Neues Schöpfwerk Leimersheim
Viel los auf der Baustelle, auch wenn wenig zu sehen ist
Leimersheim. Auch wenn es manchmal verdächtig ruhig auf der Baustelle des neuen Schöpfwerks in Leimersheim aussieht, passiert dort - auch unterirdisch im Verborgenen - ziemlich viel. Am Donnerstag informierte daher die SGD vor Ort über das Schöpfwerk, den Baufortschritt und den Hochwasserschutz am Rhein im Allgemeinen. Der Bürgerdialog soll dafür sorgen, das Projekt und seine Vorteile noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und noch mehr Akzeptanz und Verständnis für temporäre Unannehmlichkeiten - etwa im Straßenverkehr - schaffen.
Jürgen Decker, Referatsleiter Wasserwirtschaft bei der SGD Süd, führte in die Thematik des Hochwasserschutzes am Rhein ein, erklärte die Aufgabe von Rückhalteräumen und Reserveräumen - wie dem bei Hördt, zu dem das neue Schöpfwerk in Leimersheim gehört. Der Reserveraum in der Hördter Rheinaue soll auf einer Fläche von rund 870 Hektar im Falle eines extremen Hochwasserereignisses bis zu 35 Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten können. Derzeit sind in ganz Rheinland-Pfalz Rpückhalteräume für 61 Millionen Kubikmeter Wasser in Betrieb, das allein zeigt die Größe der Maßnahme. Der Rückhalteraum liegt auf den Gemarkungen Hördt, Sondernheim, Kuhardt und Leimersheim. Die Deiche, deren Bemessungsgrenze bei einem extremen Ereignis am Rhein überschritten und deren Standsicherheit somit gefährdet wäre, sollen durch die Flutung des Reserveraums entlastet werden. Man geht derzeit davon aus, dass der Reserveraum, der erst dann geflutet wird, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, nur bei Extremhochwasser etwa alle 200 Jahre geflutet werden muss.
Klimawandel sorgt für neue Hochwasser-Dimensionen
Der Bau des neuen Schöpfwerks in Leimersheim ist nötig, weil im Fall eines solchen Jahrhunderthochwassers dann viel mehr Wasser aus dem Rückhalteraum abgepumpt werden müsste. Das neue Schöpfwerk mit seinen vier fischverträglichen Schneckenpumpen wird auf der Deichkrone gebaut, jeder dieser Pumpen, die landeinwärts am Deichrücken liegen, hat eine Leistung von 3,5 Kubikmeter pro Sekunde - zum Vergleich, das bestehende Schöpfwerk schafft gerade mal 6,6 Kubikmeter pro Sekunde. Die Pumpen wiegen jeweils rund 20 Tonnen und haben einen Durchmesser von3,30 Metern.
Derzeit wird am Deichquerungsbau gearbeitet, wo auch ein Ablauf entsteht - da es dabei viele Faktoren zu beachten gilt, geht der Bau nur langsam und für Beobachter kaum sichtbar - da häufig unter der Erde - voran. So muss ein Hochwasserschutz ebenso wie die Funktion des alten Schöpfwerks zu jeder Zeit garantiert sein, auch der Auto-, Rad- und Fußverkehr muss zu jeder Zeit sicher und einigermaßen flüssig ablaufen - das ist zum einen eine große Herausforderung für die Planer und sorgt gleichermaßen dafür, dass in verschiedenen Bauabschnitten gearbeitet werden muss. Die Gegebenheiten rund um die Baustelle müssen dementsprechend der jeweiligen Situation angepasst werden.
Es sind vier Bauabschnitte geplant, derzeit befinden sich die Arbeiten am Ende des ersten Bauabschnitts. Die Querung steht vor der Fertigstellung. Am Deich wurden Spundwände gesetzt, absichernde Tiefbauarbeiten wurden durchgeführt, die Straße wird höher gelegt, weil sie derzeit bei Hochwasserereignissen mit Sandsäcken abgesichert werden muss und somit als Schwachstelle im Hochwasserkonzept gilt. Der Auslauf wird gebaut. Sind alle diese Maßnahmen erledigt, beginnt der Bau des neuen Schöpfwerks, an Stelle des alten Schöpfwerks, das nach Fertigstellung des neuen abgerissen wird, entsteht dann ein Parkplatz.
Insgesamt kostet diese komplexe Baumaßnahme in Leimersheim, deren Abschluss für Ende 2023 geplant ist, rund 14,8 Millionen Euro. Das sei aber, wenn man das Schadenpotenzial eines möglichen Extremhochwassers von rund 11 Milliarden Euro und die Anzahl der gefährdeten Menschen in Betracht zieht, absolut angemessen und vertretbar.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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