Second-Hand bestellt, Neuware erhalten: So funktioniert der Betrug über die "Zalando-Vinted-Masche"
Ratgeber. Da ist es, das Fashion-Schnäppchen auf einer der bekannten europäischen Second-Hand-Plattform (wie beispielsweise Vinted). Doch wenn der Preis allzu günstig ist und das Angebot zu gut, um wahr zu sein, dann ist Vorsicht geboten, denn es kann sich hierbei um eine ganz perfide Betrugsmasche handeln. Dabei kann vorkommen, dass man einen angeblichen Second-Hand-Artikel bestellt und über die Anbieter-Plattform auch bezahlt, das gelieferte Paket aber Neuware und eine Rechnung enthält, etwa von Online-Händlern wie Zalando, Douglas oder Otto. Bekannt ist der Betrug als die "Zalando-Masche".
Bestellt man gebraucht und erhält Neuware, deutet dies auf einen Betrug hin, der als „Zalando-Vinted-Masche“ bekannt ist. In solchen Fällen ist schnelles Handeln entscheidend, da der Käuferschutz der Plattformen oft nur begrenzt hilft und im schlimmsten Fall Inkasso-Maßnahmen drohen.
Das ist die perfide Masche mit den "Second-Hand"-Schnäppchen
Beim Einkauf über Second-Hand-Plattformen wie Vinted oder Ebay erhalten betrügerische Verkäufer sensible Informationen des Käufers wie Name, Postadresse und E-Mail. Doch oft existiert der beworbene Artikel gar nicht – der Verkäufer täuscht nur vor, diesen zu besitzen. Statt den Artikel zu verschicken, nutzt der Betrüger die gewonnenen Daten, um bei einem seriösen Online-Händler im Namen des Käufers ein Kundenkonto anzulegen und den gewünschten Artikel dort zu bestellen. Die Ware wird dann direkt an den Käufer geliefert.
Dann folgt für den Kunden schnell die unangenehme Überraschung: Denn der Käufer erhält zusätzlich eine Rechnung vom seriösen Händler, obwohl er den Kaufbetrag bereits auf der Plattform bezahlt hat. Viele Verbraucher verstehen zunächst nicht, was passiert ist: Es handelt sich um einen so genannten Dreiecksbetrug, der den Käuferschutz auf Plattformen wie Vinted aushebelt. Bekannt ist diese Betrugsmasche auch als "Zalando-Masche" oder "Zalando-Vinted-Masche". Dabei verzögern und verschleiern die kriminellen Onlinehändler eine Transaktion so lange, bis der Käuferschutz der genutzten Verkaufsplattform nicht mehr wirksam ist.
Kriminelle Onlinehändler spielen auf Zeit
Die Betrüger nutzen dabei nicht nur die Daten ihrer Opfer, sie kennen auch jede Möglichkeit, um Zeit zu gewinnen. Da viele Online-Shops ihre Rechnungen per E-Mail und nicht mehr im Paket versenden, lassen die Täter die Rechnung an ihre eigene E-Mail-Adresse schicken. Auch Folgemahnungen gehen so an die Betrüger, so dass der Käufer erst dann von der Forderung erfährt, wenn der seriöse Händler ihn postalisch kontaktiert oder ein Inkassobüro beauftragt. Am Ende hat der betrügerische Verkäufer das Geld von der Plattform erhalten und den Käuferschutz umgangen, während der Käufer aufgefordert wird, die Ware erneut zu bezahlen. Selbst wenn der seriöse Händler die Ware zurücknimmt und die Rechnung storniert, steht der Käufer letztlich ohne Artikel und mit einem finanziellen Verlust da.
Die „Zalando-Masche“ erkennen: Tipps, um Betrug auf Second-Hand-Plattformen zu vermeiden
Um die „Zalando-Masche“ zu erkennen und Betrug auf Plattformen wie Vinted zu vermeiden, lohnt sich ein genauer Blick auf den Account des Verkäufers. Wurde das Benutzerkonto erst kürzlich erstellt? Wie viele und welche Art von Produkten werden angeboten? Ein neuer Account mit nur wenigen Artikeln, die einfach überall erhältlich sind, ist ein Warnsignal. Auch der Einsatz von Herstellerfotos anstelle privater Bilder sollte skeptisch machen.
- Besonders vermeintlich preisgünstige Angebote sollten ebenfalls kritisch hinterfragt werden. Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist oft eine Falle. Die „Zalando-Masche“ kommt jedoch auch bei regulären Preisen vor, die kein Schnäppchen darstellen.
- Verkäuferbewertungen können Hinweise geben, sind aber nicht immer verlässlich. Gefälschte Bewertungen sind verbreitet, und oft bemerken Käufer erst nach einer positiven Bewertung, dass sie Opfer eines Betrugs wurden.
- Ein hilfreicher Schritt ist, den Verkäufer um einen Sendungsverfolgungs-Link zu bitten und zu prüfen, ob die Absenderadresse mit der des Verkäufers übereinstimmt. Ungereimtheiten sind ein deutliches Warnsignal.
- Pakete sollten direkt nach der Lieferung geöffnet werden, um sicherzustellen, dass die Frist für den Käuferschutz nicht verstreicht. Beispielsweise beträgt der Käuferschutz bei Vinted nur zwei Tage nach Erhalt des Pakets.
- Kommt die Ware im Originalkarton, ist es wichtig zu prüfen, wer der Absender ist – der Verkäufer von der Plattform oder ein anderer Shop, bei dem nichts bestellt wurde. Liegt eine Rechnung eines unbekannten Shops bei, ist schnelles Handeln notwendig, da das Zeitfenster für den Käuferschutz oft nur wenige Tage beträgt.
- Wenn das angeblich verschickte Paket gar nicht ankommt, sollte der Warenerhalt niemals bestätigt werden, auch wenn der Verkäufer dies verlangt, um angeblich das Geld zurückzuerstatten.
Was tun, wenn Betrug bereits passiert ist?
Wenn der Verdacht besteht, Opfer der „Zalando-Masche“ geworden zu sein, sollte sofort der Käuferschutz auf der Online-Plattform aktiviert werden, sofern dieser verfügbar und gebucht ist. Auf Plattformen wie Vinted ist dies über die Option „Ich habe ein Problem“ im Chat mit dem Verkäufer möglich. Wichtig ist, schnell zu handeln, da oft nur wenige Tage Zeit bleiben – bei Vinted etwa sind es nur zwei Tage nach Warenerhalt.
- Eine Anzeige bei der Polizei ist der nächste Schritt. Dies kann bei jeder Polizeidienststelle oder, je nach Bundesland, auch online über die „Onlinewachen der Landespolizei“ erfolgen.
- Zusätzlich ist es ratsam, den seriösen Händler zu kontaktieren, der die Ware geliefert hat, und über den Identitätsdiebstahl zu informieren. Die Anzeige der Polizei kann dabei als Nachweis beigefügt werden. Viele Händler sind mit dieser Masche vertraut und zeigen sich kulant, indem sie die Ware zurücknehmen und die Rechnung stornieren.
- Das reguläre 14-tägige Widerrufsrecht beim seriösen Händler bietet eine weitere Möglichkeit zur Absicherung. Hier kann ein Musterbrief verwendet werden, um den Widerruf zu erklären.
- Zahlungen, die per Kreditkarte oder über Zahlungsdienstleister erfolgt sind, können ebenfalls rückgängig gemacht werden, etwa durch das Chargeback-Verfahren. Auch hier ist schnelles Handeln entscheidend.
- Auch ohne gebuchten Käuferschutz sollte der betrügerische Account der Plattform gemeldet werden, um weitere Fälle zu verhindern.
- Andere Nutzer können durch eine Warnung in Form einer Bewertung des Verkäufers aufmerksam gemacht werden.
*Hinweis: Die beschriebene Betrugsmasche wird als "Zalando-Vinted-Masche" bezeichnet. Das heißt nicht, dass diese Anbieter und Plattformen generell unseriös sind. Sowohl Zalando als auch Vinted sind seriöse, geprüfte Unternehmen, die jedoch auch von den kriminellen Usern für ihre betrügerischen Zwecke genutzt werden. Außerdem können auch andere Online-Shops für den Dreiecksbetrug genutzt werden.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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