ist. Nach mehrmaligem Bitten habe sie vom neuen Vereinsvorstand immer noch keine Nebenkostenabrechnung erhalten. Sie habe dann einen Teil der Pacht einbehalten. Ein Schlichtungsversuch scheiterte, weil der Verein laut Baumann nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand. Baumann ging zum Anwalt, um sich beraten zu lassen und eine Abrechnung einzufordern. Am Freitag, 22. März, erhielt sie vom Verein die Kündigung des Pachtvertrags mit einer einwöchigen Räumungsfrist. Auch damit werden sich wohl die Gerichte beschäftigen müssen, denn inzwischen läuft eine Räumungsklage.
Diebstahl, tote Tiere und Besuche
Seither gab es mehrere Vorkommnisse rund um das Schnitzelwerk in der Kirchstraße. Am vergangenen Wochenende wurde der Spielplatz am Restaurant abgeräumt, auf dem Spielgeräte der Pächterin standen. Diese sind verschwunden. Baumann erstattete Anzeige bei der Polizei gegen Unbekannt wegen Diebstahls. Rund um das Anwesen wurden aufgeschlitzte Tiere gefunden und einen Tag nach dem Shitstorm im Internet schaute der Wirtschaftskontrolldienst im Schnitzelwerk Hördt vorbei. Baumann stellt zugleich aber klar, sie habe keine Beweise dafür, dass die Vorfälle im Zusammenhang mit dem Verfahren stehen.
Hinzu komme, dass die Brandschutzvorschriften am Schützenhaus ihrer Meinung nach nicht eingehalten werden. Sie sei damit zur Kreisverwaltung gegangen. „Ich bin als Pächterin in der Pflicht“, sagt sie. Dabei will sie nur ihr Restaurant führen, in das sie viel Geld und Liebe gesteckt habe.
Was sagt der Verein?
Das Wochenblatt hat den Schützenclub um eine Stellungnahme gebeten. Jörg Friedrich, Vorsitzender des Schützenclubs Hördt, antwortet auf Nachfrage des Wochenblatts, dass Grundlage des Verbots eine "richterliche Verfügung ist". So wie es auch Nadja Baumann sagt. Näher äußern will sich Friedrich nicht und verweist auf das laufende Gerichtsverfahren. Ohne den Anwalt werde man sich nicht äußern. Das tun indes aber Mitglieder aus dem Verein auf Facebook, die die Vorwürfe zurückweisen und im Gegenzug der Pächterin vorwerfen, sie habe sich nicht an Absprachen gehalten. Baumann lüge, behandle ihre Mitarbeiter schlecht und sei ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen.
Wer im Recht liegt, müssen nun Gerichte und Anwälte klären. jlz
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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